Dass er mit der Mutterkuh Priska die 100'000ste Klauenpflege im Ressourcenprojekt «Gesunde Klauen – Das Fundament für die Zukunft» tätigte, war für Ernst Schnider eine Überraschung. Schnider ist seit 2016 in der Klauenpflege tätig. Zur Teilnahme am Ressourcenprojekt kam er über die Mitgliedschaft bei der Schweizer Klauenpfleger-Vereinigung (SKV), durch welche die Anfrage weitergeleitet wurde.
Das Ressourcenprojekt startete 2019 mit dem Ziel, die Klauengesundheit und das Tierwohl der Schweizer Rinder langfristig zu verbessern (wir berichteten). «Durch die Teilnahme habe ich immer wieder mal die Möglichkeit an Weiterbildungen teilzunehmen, um auf dem aktuellen Informationsstand zu bleiben. Gerade auch im Hinblick auf die Mortellaro-Bekämpfung finde ich das wichtig», erzählt der Klauenpfleger. Auch die genaue Dokumentation seiner Tätigkeit bei jedem gepflegten Tier sei ein grosser Vorteil der Projekt-Teilnahme, so Schnider, denn das Projekt setzt auf die systematische digitale Erfassung der Daten bei der Klauenpflege.
Entschädigung pro Kuh
Für die teilnehmenden Klauenpfleger stellt das Ressourcenprojekt deshalb kostenlos Soft- und Hardware zur Verfügung. «Die Klauenpfleger werden zudem in der elektronischen Dokumentation geschult und vom Projekt-Team eng betreut», erzählt Projektleiterin Maria Welham Ruiters von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern. «Die Klauenpfleger werden mit Fr. 0.30 für jede Kuh entschädigt, bei welcher vollständige Befunde erhoben wurden, auch wenn die Klauen gesund sind», so Welham Ruiters weiter.
Der Nachweis der geleisteten Arbeit ist also im System erfasst und kann ausgedruckt oder per Mail an den Kunden verschickt werden. «Dieser Arbeitsnachweis erfüllt die Dokumentationspflicht von Kühen bei der Klauenpflege und gleichzeitig ist es eine schriftliche Rechtssicherheit bei Differenzen mit dem Landwirt», erklärt die Co-Projektleiterin.
Dokumentation ermöglicht lückenlose Verfolgbarkeit
Nach aktuellem Stand nehmen derzeit 49 Klauenpfleger, sowie 1092 Betriebe am Ressourcenprojekt teil. Auch für Betriebsleiter kann die Teilnahme von Vorteil sein. Die Dokumentation der Klauenpflege ermöglicht eine lückenlose Verfolgbarkeit der betrieblichen Klauengesundheit. Verbesserungen oder Verschlechterungen werden so zeitnah erkannt. Durch die Übernahme der Daten in die elektronischen Behandlungsjournale der Zuchtverbände, entfällt eine Dokumentations-Doppelspurigkeit und die Dokumentationspflicht ist direkt erfüllt.
Kostenlose Beratung bei Klauenproblemen
Liegen Klauengesundheitsprobleme auf Herdenebene vor, haben Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen die Möglichkeit eine kostenlose Beratung durch die Tierärzte und Tierärztinnen aus dem Projekt in Anspruch zu nehmen. Des Weiteren können teilnehmende Landwirte und Landwirtinnen sich in kostenlosen Fortbildungen weiterbilden und die Leistungsdaten ihrer Tiere mit denen anderer Betriebe auf der Projekt-internen Plattform «KlauenNet» vergleichen. Die erhobenen Daten zur Klauengesundheit fliessen zudem in die Zuchtwertschätzung ein.
Positive Erfahrungen mit routinemässigen Klauenpflege
Markus Meier, Betriebsleiter und Besitzer der 100'000sten im Projekt gepflegten Kuh, kam durch seinen Klauenpfleger Ernst Schnider zur Teilnahme am Projekt. «Ich habe dadurch nichts zu verlieren und muss nichts extra zahlen. Warum also nicht?», berichtet der Landwirt, der auf seinem Mutterkuh-Betrieb, den er gemeinsam mit seinem Vater Paul Meier führt, positive Erfahrungen mit der routinemässigen Klauenpflege gemacht hat. «Als wir damals von Milchvieh auf Mutterkühe umgestellt haben, haben wir die routinemässige Klauenpflege ausgesetzt. Mittlerweile haben wir aber seit zwei Jahren wieder damit angefangen, weil wir Probleme mit der Klauengesundheit hatten. Diese hat sich dadurch bis jetzt gut verbessert», erzählt Markus Meier.
Grössere Probleme sind selten geworden
Mittlerweile komme es vielleicht zu zwei bis drei kleineren Klauenproblemen zwischen den Pflegeintervallen, so der Landwirt. Wenn die Kühe beispielsweise im Sommer auf der Weide sind und der Boden wegen der Trockenheit sehr hart ist, kommt es vor, dass sich ein Tier einen Stein eintritt. Grössere Probleme seien aber sehr selten geworden, so Meier. Auch er war von der Nachricht, dass die 100'000ste Kuh ausgerechnet auf seinem Betrieb gepflegt wurde, angenehm überrascht. Ebenso wie Klauenpfleger Ernst Schnider darf sich der Landwirt anlässlich dessen nun über einen Landi-Gutschein im Wert von Fr. 200,- freuen, der von der Projektleitung kürzlich übergeben wurde.
Weitere Klauenpfleger gesucht
«Das Ressourcenprojekt endet mit Ablauf des Jahres 2024. Bis dahin möchten wir noch einige Klauenpfleger und deren Kunden mit ins Boot nehmen», berichtet Maria Welham Ruiters. Für interessierte Klauenpfleger bietet sich diesbezüglich am 03. Mai 2023 die letzte Ausbildungseinheit, die eine Teilnahme am Projekt ermöglicht. Alle Informationen zum Projekt sind auf der Webseite www.gesundeklauen.ch zu finden. Alternativ werden Fragen gerne auch telefonisch unter der Projekt-Hotline 075 500 06 01 beantwortet.