Die Alternative zum Kükentöten könne realisiert werden, wenn Ei-Vermarkter und Detailhandel den Weg mittragen, heisst es in einer Mitteilung von Gallo Suisse vom 9. Dezember 2021. Konsumentinnen und Konsumenten sollen zudem bereit sein, den Mehrpreis für Eier ohne tote Küken zu zahlen.
Schmerzempfinden ab dem 11. Bruttag
Um das Schlüpfen männlicher Küken zu verhindern, soll das Geschlecht im Ei am neunten Tag bestimmt werden. Laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist vor dem elften Bruttag ein Schmerzempfinden der Hühnerembryos auf Grund der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur unwahrscheinlich.
Nun hätten die Vertreterinnen und Vertreter der Branche – von den Brütereien über die Ei-Vermarktungsfirmen und den Detailhandel bis zu Konsumentenorganisationen – bis Mitte Januar 2022 Zeit, ihre Haltung zum Vorschlag mitzuteilen, schrieb Gallo Suisse weiter. Umgesetzt werden könne der Ausstieg per Ende 2023, wenn die Branche die vorgeschlagene Methode akzeptiere und zugesichert sei, dass die Mehrkosten über den Eierpreis abgegolten würden.
Konsumentinnen und Konsumenten können heute bereits Eier kaufen, die ohne das Töten von männlichen Küken produziert worden sind. Für die Mast von Bruderhähnen und Eier von Schwesterhennen gibt es verschiedene Projekte.
Einen Grundsatzentscheid zum Verbieten des Kükentötens hatte die Branchenorganisation schon im September 2020 gefasst. Damals stimmten die Delegierten einem entsprechenden Vorstandsantrag zu. Von Anfang an war klar, dass die Branche auf Geschlechterbestimmung im Ei (in ovo) setzen will, da Alternativen wie Bruderhahn-Mast und Zweinutzungshuhn ökologisch nachteilig seien.
Drei Firmen haben offeriert
Laut Edith Nüssli, Leiterin der Geschäftsstelle von Gallo Suisse ist geplant, dass die einzigen beiden grossen Schweizer Brütereien (Animalco AG im aargauischen Staufen und Prodavi AG im luzernischen Schötz) die gleiche Technologie einsetzen.
Es hätten drei Unternehmen offeriert, welche die favorisierte chemische Analyse am 9. Tag anbieten können, so Nüssli. Diese sind in Deutschland und den Niederlanden beheimatet. Die favorisierte Lösung will die Branche aber noch nicht kommunizieren, da man vorgängig mit der auserkorenen Firma noch entsprechende Vereinbarungen treffen müsse.
Schreddern seit 2020 verboten
Die Produzenten von Gallo Suisse setzen beim Töten männlicher Küken seit einigen Jahren auf Gas. Diese Methode ist in der Schweiz nach wie vor erlaubt, im Gegensatz zum Schreddern von männlichen Küken. Die mechanische Tötungsmethode ist seit Anfang 2020 verboten.
Dynamische Bewegung gegen das Kükentöten
In der Schweizer Eierbranche ist im Moment grosse Dynamik in Richtung Kükentötungs-Verbot zu spüren. Vor einigen Wochen hat Bio Suisse beschlossen, bis Ende 2025 aus dem Kükentöten auszusteigen. Die Biobranche bevorzugt allerdings eine Lösung mit Zweinutzungshuhn und Bruderhahnmast, da ihr die Bestimmungsmethoden im Ei suspekt sind. Der Druck auf die Branche hat auch mit gesteigerten ethischen Ansprüchen der Konsument(innen) zu tun. Diese finden auch Niederschlag im Angebot des Detailhandels. So haben Migros und Coop schon länger Eier aus Tötungs-freier Produktion im Angebot, sei es mit Geschlechtsbestimmung oder aus Bruderhahnmast. Diese Woche hat Lidl mitgeteilt, dass man schon ab 2022 bei den Bioeiern nur noch solche aus Kombi mit Bruderhahnmast im Sortiment haben werde. Die erhöhte Aktivität in Sachen Kükentöten ist auch auf das Verbot in Deutschland zurückzuführen. Die Bundesregierung hat unlängst ein Tötungsverbot ab Anfang 2022 verhängt, ab 2024 soll auch das Töten von Embryonen im Ei ab dem 6. Bruttag verboten werden.