Im alten Rom wurden doch früher in der Arena unterhaltsame und spektakuläre Aufführungen präsentiert. Die Leute wurden begeistert unterhalten und konnten sicher oft lachen. Ich habe mir im Vorfeld vorgenommen, heute auch einmal eine lustige, unterhaltsame Begebenheit aus unserem Landwirtschaftsleben zu schreiben. Aber dieses Schaltjahr macht es mir nicht einfach. Gut, es sieht zurzeit wettermässig für einmal so aus, als könnte man drei, vier Tage an einem Stück ohne Regen heuen oder ernten. Viel Erfreulicheres gibt es zurzeit von den Feldern aber nicht zu berichten.

Laufendes Programm liefert gute Resultate

So gehe ich zum Thema «Biodiversitäts-Initiative» über: Letzte Woche, am einzigen schönen Tag der Woche, war ich zu einer Biodiversitäts-Weiter-bildung des Kantons Zürich eingeladen. Die Veranstaltung war interessant und lehrreich. Auch wenn ich zurückblicke im noch laufenden Programm «Zielorientierte Biodiversitätsförderung», habe ich bis heute eine äussert positive Einstellung zur Gestaltung unserer Biodiversitätsflächen. Wir dürfen diese in Eigenregie, ohne vorgegebene Zeittermine gestalten. Die Resultate sind durchs Band positiv. Mehr Blumen, mehr Schmetterlinge, mehr Feldlerchen und so weiter.

Seit letzter Woche hängen nun in unserem Dorf die Flyer an den Häusern und Gartenzäunen der Befürworter der Biodiversitäts-Initiative. Wenn ich durchs Dorf fahre, fällt mir das sofort auf. Da ich die meisten der Bewohner kenne, mache ich mir Gedanken dazu, warum sie sich so offen zu dieser Initiative bekennen. Ich glaube, es ist wieder eine dieser Initiativen, die praktisch nicht das private Verhalten unserer Einwohner tangiert. Erstes Beispiel: Ein grosses Plakat am Hauseingang, eine junge Familie kaufte ein altes Bauernhaus, lebt jetzt auch auf dem Land und findet, es gebe zu wenig Biodiversität. Als ich vorbeigefahren bin, war gerade ein Tanklastwagen am Auffüllen des Heizungsöltanks. Das Heizöl ist zurzeit relativ günstig. Für mich stach einfach ins Bild: «Mehr Biodiversität, ich heize aber weiterhin mit Öl, so muss ich nichts unternehmen.»

Mehr Biodiversität ja - aber nicht im eigenen Garten

Zweites Beispiel: Das Plakat hängt am Balkon oben in freier Natur, die Familie scheint vermögend zu sein. Sie konnte zwei benachbarte Baulandparzellen kaufen. Bei uns liegt der Preis bei 1000 Franken pro Quadratmeter. Auf einer Parzelle steht nun das Einfamilienhaus, auf der zweiten wächst Rasen, der von einem Mähroboter tagtäglich auf den Millimeter genau gemäht wird. Die Familie hat so freie Sicht für immer, da ihnen niemand ein zweites Haus vor die Nase bauen kann. Ich bewirtschafte ein Feld, angrenzend an die Rasenparzelle. Vor fünf Jahren haben wir einen drei Meter breiten Nützlingsstreifen der Grenze entlang angesät. Je nach Blumen- oder Unkrautwuchs säen wir jährlich neu an. Im ersten Jahr wurde ich von der Rasennachbarin angesprochen: Sie habe nicht so Freude an meinem Nützlingsstreifen, da ja auch Unkraut und Samen der Blumen in ihren Rasen gelangen könnten. Aber heute hängt dort ein Plakat für mehr Biodiversität.

Nun zurück zur Biodiversitäts-Weiterbildung, am schönsten Tag der letzten Woche. Es gab dann ein feines Mittagessen. Was mir wieder einmal zeigte: Essen und menschliche Gemeinschaft sind schöne Dinge im Leben. Und dazu tragen wir Bauern matchentscheidend bei!

Wird der Druck bleiben?

Vor dem Essen orientierte der Organisator, dass der Mitarbeiter des Landwirtschaftsamtes und die Fachstelle Naturschutz anschliessend weitere Informationen mitteilen wollten. Ich habe dann zu meinem Tischnachbarn gesagt: «Ach, wäre das nicht während des Essens möglich? Es gibt noch so viel zu tun zu Hause, da es heute mal trocken und warm ist!» Ich habe etwas zu laut gestöhnt und der Organisator hat das mitbekommen und fragte mich, was genau ich meine. Jedenfalls wurde mein Anliegen berücksichtigt. Der Vertreter des Landwirtschaftsamtes sass auch an meinem Tisch und meinte nachher: «Bist du gestresst wegen der Lieferungen an deine Abnehmer?» Ich sagte: «Ja und nein. Wenn es mich zu sehr stressen würde, könnte ich ja nächstes Jahr kürzertreten und zum Beispiel weniger Salat anpflanzen.» Aber: Der grösste Druck kommt ja zurzeit davon, dass auf den Landwirtschaftsbetrieben alles, wirklich alles, von oben herab geregelt wird und wir Bauern jeden Tag unter Druck stehen, dieses Regelwerk im Kopf zu haben und gesetzeskonform umzusetzen. Und hier kann ich persönlich gar nichts ändern. Der Druck wird bleiben.

Zur Person:
Heinz Höneisen ist Co-Präsident der Mitgliederorganisation Bio ZH-SH. Er führte den Thurlandbio-Betrieb in Andelfingen und hat ihn nun seinem Sohn übergeben. Er schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.