Der Verwaltungsrat der Hochdorf-Holding macht Nägel mit Köpfen. Wie das Unternehmen am Montagmorgen mitteilt, wird sich die Unternehmung "auf den wachstumsstarken Geschäftsbereich Baby Care fokussieren". Im Bereich Dairy-Ingredients – hier geht es vor allem um die Produktion von Milchpulver – kündigt Hochdorf an, sich vom Werk in Deutschland zu trennen. Ebenso trennt sich das Unternehmen vom Geschäftsbereich Cereals & Ingredients "mangels kritischer Grösse und Skalierbarkeit." Mit den Massnahmen könnten die vorhandenen Ressourcen gezielter eingesetzt werden, heisst es in der Mitteilung weiter.

Pharmalys: Entwicklung wieder offen

Damit wird deutlich, dass sich Hochdorf auf die Herstellung von Baby-Food spezialisieren will. Der Geschäftsbereich Baby Care soll "weiter gestärkt und internationalisiert werden", heisst es in der Medienmitteilung. Derzeit heisst das vor allem, dass die Partnerschaft mit dem tunesischen Unternehmer Amir Mechria und dessen Firma Pharmalys gepflegt wird. Denn Pharmalys macht den Zugang zu schnell wachsenden aber noch nicht entwickelten Märkten im mittleren Osten und Afrika möglich. Im Gegenzug für den Marktzugang soll Amir Mechria kommendes Frühjahr Hauptaktionär der Hochdorf-Holding werden. Wie Hochdorf nun schreibt, könne das Geschäftsmodell mit Partner Pharmalys in der heutigen Ausgestaltung "nicht nachhaltig erfolgreich geführt werden." Was das konkret heisst, bleibt in der Medienmitteilung offen. Der Verwaltungsrat verspricht aber, dass "mit hoher Priorität alle Optionen geprüft" werden, "wie Pharmalys in Zukunft geführt werden kann."

Neue Strategie für Dairy Ingredients

Die zweite, grosse Baustelle ist der Geschäftsbereich Dairy Ingredients. Hier geht es vor allem um die Herstellung von Sprühprodukte für Industriekunden.

"Mit der Absicht, Babynahrung ausschliesslich in der Schweiz zu produzieren, hat das Produktionswerk in Deutschland keine strategische Relevanz mehr.", schreibt die Firma. Konkret handelt es sich um die Uckermärker Milch GmbH, die Hochdorf erst im Herbst 2014 übernommen hatte. Ursprünglich wollte man mit der Firma vor allem in der EU konkurrenzfähig Milchpulver produzieren. Das in Deutschland produzierte Milchpulver sollte unter anderem als Babynahrung für die Märkte in Europa, sowie für die mittel- und südamerikansichen Märkte verwendet werden. Wie der damalige CEO sagte, sei für diese Märkte der Produktionsstandort Schweiz und das Verkaufsargument "Swissness" von geringerer Bedeutung. Anders ist dies im asiatischen Markt – dort legen alle Milchexporteure aus der Schweiz sehr starken Wert auf eine entsprechende Herkunftsdeklaration. Wie es im Geschäftsbereich weiter geht, ist im Falle von Hochdorf trotzdem noch nicht restlos geklärt. Der Verwaltungsrat will in den nächsten 12 Monaten eine neue Strategie für den Geschäftsbereich erarbeiten.

 

Fokus auf die Schweiz

Der Verwaltungsrat der Hochdorf-Holding hat nach dem unerwarteten Abgang von CEO Thomas Eisenring und der Palastrevolte an der Aktionärsversammlung am 12. April 2019 in neu zusammengesetzter Form angekündet, die strategische Ausrichtung der Firma zu überprüfen. Angekündigt war eine entsprechende Entscheidung bis Ende Juni; kommuniziert hat sie das Unternehmen am 8. Juli.

Mit der Redimensionierung des Geschäfts und den geplanten Verkäufen wird deutlich, dass sich die Hochdorf-Holding  auf das Kerngeschäft und auf die Schweiz als Herkunftsland fokussieren will. Inwiefern sich die Veränderung auf den Milchpreis und Schweizer Milchproduzenten auswirken wird, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Sicher ist nur, dass die Milchpulverproduktion in der Schweiz von Überkapazitäten gekennzeichnet ist und sich entsprechende Restrukturierungen aufdrängen. Ausserdem herrscht, soweit das in Kenntnis gebracht werden konnte, Konsens darüber, dass der Bereich Babyfood grosses Wachstumspotenzial hat und dass eine entsprechende Ausrichtung von der Firma erwartet wird.

 

Liquidation von Cereals & Ingredients

Ganz anders hingegen ist die Situation beim dritten Geschäftsbereich, den Cereals und Ingredients. Dieser wird nämlich abgestossen. Wie Hochdorf schreibt, werden werthaltige Produktkategorien in den Bereich Dairy Ingredients eingegliedert. Es handelt sich dabei vor allem um nicht-milchbasierte Sprühprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Für die Marbacher Ölmühle, die Zifru-Trockenprodukte und die Snapzs-Food AG (beides Trockenfrüchte-Hersteller) werden strategische Alternativen geprüft, was bis Ende Jahr abgeschlossen sein dürfte. Klar ist schon jetzt, dass die Südafrikanische Schokoladenfabrik demnächst an die African Chocolate Café Ltd. veräussert wird.

Deutlicher Gewinneinbruch erwartet

Wenig überraschend rechnet der Verwaltungsrat mit höheren Kosten. Zudem musste er am 13. Mai eine Gewinnwarnung kommunizieren. An dieser hält man nun fest. Das erste Halbjahresergebnis 2019  wird massiv schlechter ausfallen, als im Vorjahr.