Nach der SwissExpo in Genf im Januar 2020 gab es wegen der Corona-Krise keine weiteren Viehschauen dieses Jahr. Somit konnte das neue Ausstellungsreglement der Arbeitsgemeinschaft der Schweizer Rinderzüchter ASR erst ein Mal zum Einsatz kommen. Es schreibt für jede Kuh vor Betreten der Arena eine Ultraschall-Untersuchung des Euters vor, um Ödeme zu entdecken.

26 von über 1000 Tieren hatten Ödeme

Das SRF-Konsumenten-Magazin «Espresso» hat beim Kantonstierarzt nachgefragt. Insgesamt seien 26 der über 1000 gezeigten Tiere von Euter-Ödemen betroffen gewesen. Beim ebenfalls von SRF zitierten Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV wird aber relativiert. Die Zahlen würden lediglich bedeuten, dass bei einer Mehrzahl der Kühe «noch kein Ödem diagnostiziert werden konnte». 

 

Wie entstehen Ödeme?

Ein Ödem ist eine Wasseransammlung im Gewebe. Bei einem Euterödem handelt es sich um einen Rückstau von Flüssigkeit im Eutergewebe, das 12 bis 14 Stunden nach dem letzten Melken entsteht. Es kann aber auch andere Gründe dafür geben, als eine lange Zwischenmelkzeit bzw. das dadurch sehr volle Euter, z. B. wenn Ödeme vor einer Geburt entstehen

In diesem Fall kann eine verstärkte Durchblutung und/ oder ein gestörter Abfluss über Lymphgefässe oder Venen oder auch ein Nierenleiden die Ursache sein. 

Werden an einer Viehschau Ödeme entdeckt, wird die betreffende Kuh laut Reglement der ASR sofort gemolken, was das Euter entlastet. 

 

Strafanzeigen sind noch unklar

Ob die 26 Fälle von der SwissExpo in Genf zu einem Strafverfahren führen werden, ist noch nicht klar. Der Kantonstierarzt hat laut SRF bisher noch keine Zeit gehabt, sich um diese Angelegenheit zu kümmern. 

BLV von bisherigen Urteilen enttäuscht

Kaspar Jöger vom BLV zeigt sich indes enttäuscht von bisherigen Strafverfahren. Diese hätten in der Romandie immer wieder mit Freisprüchen geendet, weil man den Tierhaltern nicht nachweisen konnte, das Euterödem willentlich in Kauf genommen zu haben. Man sei «sehr enttäuscht von solchen Richtersprüchen, welche das Tierwohl nicht in den Vordergrund stellen.», so Jöger gegenüber SRF.

Das ASR-Reglement sieht als Sanktion bei Ödemen den Ausschluss des Tieres vom Wettbewerb und komplettes Melken vor.  

Gemeinsames Melken soll helfen

Damit alle Tierhaltenden dieselben Bedingungen haben, schlägt Jöger ein gemeinsames Melken vor:  «Die Tiere müssten auf dem Platz gemolken werden. Diejenigen Tiere, welche um elf Uhr beurteilt werden, müssen um neun Uhr gemolken werden. Die Tiere, welche um 12 Uhr in den Ring müssen, werden um zehn gemolken usw.», zitiert ihn SRF.