Europäische Länder kämpfen im Moment wegen der Corona- auch mit einer Milchkrise. Wie Agrarheute berichtete, haben verschiedene deutsche Molkereien dazu aufgerufen, rund 20 Prozent weniger Milch zu produzieren. Dies wegen Absatzproblemen: Die verkleinerte Nachfrage von Grossverbrauchern, der verarbeitenden Industrie und von Exporteuren könne nicht durch die gestiegene Nachfrage im Detailhandel kompensiert werden. Auch der Schweizer Milchmarkt spürt die Corona-Krise, noch ist die Lage aber schwer abzuschätzen.
Der Anstieg des Milchpreises wird verhindert
Für das European Milk Board EMB und die Bauerngewerkschaft Uniterre ist diese Krise aber nur die letzte in einer Reihe von schwierigen Zeiten für den Milchmarkt. Das Anhäufen von «Buttertürmen und Milchpulverbergen» habe in den letzen Jahren verhindert, dass der Milchpreis nach einer Krise wieder steigen konnte, heisst es in einer Medienmitteilung.
Zuerst mussten jeweils die Lager abgebaut werden, bevor es ein Preissignal gab.
Aus billiger Milch werden Billigprodukte, keine Butter
Uniterre schreibt, die Schweiz erlebe aktuell eine ähnliche Situation. Schweizer Bäuerinnen und Bauern seien gezwungen, billige Milch im B-Segment für 45 Rappen zu liefern. «Bei diesem Preis verlieren selbst die besten Bauern Geld», so Uniterre.
Besonders stossend finde man, dass aus dieser billigeren Milch nicht Butter hergestellt werde, sondern Billigprodukte. Dies, obwohl es derzeit in der Schweiz ein Butterloch gibt und von der BOM Importe beantragt wurden.
Freiwillig weniger produzieren
Das European Milk Board ruft dazu auf, freiwillig weniger Milch zu produzieren und lehnt private Lagerhaltungen ab. Das EMB fordert dazu ein auf EU-Ebene koordiniertes Programm zur Produktionsverringerung, um den überfüllten Markt zu entlasten.
Die EU hat sich laut Mitteilung des EMB aber dazu entschlossen, die private Lagerhaltung von Butter und Milchpulver zu unterstützen.
Für morgen, den 7. Mai 2020 sind in mehreren europäischem Ländern daher Milchaktionen geplant. Damit soll die EU-Kommission zu einem Kurswechsel aufgefordert werden. Die Aktionen würden allerdings unter Einhaltung der geltenden Beschränkungen durchgeführt.
Rahmenbedingungen führen zu Preisdruck und unguten Produktionsmethoden
Die Rahmenbedingungen seien so ausgestaltet, dass Molkereien voll ausgelastet seien, während Produzenten ihre Milch zu Dumpingpreisen verkaufen müssen. Uniterre stellt die Frage, ob dieser Zustand fair sei.
Schliesslich sei es gerade der ständige Preisdruck, der Landwirtinnen und Landwirte zu Produktionsmethoden treibe, «die für die Gesellschaft überhaupt nicht wünschenswert sind». Auch die zusätzlichen Kosten für neue Umweltauflagen seien bei einem so tiefen Milchpreis schwer zu decken.
Ein Ende der Produzenten ist das Ende der Verarbeiter
Es sei eine schlechte Strategie, Bauern zur Lieferung billiger Milch zu zwingen. Denn wenn sie aufhörten mit der Milchproduktion, wäre das auch das Ende der Verarbeiter, erinnert Uniterre.