«Höre die Hilfeschreie vom Land und unterstütze unsere Landwirtschaft in ihren Forderungen nach besseren Bedingungen für die Bauernfamilien» hiess es in der Petition des Schweizer Bauernverbands (SBVs), der Westschweizer Bauernvereinigung Agora und der Junglandwirte. Innert weniger Tage haben über 65'000 Menschen online für eine rentable Landwirtschaft unterschrieben, freut sich der SBV in einer Mitteilung. Heute fand die Übergabe der Petition statt – und zwar in fünffacher Ausführung.
In Bundesbern und den Geschäftssitzen
Da sich die zahlreich mitgetragenen Forderungen sowohl an die Politik als auch die Abnehmerseite wenden, schickte der SBV je eine Delegation zu Bundesrat Guy Parmelin nach Bern, zum Hauptsitz der Migros nach Zürich, zu Coop nach Basel, Aldi in Schwarzenbach SG und ins thurgauische Weinfelden zu Lidl.
Beim Detailhandel seien die zu tiefen Produzentenpreise im Zentrum gestanden, schreibt der SBV. Die gestiegenen Produktionskosten könnten damit nicht gedeckt werden, so die Kritik des Verbands, was die bereits tiefen Einkommen in der Landwirtschaft weiter gesenkt habe. Verlangt wird daher eine Erhöhung der Produzentenpreise im Jahr 2024 um mindestens 5 bis 10 Prozent.
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Der SBV will koordinieren
«Der Schweizer Bauernverband wird neu bei all diesen Verhandlungen eine koordinierende Rolle einnehmen», erklärte SBV-Präsident Markus Ritter in Bern. Bisher führten die einzelnen Branchenorganisationen diese Verhandlungen, jeweils einzeln mit den Detailhändlern und Discountern. Das erklärte Ziel des neuen Vorgehens besteht darin, dass die Branchenorganisationen künftig eine gemeinsame Strategie verfolgen können. Falls nötig wolle der SBV auf übergeordneter Ebene mit den Geschäftsführungen der Detailhändler und Discounter selbst verhandeln.
4'000 Seiten Gesetzestexte
«Der SBV steht in engem Dialog mit Bundesrat und Detailhandel», versichert der Verband auf Facebook. Zum Treffen mit Bundesrat Guy Parmelin überbrachten Markus Ritter, Loïc Bardet (Agora) und Francis Egger (SBV) zusätzlich zu ihren Forderungen auch 4000 Seiten Gesetzestexte. Sie sollten ein Symbol sein für die «Regulierungswut» im Agrarsektor. Als Vertreterin der Junglandwirte war im Bundesbern Leana Waber anwesend, ebenso wie der Westschweizer Landwirt Arnaud Rochat. Rochat hat als Gründer der «Révolte agricole Suisse» kürzlich einige Bekanntheit erlangt und sich nun offenbar den Forderungen des SBVs angeschlossen.
«Auch in der Schweiz leiden die Bauernbetriebe unter stetig steigenden Auflagen – bei maximal gleichbleibenden Entschädigungen – und steigender administrativer Belastung», ist sich der SBV bewusst. Es sei klar, dass die landwirtschaftliche Basis nun Resultate erwarte.
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Anerkennung, Preise und Realität
Die Petition von SBV, Agora und Junglandwirten stellt folgende fünf Forderungen:
- Bessere Anerkennung der vielfältigen Rollen der Landwirtschaft, ihres Engagements und ihrer Hauptaufgabe: Die nachhaltige und tierfreundliche Lebensmittelproduktion.
- Keine Sparprogramme auf dem Rücken der Landwirtschaft.
- Erhöhung der Produzentenpreise und eine Preisbildung, die auf den effektiven Kosten basiert.
- Keine neuen Auflagen im Umweltbereich, die nicht entschädigt sind.
- Berücksichtigung der Realität in der Praxis und der Situation der Bauernfamilien.