Sie sind nicht ganz ohne, die wilden Verwandten der Hausschweine: Oftmals wüten sie in landwirtschaftlichen Kulturen – zum grossen Ärgernis der Landwirte und Landwirtinnen, denen das Land gehört. Schäden entstehen durch Zertrampeln und Fressen der Kulturpflanzen, sowie beim Wühlen in Wiesen.
Sicher ist: Das Wildschwein verbreitet sich immer stärker, vor allem wegen wärmeren Wintern und einem besseren Nahrungsangebot, das sich besonders in der Kulturlandschaft anbietet. Als besondere Delikatesse gelten Mais und Raps oder Getreide in der Milchreife. Das Schwarzwild, wie das Wildschwein auch genannt wird, findet aber auch Gefallen daran, in Wiesen nach Larven zu suchen. Wie Kulturschäden entschädigt werden, ist in der Schweiz auf Kantonsebene geregelt, so auch die Jagd.
Das Wildschwein ist ein Familientier
Die Wildschweine leben in Familienverbänden, sogenannten Rotten. Sie bestehen aus den Bachen, also den weiblichen Tieren, ihren Frischlingen sowie jüngeren Bachen. Die Rotte wird von einer erfahrenen Leitbache angeführt, die Ordnung und Struktur in die Rotte bringt. Die Keiler, also die männlichen Tiere, sind meist allein unterwegs. Zwischen März und April werden die Frischlinge geboren.
In ihrer natürlichen Umgebung, dem Wald, ernähren sich die Wildschweine von den Früchten der Laubbäume, zum Beispiel Kastanien oder Buchennüssen. Das Nahrungsangebot im Wald schwankt von Jahr zu Jahr, deshalb seien auch weniger Schäden im Feld zu verzeichnen, wenn das Nahrungsangebot im Wald gut ist, sagt Landwirt und Jäger Andreas Schauli. Er hat im aargauischen Zeiningen einen Landwirtschaftsbetrieb und hatte bereits Wildschweinschäden in einer Ökofläche und im Mais.
Mehr Infos übers Wildschwein:
Christine Miller, Das Wildschwein – eine erfolgreiche Art mit Tücken, Fauna Focus Heftreihe, Wildtier Schweiz, 12 Seiten, erhältlich als PDF, 8 Franken, und gedruckt, 10 Franken, auf www.wildtier.ch/shop
Ein Spurt und sie sind drin
Die effizienteste Methode, um Wildschweineschäden zu vermeiden, sei das Einzäunen nach der Ansaat, ist Andreas Schauli überzeugt. Dem pflichtet auch Damian Signer, Jäger und Berater für Wildschweinschäden aus Appenzell, bei. Der ideale Elektrozaun bestehe aus einem Draht für die gute Leitfähigkeit auf 25 cm Höhe. «Die Tiere gehen mit der Nase unter den Draht und dann muss es zwicken, sonst machen sie einen Spurt untendurch und sind im Feld drin», erklärt der Experte.
Wöchentliche Zaunkontrolle empfehlenswert
Als Zweites sollte eine blaue Litze auf einer Höhe zwischen 60 und 80 cm über dem Boden sein. Blau, weil dies eine Farbe ist, die Wildtiere gut erkennen können. Die dritte Litze könne dann auf zirka einem Meter Höhe angebracht werden. Es sei ausserdem wichtig, dass der Zaun nicht einwächst, so werde garantiert, dass immer genug Strom fliesst, so Signer. Er rät zur wöchentlichen Kontrolle, und zwar auf der gesamten Länge, denn die Wildschweine würden ums ganze Feld herumgehen und schauen, ob irgendwo eine Schwachstelle im Zaun ist. Es empfehle sich ausserdem, die Zaunpfähle leicht geneigt in den Boden hinein zu stecken, so dass der obere Teil weg vom Feld zeigt, erklärt er weiter.
Engerlinge als Eiweissquelle
Auch in Wiesen und Weiden können Wildschweine erheblichen Schaden anrichten. Dort graben sie nach Eiweissquellen, z. B. Engerlingen oder Würmen und hinterlassen buchstäblich eine Sauerei. «Wenn eine Rotte eine Nacht lang gewütet hat, bleibt einem fast nichts anderes übrig, als neu einzusäen», so Damian Signer. Er empfiehlt, zur Neueinsaat ein Pilzprodukt zu verwenden, das gegen die Schädlinge vorgeht, auf diese Weise sei die Fläche bis zu zehn Jahre frei von Engerlingen und so auch weniger attraktiv für Wildschweine. Eine weitere Möglichkeit sei, die Schadlarven mit einer Aufkalkung der Wiese zurückzudrängen.
Damian Signer und Andreas Schauli sind sich einig: Die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Bauern sei wichtig, um gegen Wildschweinschäden vorzugehen. Ein Schaden sei so bald als möglich dem Wildhüter oder Jagdaufseher zu melden, so Schauli. Da Wildschweine meistens bis zu drei Mal an der gleichen Stelle auftauchen würden, könne dieser unmittelbar am nächsten Abend den Wildsauen auflauern. Dies natürlich nur, wenn keine Schonzeit ist, die je nach Kanton variiert.
Wie gejagt wird beeinflusst das Verhalten der Tiere
Landwirt Adreas Schauli hat vor 15 Jahren, als die Schwarzwildschäden relativ hoch waren, selbst die Jagdprüfung gemacht. Er konnte den einen oder anderen Kollegen überzeugen, dies ebenfalls zu tun. «Das sind heute sehr beflissene, gute Jäger, die vor allem auch sehen, wo das Problem liegt», sagt er dazu.
Um die Wildschweine in den Griff zu bekommen, sei es wichtig, darauf zu achten, welche Tiere man abschiesst, erklärt Signer. Eine leitende Bache sei das führende Tier in der Rotte und sollte nicht abgeschossen werden. Es führe dazu, dass jüngere Bachen aufnahmebereit werden und es so noch mehr Nachwuchs gäbe. Ausserdem würde der Rotte dann die Erfahrung der älteren Leitbache fehlen, die Rotte würde sich vereinzeln und die Tiere kämen eher zurück in die Felder. Das Bewusstsein, dass es besser sei, kleinere Tiere zu schiessen, fehle bei manchen Jägern, bedauert er.
Auch das gegenseitige Informieren unter Landwirten ist sinnvoll. Denn wenn ein Zaun erstellt wird, ist es ein leichtes für die Tiere, sich einfach im Feld des Nachbarn zu bedienen.
So sind Zäune wirkungsvoll gegen Wildschweine:
Folgende Punkte sollten beim Zaun beachtet werden:
- Der erste Draht sollte auf einer Höhe von mindestens 25 cm gespannt sein, damit Kleintiere geschützt werden.
- Der zweite Draht in Form eines gut sichtbaren Bandes wird idealerweise auf etwa 60 cm Höhe installiert.
- Der dritte Draht kann dann auf zirka einem Meter Höhe angebracht werden.
- Beim Einzäunen die Wildschweine nicht einsperren.
- Zaun wöchentlich kontrollieren
- Je nach Gelände leicht schräg anbringen
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Weitere Informationen finden Sie im Merkblatt von Agridea