Die Massentierhaltungs-Initiative scheitert am Volks- und Ständemehr. 62,86 Prozent der Stimmberechtigten lehnten die MTI ab. Der einzige Kanton, der die Initiative annahm, war Basel-Stadt. Die Stimmbeteiligung betrug 52,44 Prozent.
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17: 20 Uhr: SALS sieht Ergebnis als Vertrauensbeweis für die Land- und Ernährungswirtschaft
Die Schweizerische Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor (SALS) spricht von einer guten Nachricht für den Schweizer Agrar- und Lebensmittelsektor. Eine Mehrheit des Volkes spreche sich mit dem Nein gegen die Verankerung der privaten «Bio-Standards» in der Bundesverfassung aus.
«Dies ist ein starker Vertrauensbeweis für die Land- und Ernährungswirtschaft, die sich täglich darum bemüht, den Konsumentinnen und Konsumenten ein vielfältiges, sicheres und qualitativ hochwertiges Angebot für jedes Budget zur Verfügung zu stellen.»
Medienstelle Schweizerische Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor
Die von der Land- und Ernährungswirtschaft vorgebrachten Argumente seien gehört worden, heisst es weiter. Die Vereinigung weist darauf hin, dass bei einer Annahme der Initiative mehr als 8000 Arbeitsplätze vernichtet worden wären, davon 4000 in der Verarbeitung. Das klare Ergebnis der Abstimmung erlaube es, in die Zukunft zu blicken und die kontinuierliche Verbesserung des Sektors hin zu mehr Nachhaltigkeit fortzusetzen.
17:16 Uhr: Berner Bauernverband ist froh über das Resultat
Die Berner Landwirtschaft sei froh über das Nein zur MTI, schreibt der Berner Bauernverband. Eine deutliche Mehrheit der Berner Bevölkerung habe ein nicht zielführendes Angebotsdiktat abgelehnt. Wenn alle Ja-Stimmenden das bereits vorhandene Angebot von Label-Produkten in Zukunft nutzen würden, dann könnten sich Bio-Lebensmittel und andere besonders tierfreundliche Labels über eine markante Steigerung des Absatzes bei tierischen Produkten freuen und zahlreiche Bauernbetriebe ihre Tierhaltung umstellen und die Pflanzenproduktion ausbauen, heisst es im Communiqué.
16:58 Uhr: Kagfreiland zeigt sich enttäuscht
Die Nutztierschutz-Organisation Kagfreiland zeigt sich enttäuscht über den Ausgang der Abstimmung über die MTI. Sie fordert Konsumenten auf, die Missstände ernst zu nehmen und keine Produkte mit dem Minimalstandard zu kaufen.
«Die wahren Verlierer sind nicht die Initianten oder Befürworter, sondern unsere Nutztiere. Für sie ändert sich leider gar nichts.»
Simone Steiner, Medienverantwortliche von Kagfreiland
Kagfreiland fordert Konsumenten auf, beim Einkauf Labelprodukte zu bevorzugen oder beim Bauern in der Region direkt einzukaufen. In Zukunft setzt KAGfreiland vermehrt auf Aufklärungskampagnen. Für die Nutztierschutz-Organisation liege ein langer Weg vor sich, damit Nutztiere nicht als Industrie-Produkte, sondern wieder als Tiere mit Herz und Seele betrachtet würden.
16:52 Uhr: Demeter sieht notwendige Reform der Tierhaltung aufgeschoben
Der Handlungsbedarf hin zu einer Landwirtschaft, die sich an der Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt ausrichtet, bleibe mit dem Nein zur MTI bestehen, hält Demeter, der Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft, fest. Umso wichtiger seien jetzt eine zukunftsweisende Agrarpolitik und ein verantwortungsvoller Konsum tierischer Produkte. Das Grundanliegen, eine nachhaltigere Tierhaltung, sei mit dem Nein zur MTI nicht vom Tisch.
«Der Wandel, den die Initiative gefordert hat, muss kommen. Denn wir leben auf zu grossem Fuss und können uns die industrielle Tierhaltung und die enormen Mengen Importfutter eigentlich gar nicht leisten.»
Alfred Schädeli, Präsident des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft
Die Initiative habe aufgezeigt, dass es eine Umkehr hin zu einer standortangepassten Landwirtschaft brauche, in der Tiere ein würdevolles Leben haben. Dazu gehöre auch, dass die Nährstoffüberschüsse und der Antibiotikaeinsatz reduziert werden. Diese Erkenntnisse müssen bei der zukünftigen Ausrichtung der Agrarpolitik konsequent mit einbezogen werden.
