Bei der am 1. Dezember beginnenden Wolfsjagd wollen die Kantone zwölf ganze Rudel auslöschen. Das Wallis will über die Hälfte seiner Rudel beseitigen, Graubünden ein Drittel. Wie viele Wölfe genau abgeschossen werden, ist noch offen.
Die Regulationsgesuche der Kantone sind noch in Prüfung, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Das Amt will in der kommenden Woche informieren.
Gemäss der geänderten Jagdverordnung dürfen Wölfe vom 1. Dezember bis zum 31. Januar präventiv abgeschossen werden, also bevor sie Schaden angerichtet haben. Die Hoffnung ist nicht zuletzt, dass die Wölfe scheuer werden.
Derzeit streifen in der Schweiz gemäss Angaben des Bundes 32 Wolfsrudel mit insgesamt rund 300 Wölfen herum. Im Jahr 2020 waren es noch elf Rudel mit gut 100 Wölfen gewesen.
Die Zahl der von ihnen gerissenen Nutztiere stieg von 446 im Jahr 2019 auf 1480 im vergangenen Jahr. Vor allem für die Alpwirtschaft mit Schafen und Ziegen ist das ein Problem. Aber die Wölfe rissen auch Rindvieh, Alpakas oder einmal einen Esel.
Knapp 80 Wölfe im Visier
In seinem Regulationsgesuch fordert der Kanton Wallis den Abschuss von sieben seiner 13 Rudel mit etwa 34 Tieren. Zwar wurden dort im laufenden Jahr weniger Nutztiere gerissen als im Vorjahr. Bei der Regulation geht es aber auch darum, die schwierige Konfliktsituation in der Landwirtschaft und beim Zusammenleben von Mensch und Natur zu handhaben.
Vorgesehen ist, dass im Wallis Jäger die Wildhüter bei der Wolfsregulierung unterstützen. Dazu müssen sie eine spezielle Ausbildung absolvieren.
Der Kanton Graubünden will etwa ein Drittel des Bestandes von grob geschätzt 130 Wölfen erlegen. Dabei sollen vier der zwölf im Bündnerland lebenden Wolfsrudel ganz ausgelöscht werden. Zudem sollen in verschiedenen Rudeln Jungtiere geschossen werden. Insgesamt beantragte Graubünden beim Bund 27 Abschüsse.
Bereits bewilligt sind nach bisherigem Recht weitere 17 Abschüsse von Jungwölfen. Insgesamt sollen 44 Wölfe in Graubünden geschossen werden. Hauptakteure der Jagd sind die zwei Wildhüterinnen und 57 Wildhüter des Kantons.
Unterstützt werden sollen sie von Jägerinnen und Jägern, die sich für die alljährliche Sonderjagd im Dezember angemeldet haben und einen Instruktionsabend besuchen. Da die Instruktionen noch laufen, ist die Zahl der künftigen Wolfsjäger noch unbekannt.
St. Gallen reichte ein Gesuch für den Abschuss des ganzen Calfeisental-Rudels ein. Wegen Schafrissen bewilligten die Behörden bereits im August 2023, drei Welpen des Wolfsrudels zu erlegen. Dieses Jahr riss das Rudel 14 Schafe in geschützten Herden. Der Kanton will nur jene Wölfe dulden, die sich unproblematisch verhalten und Herdenschutzmassnahmen akzeptieren, schrieb der Kanton.
Schwierige Jagd
Die Beseitigung von Einzelwölfen und ganzen Rudeln ist kein leichtes Unterfangen. Nicolas Bourquin, der Chef des Walliser Amts für Jagd, Fischerei und Wildtiere, würde es als Erfolg ansehen, wenn bis Ende Januar zehn bis 15 Tiere erlegt sind. Gegen leichte Jagderfolge sprechen Gelände, Winterwetter und das grosse Streifgebiet der Tiere.
«Es wird sehr schwierig sein, ihn zu finden. Wölfe sind sehr intelligent und diskret», sagte Pascal Vuignier, der Präsident des Walliser Jägerverbands.
«Einen Wolf zu schiessen, bedeutet, im Winter nachts bei minus 15 Grad auszuharren, sein Handy nicht einschalten und keinen Lärm machen zu dürfen», illustrierte der Jäger die Jagdmethode. Er warnte vor überzogenen Erwartungen und geht wie Bourquin von «vielleicht» 15 erlegten Wölfen im Wallis aus.