Der deutsche Bundestag hat mit der Änderung des Naturschutzgesetzes beschlossen, dass ein Wolfsabschuss in Zukunft auch dann möglich ist, wenn der für den Riss verantwortliche Wolf nicht identifiziert wurde. Das berichtet Agrarheute

Schiessen, bis die Attacken stoppen

So können neu solange Wölfe geschossen werden, bis die Attacken auf Weidetiere wie Schafe aufhören – auch wenn dafür ein ganzes Rudel ausgelöscht wird. Allerdings müssen die Behörden im Voraus jeden einzelnen Abschuss bewilligen. 

Kreuzungen zwischen Wolf und Hund (umgangssprachlich "Hybride") sollen generell geschossen werden.

Bewilligung wird leichter erteilt

In Zukunft dürfte es aber einfacher werden, eine Abschussbewilligung für Wölfe zu bekommen. Neu reicht dazu bereits die Vermeidung "ernster wirtschaftlicher Schäden" als Begründung aus. In der bisherigen Version des Gesetzes war die Rede von "erheblichen Schäden".

Mit diesen Anpassungen sollen auch Schäden an Weidentieren von Hobbyhaltern berücksichtigt werden. 

Keine fixen Jagdzeiten

Bei der Debatte im Bundestag gingen die Meinungen auseinander bei der Frage, ob das neue Gesetz für den Schutz der Weidetiere ausreichen würde. Schliesslich wachse der Wolfbestand in Deutschland jedes Jahr um 35 Prozent und 2018 habe es mehr als 2000 Risse geben.

Ein Teil der Politiker forderte, den Wolf ins Jagdgesetz aufzunehmen und damit fixe Jagdzeiten für das Raubtier einzuführen. Auch wolfsfreie Räume waren ein Vorschlag.

Europäische Verträge verletzt?

Möglicherweise verstösst der mögliche Abschuss ganzer Wolfsrudel gegen Europarecht. Im Bundestag wurde daher gewarnt, es könnte wegen der Gesetzesänderung ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland geben. 

Tötung soll Ultima Ratio sein

Die Umweltschutzorganisation WWF begrüsste laut Agrarheute die neuen Regelungen. Wichtig sei aber, dass Ausnahmen vom Schutzstatus der Wölfe und anderer geschützter Tiere nur innerhalb klar gesetzter Grenzen möglich sei. Der Abschuss müsse Ultima Ratio bleiben. 

Flächendeckende Herdenschutzmassnahmen sind gemäss WWF wichtig für ein langfristiges Zusammenleben von Menschen, Weide- und Wildtieren. 

 

Kontroverse Reaktionen

Gemäss AgE ist der deutsche Bauernverband nicht ganz zufrieden mit dem neuen Wolfs-Gesetz. Es brauche aber eine weitere Lockerung des Schutzes. Man müsse anerkennen, dass dieses Raubtier  in Deutschland nicht mehr gefährdet sei.

Auch der deutsche Jagdverband äusserte sich ähnlich. Es fehle ein bundesweites Managementkonzept für den Wolf.

Der Naturschutzbund Deutschland NABU war erleichtert, dass der ursprüngliche Gesetzesentwurf noch einmal überarbeitet worden war. So würden jetzt gesetzlich Herdenmassnahmen gefordert.