Entwaldung und Waldumnutzungen zerstören wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen, setzen indigene Völker und lokale Gemeinschaften unter Druck, nehmen ihnen die Lebensgrundlage. So schildert der WWF in einer Mitteilung die dramatischen Auswirkungen, die der Soja-Anbau im grossen Stil haben kann. Um entwaldungsfreie Lieferketten zu gewährleisten und Menschenrechtsverletzungen zu verhindern, müssten Sojahändler einerseits die Lieferketten-Transparenz verbessern und laufend erhöhen sowie sich andererseits zur unbedingten Einhaltung von Menschenrechten verpflichten. Auf diese Weise würden sie den Markt für Soja aus abgeholzten oder umgewandelten Flächen schliessen, heisst es weiter. Offenbar tut dies eine Mehrheit der globalen Sojahändler nicht.

Keine ausreichenden Verpflichtungen

So zeige eine Studie des WWF und der Non-Profit-Organisation Global Canopy, dass die Selbstverpflichtungen der Sojahändler weder alle gefährdeten Gebiete abdecken, noch die gesamt Lieferkette umfassen. 

Analysiert wurden 22 Händler, die zusammen laut WWF 84 Prozent der weltweiten Sojaexporte ausmachen. Damit würden sie eine zentrale Rolle beim Schutz der Wälder spielen. Aber keiner schnitt im Ranking mit einer guten Punktzahl ab: Das beste Ergebnis lag bei 52,5 von 100 möglichen Punkten. 

Mehr Transparenz und  Verbindlichkeit

Um diese Missstände anzugehen stellt der WWF folgende Forderungen:

  • Agrarunternehmen sollen ihre Verpflichtungen ausweiten und Aktionspläne umsetzen. Ausserdem sei die Transparenz bei der Berichterstattung über die Risikoexposition und die Fortschritte bei den Verpflichtungen im Laufe der Zeit zu erhöhen.
  • Soja-Einkäufer sollen ihre Lieferketten transparent und frei von Abholzung und Waldumwandlung machen, Menschenrechte einhalten und von ihren Lieferanten verlangen, dass sie dasselbe für ihre gesamte Geschäftstätigkeit tun.
  • Politiker sollen verbindliche Gesetze schaffen, die strenge Sorgfaltspflichten von Handelsunternehmen verlangen. Zudem müssten neue Handelsabkommen  soziale und ökologische Nachhaltigkeitsstandards enthalten.

 

Vorbildliche Lieferanten für die Schweiz 

Für Sojahändler empfiehlt der WWF unter anderem, mindestens vierteljährlich alle direkten und indirekten Lieferanten zu überprüfen. In den Cerrados (einer brasilianischen Savannen-Region) sollten sie am Überwachungs-, Kontroll- und Reportingsystem der Cerrado Working Group teilnehmen. Dies ist der Fall für CJ Selecta, Imcopa and Caramuru – jene Lieferanten, die (neben anderen «engagierten Lieferanten») mit dem Soja Netzwerk Schweiz zusammenarbeiten, wie Stefan Kausch auf Anfrage erklärt. 

Diese drei Sojahändler wurden in de WWF-Analyse zwar nicht berücksichtigt, werden aber als Erfolgsgeschichte erwähnt. Dies, weil sie sich im Januar 2021 dazu verpflichtet haben, für eine 100-prozentig Abholzungs- und Waldumnutzungsfreie Lieferkette zu garantieren.

«Schweizer Futtersoja-Importe aus Brasilien sind rückläufig», führt Stefan Kausch weiter aus, «Im Jahr 2020 kamen 58% der Futtersoja-Importe aus Europa.» Ausserdem stamme das Futtersoja für die Schweiz aus rodungfreiem Abbau, sei GVO frei und nach einem vom  Soja Netzwerk anerkannten Standard zertifiziert. Der WWF – selbst Mitglied im Soja Netzwerk – habe berechnet, dass zertifiziertes Futter-Soja aus rodungsfreier Produktion in Brasilien 60 Prozent weniger Treibhausgase verursacht, als solches aus konventionellem Anbau.