16:34 Uhr: SBLV erleichert über das Nein zur MTI
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) sei erleichtert über das klare Abstimmungsresultat zur Massentierhaltungs-Initiative, heisst es im Communiqué des SBLV. Die im Rahmen der Initiative formulierten Anforderungen ans Tierwohl seien bereits da. Die Konsument(innen) könnten eine entsprechende Entwicklung mit ihrem Kaufverhalten fördern.
«Die Schweizer Bauernfamilien danken allen, die ein Nein zu dieser unnötigen Initiative in die Urne gelegt und der Schweizer Landwirtschaft und ihrer verantwortungsvollen Produktion das Vertrauen ausgesprochen haben.»
Medienstelle SBVL
16:29 Uhr: Bio Suisse sieht nun die Konsument(innen) in der Pflicht
Dass die Bio Suisse-Richtlinien als Massstab für eine Initiative dienen, sei ein Hinweis auf den hohen Standard der Bio-Tierhaltung, schreibt die Medienstelle von Bio Suisse zur Ablehnung der MTI. «Dass mehr möglich ist als das Schweizer Tierschutzgesetz, zeigen die Bio-Tierhalter(innen) täglich und bieten den Tieren mehr Platz und Auslauf, kleinere Gruppengrössen, mehr betriebseigenes Futter und am Ende eine schonende Schlachtung.» Nach dem Stimmzettel bleibe den Konsument(innen) nun die Wahl mit dem Einkaufszettel, so der Verband.
16:20 Uhr: Nein-Kampagnen-Leiter Urs Schneider bedankt sich
Auch der Kanton Bern lehnt die MTI ab. Kampagnenleiter Urs Schneider bedankt sich bei den Anwesenden.
«Es ist immer schön, wenn man auf der Siegerseite steht.»
Urs Schneider, Kampagnen-Leiter der MTI-Gegner
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Gleichzeitig erntet Schneider von allen Seiten Gratulationen und Dankensbekundungen für die geglückte Kampagne. Der Stv. Direktor des SBV, bekannt als «Mann mit dem Megafon», hat eine weitere erfolgreiche Kampagne für die Landwirtschaft geführt.
15:55 Uhr: Ja-Kampagnen-Leiter Philipp Ryf im Interview
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BauernZeitung: Was ist in Ihren Augen der grösste Irrtum der Gegner?
Philipp Ryf: Ich würde nicht sagen, es sei ein Irrtum, sondern ein bisschen unehrlich gewesen. Es ist falsch interpretiert worden, dass wir den Bio-Suisse-Standard durchsetzen wollten. Vor allem dass die Produkte dann so teuer geworden wären, wie die heutigen Bioprodukte. Es ging uns nur um tierfreundliche Unterbringung, Auslauf, maximale Gruppengrosse und schonende Schlachtung. Die Fütterung, die Bio Suisse vorschreibt, ist nicht Thema in unserer Initiative gewesen. Bio Suisse entwickelt sich stetig weiter und hat heute lange nicht mehr den Standard von 2018. Bio-Suisse-Produkte hätten sich an der Ladentheke also weiterhin differenzieren können.
Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Tierhaltung?
Vor allem werden die Themen geschlossene Kreisläufe, kleinräumige Strukturen und Tiere, die Auslauf haben, mehr in den Fokus rücken. Die Vision muss irgendwann Realität werden. Tiere müssen auf die Weide, das heisst, es braucht eine standortangepasste Landwirtschaft. Die Abhängigkeit von importierem Futter wird irgendwann dazu führen, dass weniger Schweine und Hühner und mehr Wiederkäuer gehalten werden.
Wie schätzen Sie das Budget im Vergleich zu den Gegnern ein?
Wir hatten viel weniger Budget als unsere Gegner, das hat man auch an der Anzahl Plakate und Inserate gesehen. Genau weiss ich es nicht, aber es ist deutlich unter einer Million gewesen. Das hat sich in der Visibilität widergespiegelt.
