Der Biohof Trimstein im gleichnamigen Berner Dorf wird von zwei Betriebsleitern geführt. Die beiden Agronomen Katrin Portmann und Hannes Moser sind verheiratet und haben drei gemeinsame Kinder.
Ein grosses Berner Riegelhaus in Trimstein
«Es war einst ein stattlicher Bauernhof», sagt Katrin Portmann mit Blick auf das grosse Berner Riegelhaus. Noch vor sieben Jahren war dieser ein Milchviehbetrieb, welcher zwei Familien gehörte. Der Hof wurde aber 2015 in zwei unabhängige Betriebe aufgeteilt.
Heute bewirtschaftet die Familie Portmann-Moser nur noch 14,5 Hektaren Land mit Ackerbau, Gemüse und Erdbeeren und hält Geflügel, Schweine, Jungrinder und Pferde. Die Agronomin arbeitet seit 20 Jahren in der Biobranche, deshalb stellten sie und Hannes Moser den Betrieb 2015 auf Bio Suisse um.
Die Agronomin und Marketingplanerin ist sehr stolz auf ihre im Hofladen zum Verkauf stehenden Produkte, vor allem auf die Eier. «Ich habe ein eigenes Label, das Bio-Weide-Ei, entwickelt», betont die Biolandwirtin. Unter dem Label produziert nicht nur ihr eigener Hof, sondern auch elf weitere Biobetriebe in der Schweiz.
«Eier sind emotional»
sagt die Biobäuerin, Katrin Portmann über ihre Sicht auf Lebensmittel.
Die Kunden würden die Hühner, wenn sie nicht in der Mauser oder frisch eingestallt sind, draussen sehen. Katrin Portmann möchte transparente Produkte verkaufen. Deshalb stehe sie auch in engem Kontakt mit ihrer Kundschaft.
Eier und Fleisch von 900 Legehennen stehen zum Verkauf
Neben den Eiern von im Winter bis zu 900 Legehennen produziert Katrin Portmann in einem der beiden Mobilställe im Sommer Mastpoulets. So viele Eier könne sie nicht das ganze Jahr über produzieren, weil dafür im Hochsommer zu wenig Absatz in ihren Kanälen bestehe.
Diversität in den hergestellten Produkten und die Anpassung an den Markt sind ihr wichtig. «Ich vermarkte deswegen auch das Fleisch der Legehennen», so Portmann.
Nutzungsdauer der Legehennen verlängern
Das Legehennenfleisch verkauft sie, wenn die Nutzungsdauer der Tiere zu Ende ist. «Dies ist auch ein Kundenbedürfnis; das Fleisch ist lecker und relativ günstig», so Katrin Portmann.
Im Hofladen verkauft die Landwirtin nicht nur Eier und Hühnerfleisch, sondern auch Fleisch von den hofeigenen Freilandschweinen und Gemüse aus den Folientunneln.
Soja-Tofu mit 20'000 Franken Preisgeld geehrt
Ein ganz besonderes Produkt im Hofladen ist der selbst hergestellte Soja-Tofu. Für diesen bekam sie dieses Jahr ein Preisgeld von 20'000 Franken zur Projekt-Weiterentwicklung über Inno Bio Bern.
Arbeiten und die Welt erkunden
Ihren Mann Hannes Moser lernte sie auf der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwirtschaften (HAFL) kennen. Aber richtig zusammengekommen sind die beiden erst viel später. «Nach meinem Studium wollte ich erstmal arbeiten.»
Die drei Kinder des Ehepaares heissen nach Hannes Familie – Moser. Der Grund ist die Verbindung zum Hof. «Die Kinder wachsen hier auf dem Hof auf. Wenn es mein Hof gewesen wäre, würden die Kinder Portmann heissen, Hannes hätte aber weiterhin Moser heissen dürfen», scherzt Katrin Portmann.
Eine erfolgreiche berufliche Karriere
Auf die Frage, weshalb sie ihren Nachnamen auch nach der Eheschliessung behielt, antwortet sie: «Ich habe erst mit 33 Jahren geheiratet und hatte vorher eine berufliche Existenz.» Sie schloss 2004 ihr Diplom als Ingenieurin an der HAFL ab. Vier Jahre später erreichte sie den eidgenössischen Fachausweis als Marketingplanerin.
Seit 2015 ist sie Betriebsleiterin auf dem gemeinsamen Hof in Trimstein. Vier Jahre zuvor, 2011, trat sie ihre Stelle als Zertifizierungs- und später als Co-Geschäftsleiterin bei der Bio Test Agro AG in Münsingen an. 2017 gab sie die Führungsaufgaben ab und arbeitet seither in einem kleinen Pensum als Kontrollperson.
2019 kam dann noch der Abschluss als Fachassistentin im Tierschutz hinzu. Vor zwei Jahren nahm sie zusätzlich eine Tätigkeit als Referentin und Beraterin für Direktvermarktung auf. Und seit Neuestem ist Katrin Portmann ausserdem Mitglied des Verwaltungsrats der Landi Aare.
Frauen sollten mutiger werden
«Viele Bäuerinnen haben einen schlechten Stand auf den Betrieben, sie helfen überall und sind immer verfügbar. Wenn die Kinder später aus dem Haus sind, werden zahlreiche Ehe dann doch geschieden», führt Katrin Portmann aus.
Viele Bäuerinnen würden ihr ganzes Leben lang auf dem Hof «schaffen», viel Geld über die Jahre investieren oder sogar welches in die Ehe mit einbringen.
«Ich bin selbstständig erwerbend»
sagt Portmann über ihre berufliche Situation
«Auf unserem Hof ist das anders, ich bin selbstständig erwerbend, und jeder Franken, den ich aus meinem privaten Vermögen investierte, war ein Darlehen an den Betrieb.» Das gemeinsam erwirtschaftete Geld wird in einer «Errungenschaftsbeteiligung» geregelt.
Die Bäuerinnen können Selbstbewusster sein
Portmann appelliert an die jungen Bäuerinnen, früh selbstständig eigene Betriebszweige zu übernehmen. Die Frauen auf den Höfen könnten mehr als immer nur helfen. Am Anfang sei es manchmal schwer, sich als Frau zu beweisen. Die Männer wüssten oft mehr in der Mechanisierung und anderen klassischen Bereichen der Landwirtschaft, aber es gebe vieles, was die Frauen besser können.
Wichtig ist die Wertschätzung nicht nur der Lebensmittel
Wenn auf ihrem Hof Führungen vom interessierten Gruppen stattfinden, dann sei dies ganz klar aufgeteilt: «Hannes macht die Betriebsführungen zur regenerativen Landwirtschaft und ich mache die Führungen für meine Bereiche: Tofu, Hühner, Schweine, Gemüse, Erdbeeren und Vermarktung.» Mittlerweile sei sie Expertin. Für ihr Selbstbewusstsein sei die Bestätigung durch die Eigenverantwortung wichtig.
Auf den 14,5 Hektaren Land und 10 Hektaren Wald hat Katrin Portmann noch viel vor. Wichtig ist ihr die Unabhängigkeit von Grossabnehmern, dies sei möglich durch Diversität in den Produktionszweigen und kurze Vermarktungswege.