Das leichte Zupfen der Federn eines Artgenossen ist ein völlig normales Verhalten bei Hühnern aller Rassen und hat zumeist keine ernsthaften Gefiederschäden zur Folge. Werden aber vermehrt Unregelmässigkeiten im Gefieder erkennbar, wie zum Beispiel schief sitzende Federn oder fehlende Federteile, kann dies der Beginn einer Verhaltensstörung sein.
Auf geknickte Federn achten
Das intensive Federpicken beginnt mit geknickten oder fehlenden Federteilen und steigert sich zuweilen bis Verletzungen der Haut zu sehen sind. Häufig beginnt ernsthaftes Federpicken um den Bereich des Bürzels und der Kloake. Liegt die Kloake durch den Federverlust frei, picken Artgenossen gezielt in diesem Bereich, denn speziell bei der Eiablage stülpt sich die Kloake nach aussen und ist für die Tiere rosa schimmernd sichtbar. Die Kloake wird daraufhin angepickt und intensiviert sich, bis es letztlich zu Kannibalismus im Geflügelbestand kommen kann. Leistungseinbussen und Tierausfälle können die Folge sein.
Fehlgeleitete Erkundung
Das intensive Federpicken hat seinen Ursprung vermutlich in einem fehlgeleiteten Erkundungsverhalten und ist nicht als aggressives Picken einzuordnen, so schreibt der Schweizer Tierschutz (STS) in einem Merkblatt. «Die Häufigkeit des Federpickens konnte in experimentellen Untersuchungen durch ausreichende Beschäftigung reduziert, und umgekehrt durch reizarme Umgebung, wie das Fehlen geeigneter Einstreu gesteigert werden», so der STS weiter.
Genetik ist entscheidend
Weitere Faktoren wie Stallklima, Einstreuqualität oder Besatzdichte scheinen das Fehlverhalten der Vögel zu beeinflussen. Auch die Genetik könnte eine Rolle spielen. Eine Studie der Universität Wageningen (NL) zeigte kürzlich, dass die Zweinutzungsrasse Lohmann Dual im direkten Vergleich deutlich weniger Federschädigung und Federverlust zeigt, als ihre meist genutzten Artgenossen Lohmann Brown plus. Ernsthaftes Federpicken und Kannibalismus wurde im Bestand der Zweinutzungsrasse überhaupt nicht beobachtet (wir berichteten).
Abhilfe durch Beschäftigung
Wichtig sei ein aufmerksamer Tierbetreuer, der Verhaltensveränderungen schon in einem frühen Stadium bemerkt und somit rechtzeitig eingreifen kann. Abhilfe kann, laut STS, durch die Bereitstellung von zusätzlichem Beschäftigungsmaterial wie Strohballen geschaffen werden.