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Jeder der drei Standorte ist spezialisiert auf einen bestimmten Bereich der Zucht. Der in diesen Tagen auf einer Leserreise der "BauernZeitung" besuchte Betrieb in Alberta konzentriert sich auf die Abkalbung und die Aufzucht der Kälber. Die beiden anderen Betriebe in British Columbia und Quebec betreuen die anderen Bereiche wie z.B. die Milchproduktion.

Rund 45 Kälber kommen pro Tag auf dem Betrieb in Alberta auf die Welt, insgesamt etwa 4500 pro Jahr. Damit die Kälber auf diesem Betrieb auf die Welt kommen, werden die tragenden Kühe vor der Abkalbung von den anderen Betrieben auf diesen Betrieb geführt.

Die hochtragenden Tiere stehen dort bis zu 13 Stunden am Stück im Transporter. Pro Woche kommen rund 350 Kühe von Quebec und Britisch Columbia auf diesen Betrieb. Bei jedem Transport gehen jeweils auch wieder abgekalbte Kühe zurück auf die anderen Betriebe.

Pasteurisierte Milch für die Kälber

Rund 350 Kälber werden auf dem Betrieb gehalten. Bis sie acht Wochen alt sind werden sie in Einzelboxen gehalten. Angefangen wird mit zwei Liter Milch pro Tag verteilt auf zwei Portionen. Die Milch wird hochgefahren bis auf sechs Liter pro Tag. Ab der achten Wochen erhalten sie keine Milch mehr und kommen in einen anderen Stall, wo sie in Gruppen bis zu 30 Tieren gehalten werden.

Den Kalbern wird ausschliesslich pasteurisierte Milch vertränkt. Dies weil der Betrieb zwei separate Melkstände hat, einen für die gesunden und einen für die kranken Kühe. Die Milch der gesunden Kühe wird verkauft. Die der Kühe mit Euterproblemen, zu hohen Zellzahlen, die behandelt wurden, usw. kann nicht verkauft werden. Um sie zu säubern wird sie pasteurisiert und danach an die Kälber vertränkt.

Rund um die Uhr auf dem Betrieb

Der Betrieb in Alberta ist auf die Milchviehhaltung und Zucht spezialisiert. Der grösste Teil des Futters wird zugekauft und in neun Fahrsilos und Heuscheunen gelagert. Daneben schmückt ein grosses Silo für Sägemehl den Betrieb, dies wird als Einstreu verwendet.

Der Betrieb in Alberta hat rund 3000 Hektaren Land, wobei etwa die Hälfte an den Vorbesitzer verpachtet ist. Von ihm kauft der Betrieb jeweils Hafer Mais und Gerste, Heu und Stroh. Der Standort in Alberta hat Westcoast Holstein vor rund einem Jahr gekauft. Der Vorbesitzer hat noch drei weitere Farmen und ein Auktionshaus.

18 Personen arbeiten Vollzeit auf der Farm, jeweils sechs über Nacht und 12 über Tag. Ein Arbeitstag umfasst 12 Stunden, alle arbeiten 12 Tage und haben danach zwei Tage frei, ausser die Melker, sie haben nach 11 Tagen drei Tage frei.

Embryotransfer bei den besten Kühen

Der Stall in BC beherbergt vor allem die Show-Kühe. Diese Tiere werden speziell versichert, da ihr Wert zwischen 200‘000 und 1,2 Mio Dollar liegt. Kühe, welche an den Shows gut abschneiden und hoch in der Genetik stehen, werden als Eizellenspender für Embryotransfer gebraucht. Dies wird auf dem Betrieb in Alberta durchgeführt.

Nach einiger Zeit des ‚Floodings‘, wie der Prozess der Eizellenentnahme auch genannt wird, werden die Kühe wieder belegt, da ohne Kalb keine Showteilnahme möglich ist. Bis zu fünf Mal Besamen nachdem eine Kuh zur Eizellenspende eingesetzt wurde sei normal, bei einigen brauche es auch paar Dosen mehr, sagt der Besamer des Betriebes schmunzelnd.

Die Embryos werden vor allem bei den Rindern eingepflanzt, bereits einmal gekalbte Kühe werden besamt oder per Natursprung gedeckt. Eine Kuh wird auf dem Betrieb 65 Tage nach dem Abkalben wieder belegt. Hormonelle Unterstützung für eine bessere Aufnahme sei normal.

Kühe kalben maximal dreimal ab

Es werden ausschliesslich betriebseigene Bullen resp. Sperma eingesetzt. Im Schnitt sind pro Jahr 20 Bullen auf dem Betrieb im Einsatz. Die besten Bullen würden an Semex verkauft, die zwar in der Genetik hochstehenden, aber zu wenig hoch für Semex, werden auf dem Betrieb eingesetzt. Bei der Wahl des Bullen werde vor allem auf die Milchmenge und die Milchinhaltsstoffe geachtet, aber auch auf das Fundament, betont der Besamer des Betriebes.

Die Kühe würden auf dem Betrieb maximal drei Mal abkalben, mehr sei extrem selten, betont ein Mitarbeiter. Einige Kühe bringe man nach dem ersten Kalb nicht mehr tragend.

Ein Stalldurchschnitt für die Milchmenge sei schwierig anzugeben, da die Tiere kurz nach dem Kalben die Farm in Alberta verlassen und wieder auf eine der anderen beiden Farmen gehen.

Der geschätzte Durchschnitt liege aber bei rund 44 Liter. Die beste Kuh im Moment gebe 73 Liter am Tag bei 4,4% Fett und 3,6% Eiweiss, die Zellzahl liegt bei 60‘000. Sie wird nun auch auf die Eizellenspende vorbereitet.

Tamara Wülser

Die Autorin befindet sich zurzeit mit einer Gruppe Leser(innen) auf Leserreise in Kanada.