Seit der Annahme einer entsprechenden Volksinitiative im Jahr 2005 gilt in der Schweiz ein Moratorium für die Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft. Gentechnisch veränderte Organismen dürfen hierzulande folglich nur zu Forschungszwecken angebaut werden. Seither wurde das Gentech-Moratorium durch das Parlament dreimal verlängert und gilt nun noch bis Dezember 2021. Der Bundesrat strebt nun eine weitere Verlängerung bis Ende 2025 an. Und diesmal soll die Verlängerung des Moratoriums auch die moderne Genom-Editierung umfassen. Damit würde dieses für die Pflanzenzüchtung vielversprechende Werkzeug gleich streng reguliert bleiben wie die klassische Gentechnologie, heisst es in einem Bericht von Angela Bearth. Das häufige Argument, dass die Konsumentinnen und Konsumenten gentechnisch veränderte Produkte ohnehin ablehnen würden, stehe aber auf wackeligen Beinen, schreibt die Forscherin weiter.
Risiken haben sich nicht bewahrheitet
So würden Befürworter des Moratoriums oft auf ältere Studien verweisen, die sich auf die frühen Gentech-Methoden beziehen würden oder sie stützten sich auf ungeeignete Daten. Um zu beurteilen, wie Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen zur Gentechnologie stehen, bräuchte es neue sozialwissenschaftliche Daten, die der Komplexität des Sachverhalts gerecht würden, meint Angela Bearth weiter. Seitdem das Stimmvolk die Gentechfrei-Initiative im Jahr 2005 angenommen habe, hätten sich Wissenschaft und Gesellschaft enorm weiterentwickelt. So seien die neuen Verfahren der Genom-Editierung viel präziser als die Gentechnik der Nullerjahre und würden das Potential bergen, krankheitsresistente und klimatolerante Kulturpflanzensorten effizient zu züchten, ohne artfremde DNA ins Erbgut einbauen zu müssen. Darüber hinaus hätten sich auch die befürchteten Risiken durch genetisch veränderte Pflanzen bislang nicht bewahrheitet.
Drängende Probleme könnten Akzeptanz steigern
Weiter hange die Wahrnehmung auch vom Kontext ab: Aus der Risikoforschung wisse man, dass Leute ein kleines Mass an Unsicherheit akzeptierten, wenn sie einen persönlichen oder gesellschaftlichen Nutzen erkennen würden. Sie halte es deshalb für denkbar, dass die Gesellschaft angesichts der drängenden Probleme wie Pestizideinsatz, Klimawandel und Artensterben neue Technologien eher annehmen werde, sagt Angela Bearth.