Als der erste Schnee, der all unsere Sünden bedeckt, ganz leise fällt, biege ich um eine Ecke an einem Haus ohne Bauernhof. Hier hätte ich fast einen Freund gefunden. Er sass seit Jahren draussen auf seinem Balkon, die Sonne wärmte seinen kahlen Kopf, und er sprach leise mit den wandernden Katzen.
Das Haus, wie die zerlumpten Katzen, wie der Mann selbst, wurde zusammengeflickt und zusammengenäht. Fenster wurden mit Klebeband und Reissnägeln zusammengehalten, ein einsamer elektrischer Draht schlängelte sich träge über eine Wand. Eine Pfanne mit Mittagessen stand auf dem alten Steinofen. Zwei mit Appenzeller Alpenbitter angeschriebene Gläser, wartend. Auch er hatte gewartet. Warten auf einen Freund, warten darauf, dass ich ihm die Fotos gebe, die ich gedruckt hatte, warten darauf, dass ich seine Geschichte schreibe.
Und dann, eines Tages, war es zu spät. Seine Fotos lagen noch bei mir. Und das Haus, das so viele Leben gesehen hatte, hatte sein letztes verloren. Es lag nur noch Staub in der Luft, schwebend. Der Staub atmete einmal ein und markierte den Ort, an dem eine Geschichte endete.