Der September hat bereits begonnen und man spürt überall, dass sich der Sommer langsam wieder zu Ende neigt. Das Heuen im Sommer ist für mich als Bergbauer die wichtigste und arbeitsintensivste Zeit des Jahres. Von Mai bis September wird das gesamte Winterfutter für die Tiere gewonnen, die ganze Familie ist im Einsatz. Neben dem Grünland, das wir bewirtschaften, bauen wir seit nunmehr zwölf Jahren auch rund eine Hektare Urdinkel an. Unser Urdinkel wächst auf gut 1000 Metern über Meer in vergleichsweise steilem Gelände. Der Bergackerbau ist für uns eine durchaus spannende Möglichkeit zur Diversifizierung. Er ermöglicht es uns, Wertschöpfungsketten zu schliessen, er trägt zur Biodiversität bei und prägt die Kulturlandschaft. Obwohl bei uns in den Bergen der Anbau natürlich aufwendiger und die Vegetationszeit kürzer ist, ist der Ur-dinkelacker ein bedeutendes Element unserer betrieblichen Struktur.

Das Wetter war herausfordernd

Wie fast in der ganzen Schweiz lag die Ernte auch bei uns weit unter dem langjährigen Vergleich. Nicht nur war das Wetter herausfordernd, auch wurde unser Dinkel von Gelbrost befallen, was den Ertrag zusätzlich minderte. Trotzdem ist das Dreschen des Urdinkels jedes Jahr das Highlight für Klein und Gross. Neben dem Urdinkel, den wir an die Genossenschaft Gran Alpin liefern dürfen, können wir eigenes Stroh ernten und müssen so weniger Stroh zukaufen. Auch dies trägt dazu bei, den Kreislauf des Betriebes zu vervollständigen.

Das letzte Bergheu wurde nun eingebracht. Der Stall ist voll mit bestem Futter und bereit für die Tiere, die bald von der Alp kommen. Die ersten zwei Kühe sind bereits zu Hause und haben letzte Woche die Abkalbesaison begonnen. Als Bergbetrieb, der alle Tiere alpt, ist es uns wichtig, dass alle Kühe jeden Herbst ein gesundes Kalb gebären. Diese saisonale Abkalbung ist eine Herausforderung, denn sie bedingt, dass die Tiere gesund und fruchtbar sind. Unsere älteste Kuh Linda ist bereits 16 Jahre alt und verbringt immer noch den ganzen Sommer auf über 2000 Metern über Meer auf der Alp. Wir sind sehr stolz auf dieses gesunde und robuste Tier und freuen uns besonders, wenn sie im November auch wieder ein gesundes Kalb zur Welt bringt.

Alpkäse für in die Bäckerei

AboGastbeitrag«Ich bin gerne Landwirt, so wie viele andere auch»Sonntag, 21. Januar 2024 Jedes Jahr freuen wir uns auf die Alpzeit. Ganz genau so freuen wir uns auch jedes Jahr, wenn die Tiere wieder zu Hause sind. Neben den Kälbern, Mesen, Rindern und Milchkühen, die nach Hause ins Tal zurückkehren, kommen auch die feinen Alpprodukte herunter ins Tal: der Alpkäse und die Alpbutter, die wir den ganzen Winter geniessen. Natürlich wird ein Teil der Alpprodukte auch verkauft. Seit einigen Jahren können die Bauern-familien von der Muntogna da Schons den Alpkäse direkt an eine Bäckerei in Chur für die Käsesandwiches verkaufen. Der Käse wird durch die Alp-Bestossenden selbst gepflegt, geschnitten und wöchentlich der Bäckerei geliefert. Das heisst, die Bauern treffen sich regelmässig, um Alpkäse zu schälen, zu schneiden und zu verpacken. Diese tolle Zusammenarbeit mit der Bäckerei ist für uns in vielerlei Hinsicht wichtig. Wir sind froh über den regelmässigen Absatz, schätzen es sehr, dass die Bäckerei auf regional produzierte Produkte setzt und die Kundschaft dafür sensibilisiert. Auch treffen sich die Land-wirtinnen und Landwirte von der Muntogna da Schons nun regelmässig für die Konfektionierung des Käses, wo wir uns austauschen und unsere Zusammenarbeit pflegen.

Ich wünsche allen einen erfolgreichen Herbst mit all seinen Herausforderungen und hoffe, dass wir alle die schönen Seiten der Landwirtschaft geniessen können und viel Freude bei der Arbeit haben.

Zur Person
Ursin Gustin aus dem bündnerischen Donat ist Landwirt und als Vertreter der Junglandwirte (Jula) im Vorstand des Schweizer Bauernverbands. Er schreibt für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.