Anders als bei der Mutterkuhhaltung werden Milchkühe und ihre Kälber üblicherweise nach der Geburt getrennt. Eine tierfreundliche Alternative dazu ist die muttergebundene Kälberaufzucht (MGA), bei der Mutter und Kalb ihre natürliche Beziehung leben können, wobei die Kuh trotzdem gemolken wird. Dabei sind viele Varianten möglich. Eine einheitliche Handhabung gibt es kaum:
Zweimal täglicher Kontakt: Die Kuh kommt zweimal täglich mit dem Kalb zusammen und wird zudem gemolken.
Unbegrenzter Kontakt: Die Kuh bleibt (fast) den ganzen Tag mit dem Kalb zusammen und wird zudem gemolken.
Weitere Variationen: Das Kalb wird vor oder nach dem Melken gesäugt. Säugen und Melken erfolgen unmittelbar nacheinander oder in einem zeitlichen Abstand. Unterschiede gibt es auch bei der Wahl des Absetzzeitpunktes.
Ammengebundene Kälberaufzucht: Zwei bis vier Kälber werden von einer Ammenkuh gesäugt.
MGA-Miich soll rechtliche Grundlage erhalten
Die Vermarktung von Milch von Kühen, die Kälber säugen, liegt aufgrund von rechtlichen Uneindeutigkeiten im gesetzlichen Graubereich. Dies könnte sich bald ändern: Die Schaffhauser Nationalrätin Martina Munz hat letztes Jahr eine Motion eingereicht, die der MGA eine rechtliche Grundlage ermöglichen soll. Entgegen früheren Vorurteilen wird darin argumentiert, mit der MGA würde weder Qualität noch Hygiene eingeschränkt. Zudem werde damit die Gesundheit der Kälber gefördert.
Der Bundesrat empfiehlt die Motion zur Annahme. Der Nationalrat hat sich bereits dafür ausgesprochen. Stimmt auch der Ständerat zu, wird es möglich sein, MGA-Milch legal zu vermarkten und spezifisch zu deklarieren.
Es gibt bereits Vermarktungsprojekte
Bereits sind Projekte dem Thema gewidmet: In Bern gibt es den Verein «Cowpassion», der von Produzenten und Konsumenten initiiert wurde, um die MGA zu fördern, und von Demeter das «Rinder im Glück», dessen Standard vorsieht, dass die Kälber bis zum Absetzen am Euter trinken dürfen. «In der letzten Zeit melden sich häufiger Betriebe, die an der muttergebundenen Kälberaufzucht interessiert sind», stellt Claudia Schneider vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL fest. Bis anhin kenne sie aber hierzulande nur einige wenige Betriebe mit MGA, bei der Kälberaufzucht mit Ammen geht sie dagegen von etwas mehr als 50 Betrieben aus.
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