Noch Anfang Jahr stand dem Schweizerischen Agrarmuseum Burgrain das Wasser mehr als bis zum Hals und es drohte wegen fehlender Finanzen gar die Schliessung.
Dann kam Ende März der Befreiungsschlag: Der Kanton gewährte eine Finanzspritze in der Höhe von 350'000 Franken, davon 150'000 Franken für den Transformationsprozess, um das Museum organisatorisch neu und nachhaltig auszurichten, wie es in der Medienmitteilung des Kantons hiess.
Nationales Zentrum
Darüber wurde an der 70. Generalversammlung des Vereins Schweizerisches Agrarmuseum Burgrain unter der Leitung von Präsident Jakob Lütolf orientiert. Und auch über die bewegte Geschichte: Just am gleichen Tag vor 50 Jahren wurde das Museum am 22. Juni 1974 eröffnet. Vorher widmete sich der Verein der Bauernhausforschung. 2005 wurden der Gutsbetrieb und das Museum von der Stiftung Agrovision Burgrain gekauft und hätten sich 2021 mit dem Neubau und der neu konzipierten Hauptausstellung «Wer ist Landwirtschaft?» von einem kleinen Ortsmuseum zu einem modernen nationalen Bildungs- und Dialogzentrum entwickelt, wie es im Jahresbericht heisst.
Besucherzahlen erfreulich
Die Besucherzahlen hätten sich seither erfreulich entwickelt, letztes Jahr waren es über 20 000, davon auch 100 Schulklassen. Leider bisher kaum von den Landwirtschaftsschulen, bedauerte der langjährige Stiftungspräsident Max Eichenberger, der zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Dabei sei doch gerade die Landwirtschaft auf den Dialog angewiesen und Burgrain ein Lernort für nachhaltige Landwirtschaft.
Der Unterstützungsverein zählt rund 560 Mitglieder; aus den Mitgliederbeiträgen und Spenden werden dem Museum jährlich 20 000 Franken überwiesen. Der Verein musste in der Jahresrechnung wie schon im Vorjahr ein Defizit ausweisen. Das Eigenkapital sank auf rund 35 000 Franken. So dürfe es nicht weitergehen, es sei das Ziel, mehr Mitglieder und mehr Geld zu generieren, betonte Lütolf.
Mehr Zusammenarbeit
Er informierte über den vom Kanton geforderten Transformationsprozess und die eingesetzte Task Force. Diese musste zwar im Frühjahr Kündigungen aussprechen, beschloss aber, den Tagesbetrieb im Museum aufrechtzuerhalten, um nicht sinkende Besucherzahlen zu riskieren und in eine Negativspirale zu geraten.
Als Interims-Museumsleiter wurde Simon Gfeller eingesetzt. Der Agronom aus dem Berner Seeland war langjährig bei Landi Schweiz tätig und ist nun selbständiger Berater. Er wurde aufgrund seiner Managementerfahrung auch in die Task Force geholt und informierte über die weiteren geplanten Schritte. Ab 1. Juli 2024 wird das Organigramm des Museums angepasst und der Stiftungsrat soll aufgestockt werden. Verstärkt wird die Zusammenarbeit zwischen der Stiftung Schweizerisches Agrarmuseum und der Josef Müller Stiftung Muri mit deren Agrovision Burgrain AG.
Information und Erlebnis
Burgrain soll für die Besucher als ein Erlebnisort wahrgenommen werden, um in den Dialog mit der Landwirtschaft zu treten. Er spüre in allen Gremien viel Herzblut für Burgrain, und das Potenzial und die Synergien sollen deshalb künftig noch besser genutzt werden, um auch das Weiterbestehen des Museums zu sichern, meinte Gfeller. Die engere Bindung unterstrich auch Jürg Emmenegger, Geschäftsführer der Agrovision Burgrain AG. Die Museumsstiftung habe die Mission, Menschen mit der Landwirtschaft zu verbinden, und die Josef Müller Stiftung wolle mit den Betrieben im Burgrain aufzeigen, dass die Menschen dank Bio gesünder leben könnten.
Mittel von Kanton und Bund
Für den Museumsbetrieb brauche es jährlich rund 900 000 Franken, davon die Hälfte für Personalkosten, erklärte Gfeller aufgrund der Mehrjahresplanung. Rund ein Drittel der nötigen Einnahmen sollen selber erwirtschaftet werden, 40 Prozent sollen vom Kanton und ab 2027 vom Bund fliessen, mit denen eine Leistungsvereinbarung in Erarbeitung sei. Die übrigen 30 Prozent müssten durch Partnerschaften, Gönner und Sponsoring aufgebracht werden. Noch nicht in dieser Planung enthalten sei eine Weiterentwicklung des Museums, dafür bräuchte es zusätzliche Gelder.
Im Anschluss an die Generalversammlung moderierte Sepp Christen als ehemaliges Vorstandsmitglied ein Gespräch zur 50-jährigen Geschichte des Museums Burgrain. So mit Walter Steiner als Mann der ersten Stunde, der langjährigen Museumsleiterin Beatrice Limacher und mit Max Eichenberger, der sich stark für die Neukonzeption einsetzte.