Sie versteht sich als Sprachrohr unternehmerischen Schweizer Landwirte: Heute stellte sich die neue Interessengemeinschaft (IG) BauernUnternehmen auf dem Hof der Familie von Andrey Fernand in Pierrafortscha FR den Medien vor. «Aus unserer Sicht droht eine Lähmung der Schweizer Landwirtschaft», sagte Präsident Samuel Guggisberg, Landwirt und Lohnunternehmer aus Zimmerwald BE. «Wir haben ein System geschaffen, dass die Bauern einengt, die Produktion ausbremst und die Innovation hemmt.»
«Wir wollen uns nicht verkaufen»
Dabei wollten die Konsumente regionale Produkte aus der Schweiz. «Aus ökologischer Sicht schneidet die Schweizer Produktion besser ab als Importe», so Guggisberg. Die IG wolle sich für eine leistungsorientierte und produzierende Landwirtschaft einsetzen. Ein Dorn im Auge sind dem Vorstand, der aus Bauern und Unternehmern aus der Landwirtschaft besteht (siehe Kasten), die «vielen Missverständnisse über die landwirtschaftliche Produktion in der Öffentlichkeit». Hier will die IG BauernUnternehmen mit «sachlicher Aufklärung» Gegensteuer geben. Dabei denkt man etwa an Hofbesichtigungen, Plakatkampagnen bei Mitgliedern, Tagungen und Vorträgen.
Bislang besteht die IG nur aus dem Vorstand, die sie über ihre Mitgliederbeiträge finanzieren. Nun sucht BauernUnternehmen Mitglieder. Man stehe prinzipiell allen Bauern offen, sagte Samuel Guggisberg. «Wir denken nicht in Kategorien wie Bio, IP oder konventionelle Produktion». Die IG strebe eine möglichst breite Abdeckung an und sei auch für Gönnerschaften aus vor- und nachgelagerten Stufen offen. Aber: «Wir wollen uns nicht verkaufen», so der Präsident. «Die produzierende Landwirtschaft braucht eine Stimme.»
«Es braucht eine Ausbildungsoffensive»
Drei Vorstandmitglieder äusserten sich in der Folge zu drei Themen, die die IG beschäftigen: «Durch die landwirtschaftliche Ausbildung muss ein Ruck gehen», sagte Ernst Lüthi, Obst- und Ackerbauproduzent aus Ramlisburg BL. Aus seiner Sicht spüre man das Feuer für den Beruf als Bauer oft zu wenig. Durchschnitt genüge für die Schweizer Landwirtschaft auf die Dauer nicht. «Die Ausbildung ist zu wenig praxisorientiert. Es genügt nicht, wenn die Bauern Formulare ausfüllen können», hielt er fest. Zentrale Fächer und die Ausbildung in Spezialkulturen kämen zu kurz. Die Folge: «Es droht ein Fachkräftemangel und die Situation in der Ausbildung ist unbefriedigend.»
«Auch im Biolandbau braucht es Pflanzenschutzmittel»
«Es darf nicht sein, dass wir auf den besten Böden der Welt nicht mehr produzieren», sagte Andreas Bürki, der in Richigen BE Ackerbau und Milchwirtschaft betreut. Es ist für ihn nicht nachvollziehbar, «dass man in unserem Land die Produktion in der Landwirtschaft ständig einschränkt. Es macht keinen Sinn, die Nahrungsmittelproduktion auszulagern». Die Konsumentinnen und Konsumenten müssten sich ein unverfälschtes Bild machen können, wie Lebensmittel tatsächlich produziert werden. Es brauche beispielsweise auch im biologischen Landbau Pflanzenschutzmittel.
«Polemisch geführte Diskussion»
«Ich bin zutiefst enttäuscht von der sehr polemisch geführten Diskussion zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger in der Landwirtschaft», hielt seinerseits Elmar Fasel fest. Der Landwirt hält Mutterkühe und betreibt Ackerbau in Maggenberg FR. Die Schwarz-Weiss-Malerei von «guter» und «schlechter» Landwirtschaft entspreche in keiner Weise der bäuerlichen Realität. «Zum einen war Landwirtschaft nie Natur pur und zum anderen helfen gerade auch Innovationen und die konsequente Anwendung von Technologie einer ressourcenschonenden Produktion», sagte er. Beispiele sind für ihn der Pflanzenschutz mit Drohnen oder die Nah-Infrarot-Technologie im Güllefass, mit der in Echtzeit der N-, P-, K- und Trockensubstanzgehalt sehr genau gemessen kann.
jw
Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeit auf der Webseite der IG BauernUnternehmen