Die Ostertage nahen und schon jetzt ist klar, dass sich dann am Gotthard wieder die Autos stauen werden. In so einer Zeit entsteht das Gefühl, die halbe Menschheit sei am Reisen. Auch für Familien in der Landwirtschaft sind Ferien ein Thema. Doch was lässt sich tatsächlich realisieren, was bleibt Wunschdenken? Durch gute Planung, Mut und Vertrauen ist es aber auch Bäuerinnen und Bauern möglich, Ferien oder Auszeiten zu machen.
Alles genau regeln
«Mit meiner ganzen Familie mache ich im Moment sicher keine Ferien, das ist mir definitiv zu anstrengend», sagt lachend eine jüngere Bäuerin, die anonym bleiben möchte. Sie und ihr Mann haben sieben Kinder, und sie stellt sich schon das Kofferpacken für die ganze Familie als Herausforderung vor. Einzeln oder zu zweit profitieren aber die älteren Kinder gern von Ferientagen. Bei Verwandten oder den Paten gibt es viel zu erleben, zudem werden so auch die Selbstständigkeit und die Sozialkompetenz gefördert.
Wenn aber alle Kinder einmal grösser sind, werde es Familienferien geben, so die Bäuerin. Jetzt machen sie und ihr Ehemann geplante Auszeiten. Dies sind zwei oder drei Tage, um durchzuatmen und die Zweisamkeit zu geniessen. Das erfordert aber grosses Vertrauen in jene Personen, die den Betrieb in der Abwesenheit führen. Und auch bei der Kinderbetreuung heisst es «loslassen».
Wichtig bei der Ferienvorbereitung seien eine frühzeitige Planung und eine klare Regelung der Verantwortung oder Kompetenzen, erzählt die Bäuerin weiter. Offene Gespräche zu führen, gehört dabei an erste Stelle. Auf keiner Seite dürfen Unklarheiten bestehen und niemand darf Fragen im Raum stehen lassen.
In dieser Familie haben sich verschiedene Formen von «kleinen Auszeiten» bewährt. Etwa, in freien Stunden viel zusammen zu unternehmen, sei es in die Berge zu gehen, oder am See eine Wurst zu bräteln. Wichtig sind der Bäuerin ebenfalls drei Wellnesstage pro Jahr, die sie mit Freundinnen und viel «Frauen-Zeit» verbringt. «Freie Zeiten sind mit etwas Planen, mit Ehrlichkeit und Toleranz möglich», sagt sie. «Es muss dabei nicht immer der grosse Koffer gepackt werden.»
Was sind Ferien?
Was genau sind Ferien? Das Wort «Ferien» wird offenbar vom lateinischen Wort «feriae» für Festtage hergeleitet, weiss Wikipedia. Im alten Rom wurden mit dem Begriff Fest- und heilige Ruhetage bezeichnet, an denen keine öffentlichen oder privaten Geschäfte betrieben werden durften.
Ab 1749, mit der Einführung der «Schulferien», wurden auch «unterrichtsfreie Tage» als Ferien bezeichnet. Ein anderer alter Begriff für Schulferien ist «Vakanz», was von dem lateinischen Wort «vacans» (leer, unbesetzt) stammt. Doch einen Bauernhof mit Tieren kann man nicht leer und unbesetzt lassen.
Keinen Druck aufbauen
Oft fehlt den Menschen in der heutigen, hektischen Zeit schlicht die Musse, sich mit Plänen für Ferien oder Auszeiten zu beschäftigen. Da lohnt es sich, vorhandene Angebote zu prüfen. Eine kleine Umfrage bei einigen Reiseteilnehmerinnen des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV und vom Verband Bernischer Landfrauenvereine VBL ergaben, dass sich mit einer längerfristigen, aber konkreten Planung sogar langgehegte Wünsche realisieren lassen. Einige der befragten Frauen erzählten von Reisen nach Kanada oder ans Nordkap, die möglich waren.
Ganz wichtig sei, sich nicht unter Druck zu setzen, da waren sich die Frauen einig. Diese freie Zeit muss für die Betroffenen und das Umfeld stimmen, nur so können es gute Lösungen sein. Denn nicht nur «faule Tage» am Meer gelten als Ferien oder Auszeit. Jede Person hat ihre eigenen Bedürfnisse, ob und wie sie die arbeitsfreien Stunden oder Tage gestalten möchte. Eine wichtige Rolle spielt dabei immer auch die finanzielle Situation. Da gilt es, zwischen wünschenswert und machbar zu entscheiden.
Ohne Stress und mit Hilfe
Ferien oder freie Tage ausser Haus tun nur gut, wenn man zufrieden, ohne Stress und schlechtes Gewissen heimkommen kann. Dies vor allem auch mit der Erkenntnis, dass an anderswo ebenfalls nicht immer die Sonne scheint und nicht alles Gold ist, was glänzt.
Es gibt aber Menschen, die sich wie im Hamsterrad drehen und keine Möglichkeiten für ihre dringend notwendigen Auszeiten finden – gerade in der Landwirtschaft, aber auch in KMU-Betrieben. Manchmal endet das für Betroffene sogar in einem Burn-out oder anderen gesundheitlichen Problemen. Da lohnt es sich bzw. ist sogar nötig, Hilfe von Fachpersonen anzunehmen. Diese können die Situation einordnen und neue Wege aufzeigen. Damit der Ausspruch «alle haben Ferien, nur ich nicht» einmal mehr aus dem Weg geräumt wird. Arbeiten ist wichtig, aber sogar in der Schöpfungsgeschichte steht zu lesen, dass es einen Ruhetag braucht.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV bietet auf der Plattform «Hilfe & Unterstützung» Tipps und wertvolle Informationen für verschiedene Lebenslagen. Einfach und übersichtlich sind Fachpersonen, kantonale, nationale und überregionale Anlaufstellen, Familienhilfen und Haushaltservices, diverse Beratungen sowie Burnout-Prävention zu finden.