Einachs-Geräteträger gehören auf vielen Betrieben zur Grundausstattung; vor allem im Berggebiet sind sie wegen ihrer Wendigkeit, ihres geringen Gewichts, ihrer flexiblen Einsatzmöglichkeiten und wegen ihres vergleichsweise moderaten Preises nicht wegzudenken.
Entsprechend kommen laufend neue Entwicklungen auf den Markt, seien es Optimierungen bestehender Konzepte oder auch neue Systeme. Die junge Schweizer Firma Altatek setzt bei ihrer komplett elektrifizierten Maschine auf Autonomie. Das Team hat sein Modell Amea Ende März an der Fachtagung «Landtechnik im Alpenraum» vorgestellt.
«Wir wollen kein Gebastel machen»
Die Altatek GmbH wurde 2015 von Thomas Buchli und Peter Modalek gegründet. Buchli, ein Bergbauer aus dem Bündner Bergdorf Tenna, verbringt jede Saison «viele Stunden damit, einem Motormäher hinterher zu laufen», wie er sagt. Natürlich habe sich dabei die Technik verändert: «Früher musste man die Maschine beim Mähen am Hang halten. Heute halte ich mich im steilen Gelände eher an der Maschine fest.»
Trotz der Verbesserungen habe er sich immer wieder gedacht, dass es wohl eigentlich nicht viel bräuchte, damit das Ganze auch ohne sein Zutun funktionieren würde, erinnert er sich. Die Idee einer autonomen Mähmaschine setzte sich in seinem Kopf fest, was schliesslich zur Zusammenarbeit mit Modalek und zur Firmengründung der Altatek GmbH führte. Heute amtet Buchli als Geschäftsführer, der Elektroniker Modalek übernimmt die Projektleitung.
Bei ihrem Projekt wollten die beiden Unternehmensgründer von Beginn weg zielorientiertarbeiten: «Es war stets klar,dass wir das Thema ‹autonomarbeitende Mähmaschine für eine zukunftsfähige Grünlandbewirtschaftung› konzeptionell angehen und kein Gebastel machen wollten», erinnert sich Buchli.
Einen starken Partner gefunden
«Um das Projekt aufzugleisen, benötigten wir zuerst einmal einen passenden Partner», erzählt Thomas Buchli. Fündig wurden die beiden Projektpartner an der Ostschweizer Fachhochschule in Buchs SG bei Robotik-Professor Einar Nielsen und seinem Team. Die Robotik-Gruppe ist im Institut für die Entwicklung Mechatronischer Systeme (EMS) eingegliedert, wo auch ein Kompetenzzentrum für Batterieforschung angesiedelt ist. Nachdem am EMS eine Machbarkeitsstudie zum Projekt vielversprechend ausfiel, stellte die Altatek GmbH einen Projektantrag bei Innosuisse und erhielt den Zuschlag.
Ein autonomer Alleskönner
«Unser autonomer Einachser Amea bewegt sich autonomauch in Hanglagen und hat unterschiedliche Anwendungsgebiete. Folglich soll er dereinst verschiedene Aufgaben übernehmen können; neben dem Mähen etwa auch Mulchen oder Heuschieben», so Peter Modalek. Die Anwendungsbereiche lägen neben der Berglandwirtschaft etwa in der Forstwirtschaft, im Kommunalbereich, im Bereich Sportplätze oder auch in der Wintertechnik, führt er weiter aus.
Einen ersten Prototyp des Amea schickte die Altatek GmbH im Herbst 2021 auf die Wiese – allerdings noch ferngesteuert. Der Prototyp sei komplett neu entwickelt worden und punkte durch mehrere Eigenschaften, hält Peter Modalek fest.
Modernste Technik verbaut
Im Gefährt sind vier Elektromotoren verbaut, zwei zum Antrieb, einer für das Anbaugerät undeiner für die automatischeAchsverschiebung. Die Motorenwerden wiederum von zwei 48-Volt-Batterien gespeist. «Die konsequente Elektrifizierung spart Treibstoff und verhindert Lärm und Emissionen», freut sich Peter Modalek.
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Damit die Maschine am Hang stets stabil bleibt, wählte man einen Aufbau mit aktiver Achsverschiebung. Da die Radachse weit verschiebbar sei, könne sich der Schwerpunkt der Maschine ohne menschliches Zutun an die Hanglage anpassen, erklärt Romano Hauser, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Buchser Fachhochschule.
Die Sicherheit ist zentral
Ein wichtiger Aspekt bei autonom arbeitenden Maschinen ist die Positionsbestimmung im Gelände. Um diese Aufgabe zu auch im steilen Gelände zu erfüllen, reichen GPS-Daten nicht aus, wie Romano Hauser erklärt. Folglich sind im Amea weitere Sensoren wie Laser-Scanner und verschiedene Neigungssensoren verbaut. Bei autonom arbeitenden Fahrzeugen stellt sich auch stets die Frage nach der Sicherheit, und auch das Mähen ist keine ungefährliche Angelegenheit. So wird bei der Entwicklung des Amea auf das Erkennen und automatische Umfahren von Hindernissen wie etwa Rehkitzen ein besonderes Augenmerk gelegt.
Obwohl das automatische Ausweichen eine komplexe Angelegenheit sei, lasse sich diese Aufgabe lösen, so Romano Hauser; viel komplexer sei dagegen die robuste Erkennung von Hindernissen. Das sei auch eine sicherheitspolitische Frage. Um an diesen Fragen vertieft zu arbeiten, läuft bei der Altatek GmbH seit Februar ein weiteres Projekt. Dabei arbeitet Altatek eng mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich zusammen.
Das Projekt ist bald abgeschlossen
Die Arbeiten am Amea würden gut vorangehen, freut man sich bei der Altatek GmbH. Diesen Sommer soll der Mäher bereits im autonomen Einsatz getestet werden. Für das Jahr 2023 will man mit der Produktion einer Nullserie beginnen und die Zulassung für das autonome Fahren anstreben.
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Wie viel ein Exemplar am Ende kosten wird, kann das Team zum aktuellen Zeitpunkt allerdings noch nicht prognostizieren. «Wir müssen warten, bis der Prototyp zu Ende entwickelt ist und wir alle nötigen Erkenntnisse gewonnen haben», so Projektleiter Peter Modalek. Romano Hauser ergänzt, dass im Prototyp eher teure Teile verbaut worden seien. Wenn es in Richtung Serienproduktion gehe, sei schon viel eher absehbar, wo sich Kosten einsparen liessen und wo nicht. «Zudem kommen Aspekte wie etwa die Montage, der Vertrieb oder auch mögliche Serviceleistungen ins Spiel. Das wirkt sich noch einmal auf die Kosten aus», so der Fachmann.
Die Zeichen stehen aber gut, dass in den Bündner Bergen schon bald Motormäher völlig allein unterwegs sein werden.