Anfang des 20. Jahrhunderts lebten Bäuerinnen praktisch nur auf ihrem Hof, tagein, tagaus. Die harte Arbeit liess kaum Kraft für anderes. Doch es gab einige Ausnahmen: Bäuerinnen, die sich für Frauenrechte und neue Landwirtschaftsformen engagierten.

Eine von ihnen ist die Waadtländer Bäuerin Augusta Gillabert-Randin. Sie gründete 1918 die erste Bäuerinnen-Vereinigung. Das Ziel der Organisation war, dass die Bäuerinnen wirtschaftlich unabhängiger werden konnten.

Allein auf dem Hof

Augusta Gillabert-Randin wurde 1869 in Orbe VD geboren. Nach der Schulzeit besuchte sie Ausbildungskurse für Hausfrauen und arbeitete im Gewürzhandel ihrer Eltern. Mit 24 Jahren heiratete sie Jean-Jules Gillabert. Gemeinsam bewirtschaftete das Paar den Hof La Faye zwischen Moudon und Lucens VD. Sie brachte fünf Kinder zur Welt, doch dann starb ihr Mann an den Folgen einer Blinddarmentzündung.

Publizistin und Rednerin

Augusta Gillabert-Randin führte den Hof selber mit ihren Kindern weiter. 1921 trat sie als Rednerin beim 2. Schweizerischen Frauenkongress in Bern auf und veröffentliche regelmässige Artikel im Magazin «Schweizer Milchindustrie». Immer wieder besuchte sie als Delegierte der Schweiz oder des Schweizerischen Bauernverbandes Kongresse im In- und Ausland und hielt dort auch selbst Vorträge.

Ab 1925 engagierte sie sich vermehrt für das Frauenstimmrecht. Sie setzte sich für die Gründung einer kantonalen Waadtländer Bäuerinnenvereinigung ein und wurde 1931 deren erste Präsidentin. Augusta Gillabert-Randin engagierte sich ausserdem für den Zusammenschluss der kantonalen Bäuerinnenorganisationen und der Landfrauen ein, vor allem im Schweizerischen Landfrauenverband, zu dessen Ehrenpräsidentin sie 1932 gewählt wurde.

Ihrer Zeit voraus

Die Bäuerin Mina Hofstetter gilt als Pionierin der Biolandbaus und der viehlosen Landwirtschaft. Sie kam 1883 in Stilli AG zu Welt und liebte Feldarbeit. Doch sie hatte Angst vor Kühen und der typische Kuhstallgeruch war ihr zuwider. Daher heiratete sie einen Schreiner. Gemeinsam kaufte das Paar einen Bauernhof bei Ebmatingen ZH. Mina Hofstetter kümmerte sich um die Feldarbeit und wurde Mutter von sieben Kindern.

Daneben veröffentlichte sie Bücher und Schriften und eckte mit ihren Aussagen des Öfteren an. Etwa, wenn sie die Macht der Grossbauern oder die staatliche Prämienpolitik anprangerte.

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Schonende Bodenbearbeitung

Ungewöhnlich für die Zeit war auch, dass sie mit 39 Jahren Vegetarierin wurde und einige Jahre später alles Vieh auf dem Hof verkaufte. Sie war überzeugt, dass weniger Fleischkonsum zu einer höheren Selbstversorgung der Schweiz führen würde. In der Landwirtschaft war ihr ein gesunder Boden und schonende Bearbeitung ein Anliegen.

Dem Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln stand sie kritisch gegenüber. Pflanzenschutz bedeutete für sie vielmehr, natürliche Feinde der Schädlinge zu begünstigen.

Sie plädierte für mehr Dialog zwischen Bauern und Konsumenten und fand, Lebensmittelkunde sollte zum Schullehrplan gehören. 1928 stellte sie an der Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa) in Bern ihre Ackerbeetkulturen vor. Ab 1929 begann sie auf dem Hof Biolandbau-Kurse zu leiten und pflegte über viele Jahr internationale Beziehungen zu Verfechterinnen der Lebensreform und Frauenrechtsbewegung.