Auf den 1. Januar
2017 ist es offiziell: Hansueli von Steiger, Sire Analyst bei Swissgenetics, übergibt das Zepter endgültig an seinen Nachfolger Andreas Bigler. 17 Jahre lang war von Steiger für die Stierenbeschaffung bei Swissgenetics zuständig. In den Anfangsjahren, zusammen mit Jürg Stoll, betreute er die Rassen Red Holstein, das Swiss Fleckvieh und die Simmentaler. In den letzten Jahren war von Steiger noch zuständig für die zwei letztgenannten
Rassen.
Offen sein für Neues
Andreas Bigler, der seit 2014 bei Swissgenetics ist, freut sich auf die neue Herausforderung als Sire Analyst beim Swiss Fleckvieh und Simmental. «Ich möchte die guten Beziehungen zu den Züchtern weiterpflegen», hält Bigler fest. «Da sich beide Rassen weitentwickeln, bin ich auch offen für Neues. Die Genomik, die Hornlosigkeit und die verschiedenen Blutlinien sind Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden», sagt der Sire Analyst.
«Kuhfamilie bleibt im Mittelpunkt»
Aber eines soll sich bei der schnelllebigen Zucht nicht ändern: Eine starke Kuhfamilie im Hintergrund. «Wenn ich auf Einkaufstour gehe, werde ich ganz bestimmt den Zuchtentscheid im ,Feld´ und nicht im Büro fällen. Bei der Stierenbeschaffung will ich bei beiden Rassen die Zuchtziele stark berücksichtigen», verspricht Bigler.
Beim Swiss Fleckvieh seien das die Eutergesundheit, die Milchgehalte, die Fruchtbarkeit, die Langlebigkeit und die Bemuskelung. «Einfach eine mittelgrosse, problemlose und exterieurstarke SF-Kuh», hält Bigler fest.
Bei den Simmentaler werde der Fokus vor allem auf die Doppelnutzung (Milch und Fleisch), die Milchgehalte, die hohe Eutergesundheit und eine sehr gute Fruchtbarkeit gesetzt. «Wir wollen eine Simmentalerkuh, die in der Schweiz wie im Ausland nachgefragt wird», sagt Bigler.
Weniger Stiere im Einsatz
Wegen der Genomik gibt es aber Anpassungen in der Stierenbeschaffung. «Der Umfang wird reduziert», sagt Andreas Bigler. Beim Swiss Fleckvieh sei das Ziel, zirka 20 Jungstiere pro Jahr anzukaufen, davon sollen dann letztendlich 16 eingesetzt werden. Bei den Simmental seien es zehn, mit dem Ziel, acht davon für die Zucht freizugeben.
«Als wichtige Ergänzung kommen zusätzlich interessante Natursprungstiere auf die Station, um ein Samendepot anzulegen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Zuchtprogramms bei Simmental, insbesondere auch für die Blutbreite», hält der Sire Analyst fest. Und das Wichtigste: «Wir sind bestrebt, keinen Spitzenstier zu verpassen.» Auch den verschiedenen Blutlinien werde bei der Selektion grösste Beachtung geschenkt.
All die Jahre viel erlebt
Hansueli von Steiger, der zuvor 20 Jahre beim damaligen Fleckviehzuchtverband zuständig für die gezielten Paarungen und das Beurteilen von Prüfstiertöchtern war, geht mit einem weinenden und lachendem Auge in die Pension. «Ich werde der Viehzucht indirekt treu bleiben», verspricht er. Von Steiger ist begeisterter Evolener-Züchter und will sich in Zukunft für die Rasse einsetzen.
Und was waren die Highlights in seiner Karriere? «Ich kann mich noch gut an meinen ersten Tag beim Fleckviehzuchtverband erinnern. Damals haben wir den bekannten Triple-Sohn Tino (Jahrgang 1979) besichtigt und angekauft.»
Auch den Simmentalerstier Kanis hat er, zusammen mit Jakob Jaggi aus Reichenbach BE, entdeckt. «Früher entschied sogar eine vierköpfige Ankaufskommission über die Zukunft eines Stieres. Heute übernimmt diese Aufgabe ein Sire Analyst fast eigenständig», sagt von Steiger. Auch die vielen Auswahlreisen nach Amerika bleiben in bester Erinnerung. «Einmal war auch der ehrwürdige Edgar Bläsi, der die Anfänge der Red Holsteinzucht in der Schweiz mitgestaltete, im Auswahlkomitee. Ich habe viel von ihm gelernt», sagt von Steiger. «Schon damals sprach Bläsi von ansteigenden Becken und eingefallenen Mastdärmen. Und wenn Bläsi dann auf einer Farm bei einer Stierenmutter diese Fehler sah, ärgerte er sich grausam und war nicht mehr zu bremsen», erinnert er sich zurück.
Peter Fankhauser