Es hat sich aber trotzdem gelohnt. Einerseits wegen der medialen Berichterstattung. Journalist(innen) haben sich empört, dass sie nicht zu jedem Stall Zutritt hatten, den sie angefragt haben. Anderseits hat sich eine starke Allianz, bestehend aus Tierrecht, Tierschutz, Umweltverbänden und Landwirtschaftsorganisationen, aufgebaut. Diese alle an einen Tisch zu bringen, war auch mein persönliches Highlight. Ich bin überzeugt, daas diese weiterhin bestehen bleibt. Wenn möglich auch mit einer Erweiterung durch den Schweizer Bauernverband, um gemeinsam Lösungen zu finden.
Interview Katharina Matuschek
15:34 Uhr: Gelöste Stimmung bei MTI-Gegnern
In Neuenegg herrscht unter dessen gelöste Stimmung. Kaffee und Crèpes sind nach wie vor begehrt. Die ersten nutzen den Shuttle-Bus an den Bahnhof Flamatt. Währenddessen wartet man noch auf die Resultate von Bern, Waadt und Zürich. Nationalrat Mike Egger (SVP/SG) gibt dem SRF ein Live-Interview. Die anwesenden Verbandsvertreter(innen) freuen sich unisono über das deutliche Resultat.
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15:21 Uhr: Ja-Komitee bleibt dran
Der Tenor im Ja-Lager ist klar: Man bleibt dran und ist überzeugt, dass sich etwas ändern muss in der Schweizer Landwirtschaft.
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Meret Schneider, Initiantin der MTI, hat einen Interview-Marathon hinter sich.
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15:11 Uhr: MTI definitiv am Ständemehr gescheitert
Immer mehr Kantonsfahnen für ein Nein können gesteckt werden. Erste Ausnahme: Basel-Stadt.
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14:49 Uhr: Markus Ritter über die Abstimmung zur Massentierhaltungs-Initiative (MTI)
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14:42 Uhr: Befürworter würden gern mit dem SBV zusammenarbeiten
Philipp Ryf, Ja-Kampagnenleiter der Massentierhaltungs-Initiative (MTI), sieht den Schweizer Bauernverband (SBV) in einer allgemeinen Abwehrhaltung. Dabei würde die Befürworter-Allainz laut ihm gerne mit dem zusammenarbeiten, z. B. was strengere Importrichtlinien angeht. «Ich bin überzeugt, da wäre eine politische Mehrheit möglich», so Ryf.
Die Landwirt(innen) stehen unter grossem Druck, fährt Philipp Ryf fort. Gerade daher würde er sich mehr Zusammenarbeit wünschen.
«Es ist sicher, in 25 Jahren müssen wir an einem anderen Punkt sein.»
Philipp Ryf, Kampagnenleiter des Pro-Komitees
Dass die MTI viel erreicht hat, steht für den Kampagnenleiter ausser Frage. Auch bei den Medien habe sich einiges getan. Er nennt als Beispiele die Empörung von Medienschaffenden, die keinen Zugang zu Ställen erhalten haben oder sich gegen den «GVE-Schwindel» wehrten. Bei Letzterem geht es darum, dass statt mit der Anzahl Tiere im Zusammenhang mit Auslauf der Anteil in GVE angegeben wurde.
Ryf betont die entstandene Allianz zwischen allen Beteiligten. Unter anderem mit Sentience, Vier Pfoten und der Fondation Franz Weber.
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14:10 Uhr: Auch Nidwalden sagt Nein
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14:07 Uhr: Meret Schneider blickt zurück auf Kampagne und Abstimmungskampf
Meret Schneider, Initiantin der Massentierhaltungs-Initiative, ist zufrieden mit der Ja-Kampagne. Man habe schon viel damit erreicht, erstmals sei über verschiedene Tierhaltungssysteme diskutiert. Sie habe viele konstruktive Gespräche geführt, auch mit Landwirten, die ihre Initiative ablehnen und sie auf den Hof eingeladen haben.
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Es ist ruhig im Ja-Lager, man geniesst das Mittags-Buffet und wartet auf weitere Resultate. Es sind auch verschiedene Vierbeiner dabei.
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13:41 Uhr: SBV-Direktor Martin Rufer äussert sich zum Abstimmungsresultat
Die Stimmenden hätten honoriert, dass das Niveau beim Tierwohl in der Schweiz schon heute hoch sei, sagt Martin Rufer, Direktor des Schweizerischen Bauernverbands (SBV) im SRF-Interview. Sein Verband hatte die Nein-Kampagne koordiniert.
«Ich bin sehr froh über das Abstimmungsresultat. Denn eine Annahme hätte sehr negative Folgen für die Bäuerinnen und Bauern und die Lebensmittelproduktion in der Schweiz gehabt.»
