Wer in der Schweiz über Veränderungen in der Land- und Ernährungswirtschaft nachdenkt, kommt über kurz oder lang am Detailhandel nicht vorbei: Migros und Coop sind neben der Fenaco vermutlich die bedeutendsten Genossenschaften für die Schweizer Landwirtschaft. Sie sind in den Wertschöpfungsketten zentrale Akteure; es liegt deshalb auf der Hand, dass sie bei der Umsetzung der langfristigen Strategie des Bundes eine zentrale Rolle spielen. Das zeigt auch das Gespräch mit Rolf Bernhard in der letzten Folge Agrarpolitik – der Podcast.

Die Stossrichtung der Politik stimmt

«Die grundsätzliche Ausrichtung des Postulatsberichtes deckt sich mit der Strategie des Konzerns», sagt Rolf Bernhard mit Blick auf die Strategie für die mittelfristige Entwicklung der Agrarpolitik. Dass die ganze Wertschöpfungskette in der Pflicht steht, sieht Bernhard positiv: «Wir wollen die intensive Zusammenarbeit nutzen, und noch näher an die Produktion rücken.» Dafür haben Bundesrat und Verwaltung gute Grundlagen geschaffen.

«Der Postulatsbericht zeigt, dass wir die Ressourcen schützen und effizient nutzen müssen», sagt Rolf Bernhard über den Bericht. Für ihn ist klar, dass Verarbeitung und Handel zur Verbesserung der Ressourceneffizienz beitragen müssen und der Weg in der Zusammenarbeit liegt. «Dass wir die Sortimente nachhaltiger und hocheffizient mit der Produktion zusammen gestalten und entwickeln, das ist eine ganz neue Dimension», sagt Bernhard deshalb.

«Die Migros kann Vorreiterin sein für neue Lösungen – etwa zusammen mit Bio- und IP-Suisse beim Anbau von pestizidfreiem Weizen. Das wäre vor fünf Jahren noch nicht möglich gewesen», meint Rolf Bernhard. Gleichzeitig «braucht es die Ziele aus der Politik». Und: «Die Schwierigkeit ist, die verschiedenen Perspektiven aufeinander abzustimmen.» Bernhard warnt deshalb davor, die Bedeutung der Migros zu überschätzen und plädiert für das gute Zusammenspiel mit der Politik.

Politik dürfe auf Erfahrung der Industrie und der Branchen aufbauen

Wie Rolf Bernhard weiter ausführt, dürfe sich die Politik am Wissen und den Erfahrungen der Industrie und der Branchen orientieren. Die politischen Rahmenbedingungen müssten einfacher und effektiver werden, sagt er. Hürden für eine effiziente und nachhaltige Urproduktion sollen seiner Meinung nach abgebaut werden.

Rolf Bernhard betont zudem, dass die Nachhaltigkeitsziele aus Kundensicht definiert werden. Deshalb müsse die Migros einen Schritt weiter gehen und «die Produktion einbeziehen mit unseren Bedürfnissen, und hören, was im Moment möglich ist, um auf die Kundenbedürfnisse zu reagieren».