Die Bauern haben die Eidgenossenschaft gegründet und sie mit Waffen verteidigt. Aber ihnen selbst wurden die Rechte des freien Mannes im grössten Teil unseres Landes während Jahrhunderten vorenthalten. (...)
"Alle Schweizer vor dem Gesetze gleich"
An der Uneinigkeit des Bauernstandes scheiterte jeder Versuch, die Herrschaft der Stände, der Städte und der weltlichen und geistlichen Welt abzuschütteln. Es ist tragisch, dass erst unter dem Druck des Auslandes und schliesslich nach dem Waffengang zwischen den liberalen Städtekantonen und den konservativen Landkantonen der Grundsatz in die Bundesverfassung überging: "Alle Schweizer sind vor dem Gesetze gleich. Es gibt in der Schweiz keine Untertanenverhältnisse, keine Vorrechte des Orts, der Geburt, der Familien oder Personen."
Kaum hundert Jahre sind vergangen, seit alle Schweizer Bauern gleichberechtigte Eidgenossen geworden sind.
16 Rappen je Liter Milch
Jetzt fielen die Mauern der Städte. Die Sonne der schweizerischen Freiheit leuchtete nun auch wieder über unserem Bauernstand.
Für die Bauern bedeutete die Niederlassungsfreiheit und die Gewerbefreiheit eine tiefgreifende Änderung der Erwerbsmöglichkeiten. Viele Landbewohner wanderten in die Städte und vermehrten damit dich Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten. (...)
Die Selbstversorgung der Städter und der Bezug von Steuern und Zinsen in Naturalien hörte auf, die Nachfrage auf dem Markt nahm zu. Die wachsende Industrie und das Gewerbe beschäftigten auch auf dem Land viele Arbeitskräfte. So kam die Bauernfamilie zu Nebeneinnahmen.
Die Preise der landwirtschaftlichen Produkte steigen. (...) Auch der Milchpreis erhöhte sich um mehr als 50 Prozent; man löste während langer Zeit nur 10 Rappen, in den siebziger Jahren aber durchschnittlich 13 bis 14, im Jahr 1873 sogar bis 16 Rappen je Liter Milch. So konnte der Bauer seinen Betrieb und seine Einrichtungen verbessern.
aus "Die Festgabe des Schweizerischen Bauernverbandes 1897 bis 1947"