Was machen, wenn es wie 2023 bei der späten Herbstsaat nur regnete und man nicht ins Feld fahren konnte? An Bodenbearbeitung und Säen des Wintergetreides war vielerorts aufgrund der Niederschläge und des nassen Bodens nicht zu denken. Als Notlösung bietet es sich an, im Frühjahr eine Sommerfrucht anzubauen, beispielsweise Sommerraps.

Interessante Frühjahrskultur

Sommerraps ist auch eine Alternative für den Anbau von Winterraps. Vielen Landwirten bereitet dieser seit dem Wegfall der Insektizidbeizung Probleme. Rapserdfloh, Rapsblattwespe, Stängelrüssler und Co. richten massive Schäden an, sofern es nicht gelingt, rechtzeitig zu behandeln. Dafür sind nur wenige Pyrethroidmittel mit Sonderbewilligungen zugelassen.

«Landwirte haben mich darauf angesprochen, ob nicht Sommerraps die Lösung sei, um dem Schädlingsbefall mit dem Erdfloh im Herbst zu entgehen», erzählt Pius Fleischmann, und weiter: «Ich bin überzeugt, dass man mit Sommerraps am meisten herausholen kann.» Er zählt die wirtschaftlichen Vorteile gegenüber anderen Sommerkulturen wie Sommerweizen oder Kunstwiese auf: besserer Preis und der Einzelkulturbeitrag (Ölbeitrag) von Fr. 700.–.

Pius Fleischmann ist im Hauptberuf Pflanzenschutzberater bei der Omya (Schweiz) AG Agro und testete den Anbau von Sommerraps auf einer 2 ha grossen Versuchsparzelle in Egnach TG. «Sommerraps erfordert eine gänzlich andere Kulturführung als Winterraps», sagt er.

Eingeschränkte Sortenwahl

Eine Sortenwahl habe man mit Sommerraps kaum. Die einzige Sorte auf dem Markt ist Mirakel, deren Sorteneigenschaften nicht optimal sind. «Beim Winterraps hat die Züchtung vorwärts gemacht. Es gibt Sorten, die ertragsstark und standfest sind. Die Schotenplatzanfälligkeit ist gering und die Ölqualität gut. Hingegen ist die Züchtung beim Sommerraps auf Stand anno dazumal», fasst Pius Fleischmann zusammen. Das betrifft nicht nur das tiefere Ertragsniveau, sondern auch die Schotenplatzanfälligkeit. «Dieses Risiko lässt sich mit Preludio, einen Algenextrakt, vermindern», rät Fleischmann. Die Anwendung solle kurz vor der Blüte erfolgen. [IMG 2]

Die Bodenbearbeitung machte Pius Fleischmann wie beim Winterraps ab Mitte Februar. Die Ansaat erfolgte am 7. März 2023. Im Gegensatz zum Winterraps macht Sommerraps keine Seitentriebe. Deshalb verdreifachte Fleischmann die Saatmenge. Die Saat lief gut auf. Rapserdfloh, Stängelrüssler und die Rapsblattwespe machten ihm keine Probleme.

Rapsglanzkäfer im Anflug

Dann aber fiel der Rapsglanzkäfer ins Vorzeigefeld ein. «Es wäre möglich gewesen und hätte Sinn gemacht, den Rapsglanzkäfer zu bekämpfen. Die nasskalten Boden- und Wetterverhältnisse machten jedoch eine sinnvolle Behandlung unmöglich», erzählt Pius Fleischmann. Der Schaden war dann auch massiv.

Das Feld ist durch Sommerraps bis ca. Mitte August belegt. Fleischmanns Ernte erfolgte denn auch am 11. August 2023 (157 Tage nach der Saat), ca. einen Monat nach der Ernte des Winterrapses. Das Feld war sehr heterogen im Ertrag. Im Durchschnitt konnte Fleischmann 21,8 dt/ha Raps (getrocknet, gereinigt) rausholen. «Das war in Anbetracht der Schäden durch den Rapsglanzkäfer befriedigend», so sein Fazit.

Seinen Sommerraps, herbizidfrei und ohne Pflanzenschutzmittel, konnte er aber dann als IP-Suisse-Raps mit einer Prämie von Fr. 10.– vermarkten. «Man kann Sommerraps auch ganz ohne Pflanzenschutzmittel wagen. Wenn es nicht klappt, muss man jedoch reagieren, den Raps behandeln und sich von den entsprechenden Programmen abmelden», sagt Fleischmann, und weiter: «Wenn man sauber pflügt, der Unkrautdruck in der Parzelle tief ist, kann auch Herbizidfrei funktionieren.»

Weiter müssten sich die Landwirte bewusst sein, dass Ausfallraps heranwachse, der nicht so ohne Weiteres im Winter abfriere. Die tiefen Rapspfahlwurzeln gehen sogar unter die Bearbeitungstiefe und können so für eine bessere Durchlüftung und Durchmischung des Bodens sorgen.

So funktioniert der Anbau (Quelle Pius Fleischmann)