Spiropidion sei ungefährlich für Bestäuber und Nutzinsekten, betonte der Basler Konzern am Dienstag in einem Communiqué. Der Wirkstoff gehöre zu einer Klasse von Insektiziden, die Nutzpflanzen von innen heraus vor dem Angriff von Schädlingen schützen würden.

Zulassung in Europa kommt erst später

Das neue Spritzmittel auf Basis des Wirkstoffs Spiropidion soll laut Syngenta in den kommenden Monaten in Guatemala auf den Markt gebracht werden. In dem Land habe Syngenta bereits im September die Zulassung erhalten. Das Produkt werde unter dem Namen «Elestal Neo» vermarktet.

Markteinführungen seien danach in Paraguay und Pakistan geplant sowie für 2023 in Brasilien, abhängig von der Zulassung. In der Europäischen Union werde der Zulassungsantrag in den Jahren 2022 oder 2023 eingereicht. Syngenta plane das Insektizid in den nächsten sechs Jahren in mehr als 60 Ländern weltweit einzuführen. Der jährliche Spitzenumsatz werde auf mehr als 400 Millionen Dollar geschätzt.

 

Anderer Angriffspunkt

Im Gegensatz zu Neonicotinoiden, die wegen eines möglichen Risikos für Bestäuber in der Schweiz und der EU verboten sind (siehe unten), handelt es sich beim neuen Syngenta-Wirkstoff Spiropidion nicht um ein Nervengift. Stattdessen greift es die biologische Herstellung von Fettsäuren an und blockiert dort ein wichtiges Enzym. Spiropidion wird laut einer Publikation von Syngenta-Forschenden über das Gefässsystem in Wurzeln und Blätter transportiert, was die ganze Pflanze vor saugenden Insekten schützen könne. 

Dieselbe Wirkungsweise über die Hemmung der Fettsäure-Biosynthese hat auch der Wirkstoff Spirotetramat. Im Pflanzenschutzmittel Movento von Bayer ist Spirotetramat in der Schweiz für verschiedene Beeren-, Gemüse- und Obstkulturen im Freiland wie auch Gewächshaus zugelassen. 

Das neue Insektizid sei für den Einsatz auf dem Feld geeignet. Gemäss dem amerikanischen National Center for Biotechnology Information gilt Spiropidion als akut giftig beim Einatmen und sehr giftig für Gewässer, auch langfristig. 

 

Kritik wegen Neonicotinoiden

Syngenta und sein deutscher Mitbewerber Bayer standen in den letzten Jahren mit vermeintlich bienenschädlichen Insektiziden in der Kritik. Seit 2019 dürfen drei sogenannte Neonicotinoide in der Schweiz sowie in der EU nicht mehr im Freiland, sondern nur noch in Gewächshäusern eingesetzt werden. Auch Gaucho, das als Saatgutbeizmittel Zuckerrüben vor der Virösen Vergilbung schützen sollte, ist ein Neonicotinoid und bleibt nach einem Entscheid des Bundesamts für Landwirtschaft gegen die Notzulassung verboten. Auch Schweizer Imker sehen in Gaucho und anderen Neonicotinoiden ein Risiko.  

Die Chemiekonzerne stellten die Gefahr für Bienen durch diese Stoffe stets in Abrede.