Die Massentierhaltungs-Initiative (MTI) blieb auch in der Ostschweiz chancenlos. Die Ablehnung war – ausser in den Kantonen Schaffhausen und Zürich – sogar höher als das gesamtschweizerische Resultat von 62,86 Prozent. Am wuchtigsten war die Ablehnung im Kanton Appenzell Innerrhoden, wo über 78 Prozent ein Nein in die Urne legten. Walter Mock, Präsident des Innerrhoder Bauernverbands, überrascht das deutliche Resultat in seinem Kanton nicht. «Viele haben hier noch einen bäuerlichen Hintergrund. Die Leute sehen, was wir machen und wie wir produzieren», sagt er gegenüber der BauernZeitung. Als weiteren Grund nennt Mock, dass die Stimme des Bauernverbands im Kanton hohes Gewicht hat.
Breite Nein-Allianz im Kanton Thurgau
Gross war auch die Ablehnung der MTI im Kanton Thurgau. Dort stimmten 69 Prozent gegen die Initiative. Maja Grunder, Präsidentin des Verbands Thurgauer Landwirtschaft, zeigte sich am Tag nach der Abstimmung sehr zufrieden: «Am meisten freut mich, dass die MTI in allen Thurgauer Gemeinden abgelehnt wurde.» Das Abstimmungsresultat zeige, dass die Bevölkerung hinter der Landwirtschaft stehe. Eine Rolle spielte sicherlich auch, dass es im Thurgau eine breite Allianz gegen die MTI gab, bestehend aus Bauernverband, Gewerbeverband, Industrie- und Handelskammer und allen bürgerlichen Parteien.
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Für den St. Galler Bauernverband ist die Ablehnung der MTI ein Verdikt dafür, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger kein Angebotsdiktat bei tierischen Lebensmitteln wollen. Das Tierwohl-Niveau in der Schweiz sei im weltweiten Vergleich bereits sehr hoch. «Zahlreiche Labels stellen ausreichend Fleisch, Eier oder Milchprodukte auch für höhere Ansprüche sicher», schreibt der SGBV in einer Mitteilung. Das habe die Stimmbevölkerung erkannt.
«Wir sind dankbar, dass die Vorlage so deutlich abgelehnt und ein massiver Rückgang der einheimischen Produktion und deren Ersatz durch Importe verhindert wurde.»
Medienstelle St. Galler Bauernverband
Mit der Bevölkerung im Dialog bleiben
Am meisten Sympathien genoss die MTI im Kanton Zürich. Dass es auch dort ein Nein gab, überraschte Martin Haab, Präsident des Zürcher Bauernverbands. Die Ablehnung von 53 Prozent wertet er als positiv.
«In den Städten waren wir chancenlos. Es ist uns aber gelungen, in praktisch allen Landgemeinden ein Nein zur erzielen. Das zeigt, dass die Bäuerinnen und Bauern einen sehr guten Job im Abstimmungskampf gemacht haben.»
Martin Haab, Präsident Zürcher Bauernverband
Mit dem Tag der offenen Stalltür habe man sicherlich wichtige Aufklärungsarbeit leisten können, ist der ZBV-Präsident überzeugt. Wie viel diese Aktivitäten zur Ablehnung der MTI beitrugen, sei schwierig zu beziffern. «Wesentlich grösser war der Einfluss unserer Aktivitäten auf den Social-Media-Kanälen, mit denen wir viele junge Leute erreichten», so Haab.
Im doch sehr landwirtschaftlich geprägten Kanton Schaffhausen stimmten rund 60 Prozent gegen die MTI. Für Christoph Graf, Präsident des Schaffhauser Bauernverbands, ist das deutliche Resultat beruhigend: «Das zeigt, dass die Bauernfamilien Rückhalt bei der Bevölkerung haben.» Auf diesem Vertrauensbeweis müsse man aufbauen, hält Graf fest. «Denn nach der Abstimmung ist vor der Abstimmung.» Der Schaffhauser Bauernverband wolle auch zukünftig öffentliche Flurgänge und Tage der offenen Stalltüren durchführen. Es sei wichtig, mit der Bevölkerung im Dialog zu bleiben und zumindest Aktivitäten anzubieten, wo sich Interessierte über landwirtschaftliche Themen informieren können.