Der übermässige Gülleeinsatz der intensiven Landwirtschaft schwäche die Widerstandsfähigkeit von Gewässern, Mooren und Wäldern gegen den Klimawandel, schreibt Pro Natura in einer Mitteilung. Die Initiative gegen Massentierhaltung löse das Grundproblem der Überdüngung, nämlich die zu hohe Nutztierdichte im Schweizer Mittelland. So argumentiert die Naturschutzorganisation für ein «Ja» zur Massentierhaltungs-Initiative, die am 25. September 2022 zur Abstimmung kommt.
Mehr Biodiversität
Die Schweizer Landwirtschaft produziere jährlich Stickstoffüberschüsse von rund 100’000 Tonnen, davon 42'000 Tonnen Ammoniak, schreibt Pro Natura. Eine aktuelle Studie zeige, dass zu hohe Ammoniakeinträge aus der Luft, insbesondere in Regionen mit hohen Nutztierbeständen ein weitverbreitetes Problem seien. Als Folge davon seien heute alle Hochmoore, 84 Prozent der Flachmoore, 42 Prozent der Trockenwiesen und -weiden sowie 95 Prozent der Wälder überdüngt.
Dies führe in den Wäldern zu Bodenversauerungen, so Pro Natura. Die Bäume würden dadurch weniger tiefe Wurzeln bilden und seien anfälliger für Trockenheit und Stürme. Aus Mooren, die in gesundem Zustand als CO2-Speicher und Hotspots der Biodiversität dienen würden, würden durch die Verbuschung mit nährstoffliebenden Pflanzen zu eintönigen Landschaften, die CO2 ausstossen anstatt speichern würden.
«Problem an den Hörnern packen»
Eine Reduktion der Tiere pro Betrieb, wie es die Initiative gegen Massentierhaltung vorsehe, wäre ein Gewinn für Natur und Mensch, wird Marcel Liner, Leiter Agrarpolitik bei Pro Natura, in der Mitteilung zitiert. Technische Lösungen wie den Schleppschlauchverteiler findet er laut Mitteilung nicht genug: «Anstatt mit Technik Teilaspekte des Problems zu bekämpfen, sollten wir das Problem an der Wurzel, oder besser gesagt an den Hörnern packen und die Tierbestände reduzieren», sagt er.