Martin Rufer, Direktor Schweizer Bauernverband
13:20 Uhr: Die Initianten bedanken sich den bei Unterstützern
Phillip Ryf und Julia Fischer bedanken sich bei den Unterstützern der Initiative. Julia Fischer betont die unendlichen vielen Stunden, Zeit und Kraft, die in die Initiative geflossen sind. Sie sei auch hier, um einigen Menschen ein «Herzliches Danke» zu sagen.
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Das Ja-Komitee trifft sich kurz nach dem Mittag auf dem Hof von Fritz Sahli. Circa 50 angemeldete Gäste, darunter Unterstützer sowie grosse und kleine Medienvertreter, treffen sich in einem offenen Laufstall. Der Zutritt erfolgt durch eine Stalltür, plakatiert mit einem grossen Banner zu lesen: «Pour une Suisse sans Élevage intensif».
Der Biohof von Fritz Sahli liegt in Schüpfenried im Kanton Bern. Unter anderem beherbergt Sahli zur landwirtschaftlichen Nutzung 60 Rinder, 900 Leghennen, 10 Muttersauen sowie 50 bis 100 Mastschweine.
12:55 Uhr: Graubünden und Glarus sagen Nein
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Als erster Kanton sagt Graubünden mit 65% deutlich Nein zur MTI. Auch Glarus lehnt die MTI ab. Suisseporcs-Präsident Meinrad Pfister darf die zweite Fahne in die Nein-Strohballe stecken.
12:55 Uhr: Weiterhin Zuversicht bei den Gegnern
In Neuenegg BE herrscht nach der ersten Hochrechnung weiterhin Zuversicht und Ruhe vor dem Sturm. Der Betriebsleiter, Fritz Herren, steht dem Schweizer Fernsehen (SRF) in seinem Legehennen-Stall Rede und Antwort. Die anwesenden Politiker(innen), Verbandsvertreter(innen), Gegner(innen) und Medienschaffende verpflegen sich mit Crèpes, Pommes Frites und Würsten, alles sei gratis, betonte Urs Schneider vom SBV im Vorfeld. Im Festzelt läuft Country und Pop-Musik.
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12:32 Uhr: Die erste Hochrechnung
Gemäss Hochrechnung von GFS Bern wird die MTI mit 62 Prozent abgelehnt. Der Fehlerbereich beträgt Plus/Minus 3 Prozent.
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12:24 Uhr: Meret Schneider trifft auf dem Biohof von Familie Sahli ein
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12:06 Uhr: Der erste Trend
Die erste Hochrechnung von GFS Bern geht von einer sehr deutlichen Ablehnung der MTI aus. Die Zustimmung wird laut Lukas Golder unter 40 Prozent sein.
12:00 Uhr: SBV ist hoffnungsvoll
Die Gegner der Massentierhaltungs-Initiative rund um den Schweizer Bauernverband und das Nein-Komitee treffen sich auf dem Legehennenbetrieb von Doris und Fritz Herren
in Neuenegg BE. Urs Schneider, Stv. Direktor des SBV, begrüsst die Anwesenden. «Wir sind gespannt, aber hoffnungsvoll», sagt er. Die Umfragen hätten in die richtige Richtung gezeigt. «Aber erst wenn der Schlusspfiff ertönt, ist man sich sicher.»
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10:00 Uhr: Liveticker-Start
Ab jetzt sind die Urnen geöffnet.
Die Ausgangslage
Die letzte Umfrage von GFS Bern im Auftrag der SRG hat vor zwei Wochen einen Anteil Nein-Stimmen von 52 Prozent ergeben. Dennoch bleibe mit 36 Prozent Ja-Tendenz eine recht grosse Sympathie selbst auf dem Land bestehen. Auch die Umfrage von Tamedia ging zuletzt von einem Nein aus, die Prognosen sagten eine Ablehnung von 60 Prozent voraus.
Darum geht es
Die Initianten der Massentierhaltungs-Initiative (MTI)verlangen, dass Tiere in der Schweiz nur noch nach Bio-Standard 2018 gehalten werden dürfen. Die Vorschriften sollen auch für importierte tierische Produkte gelten. Für die Umstellung wird eine Übergangsfrist von maximal 25 Jahren vorgeschlagen.
Unterstützung erhält die MTI von Links-Grün. Der Schweizer Bauernverband (SBV), die bürgerlichen Parteien und der Bundesrat empfehlen die Initiative zur Ablehnung.