Die vom Marktanalyse-Dienstleister Media Focus veröffentlichten Zahlen zum Mitteleinsatz der Kampagnen gegen die Revision des Jagdgesetzes beziffern die Kosten für das Nein-Komitee mit rund 5 Millionen Franken. Die Befürworter dürften laut dieser Analyse weniger als 1,5 Millionen investiert haben. Media Focus misst die Werbepräsenz der Kampagnen und liegt mit ihren Zahlen deutlich näher an den Schätzungen des Schweizer Bauernverbands, die Urs Schneider gegenüber der BauernZeitung geäussert hatte, als den Angaben des Nein-Komitees im Vorfeld der Abstimmung.
Pro Natura bleibt bei relativ kleinem Budget
Auf erneute Anfrage der BauernZeitung heisst es bei Pro Natura, die bei der Nein-Kampagne federführend gewesen war, man habe insgesamt rund 3 Millionen Franken in Werbemassnahmen gesteckt. Darin eingerechnet seien:
- Kantonale Aktivitäten
- Der Mehraufwand durch die corona-bedingte Verschiebung des Abstimmungstermins (teilweise Vernichtung von Materialien, Anpassung Auftritt, viel längere Kampagne)
- Die zusammengelegten Geldern von zwei Dutzend Organisationen sowie direkte Spenden von Privatpersonen
3 Millionen sind zwar mehr als die ursprünglich von Urs Leugger angegeben 2 bis 2,5 Millionen, aber noch immer weit von dem Betrag laut Media Focus entfernt.
Revisions-Gegner halten sich bedeckt
Er könne weder zur Berechnung von Media Focus noch deren Qualität Angaben machen, meint Urs Leugger, Zentralsekretär von Pro Natura. «Sicher können wir darauf zählen, dass unsere Werbemassnahmen gut sichtbar und effektiv platziert und eingekauft wurden. Dazu arbeiten wir mit entsprechenden Fachleuten zusammen. Diese professionelle Arbeitsweise sind wir auch unseren Spendern schuldig», meint er.
Es seien aber nicht alle Werbemassnahmen über den Trägerverein hinter dem Referendum gegen die Revision des Jagdgesetzes gelaufen und er könne nichts zu Massnahmen ausserhalb seiner Verantwortung sagen.
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Für die Abstimmung über das Jagdgesetz wie auch jene über die Begrenzungsinitiative wurde ungewöhnlich viel Geld ausgegeben. (Grafik Media Focus)
Sogar 8 Millionen wären geschätzt
Für Urs Schneider, Leiter der Ja-Kampagne sind 3 Millionen nach wie vor ein unrealistischer Betrag. Alles in Allem (mit Plakaten, Aktivitäten auf Social Media und regionalen Direktversänden in Haushalte) geht er eher von 8 Millionen aus. Das werde auch von verschiedenen Experten so eingeschätzt. «Die Umweltverbände verschleiern die Zahl wohl insbesondere damit, indem sie dezentral eingesetzte Mittel nicht einrechnen», vermutet Schneider. Media Focus ist aus Sicht des stellvertretenden Direktors des Schweizer Bauernverbands ein seriöses Unternehmen und dessen Zahlen sehr glaubwürdig.
Dein Eindruck eines erkauften Neins verhindern
Seiner Meinung nach zögert das Nein-Komitee mit der Offenlegung hoher Kosten, weil es der Eindruck eines «mit einem völlig unverhältnismässigen Mitteleinsatz» erkauften Neins verhindern will – gerade gegenüber den Spendern der Umweltverbände. Urs Schneider findet dazu klare Worte: «Wenn man sich erinnert, wie skrupellos sie in der Kampagne irreführende Botschaften eingesetzt haben, verwundert es mich nicht, dass sie auch hier hemmungslos lügen.»
Über die hohen Budgets, die Umwelt- und Tierschutzverbänden zur Verfügung stehen, macht sich Jürg Vollmer, Chefredaktor des Fachmagazins «die grüne» in seinem Editorial Gedanken.
«Geld alleine macht nicht den Unterschied»
Auf Fragen zu den für Social Media und Direktversände aufgewendeten Mittel geht Pro Natura nicht ein. Ebensowenig darauf, ob die Kosten für die Nein-Kampagne auf eine Art tief gehalten werden konnten, die nicht in der Analyse von Media Focus berücksichtigt wurde.
«Wir sind von der Breite des Nein und von den sehr vielen Freiwilligen positiv überrascht worden. Das hat letztlich den Ausschlag geben: Die gute Mobilisierung. Geld spielt eine Rolle, macht aber sicher nicht alleine den Unterschied», ist Urs Leugger überzeugt. Das Thema sei emotional gewesen und viele Aktivisten und deren Organisationen hätten gemerkt, dass die Abstimmung richtungsweisend für Biodiversität und Artenschutz gewesen sei.
Die Arbeit an einer neuen Vorlage läuft
Bei der Diskussion um die vergangene Abstimmung betont Pro Natura seine Anstrengungen «in Richtung besserer, gezielter Stärkung des Herdenschutzes» und das Versprechen der pragmatischen Regelung von Wölfen. Dazu arbeiten die Umweltverbände an einer neuen Vorlage, wie Anfang Oktober angekündigt worden war. Das schliesse sowohl die Interessen der Alp- und Landwirtschaft, wie auch der Berggebiete ein.
«Wie in der Schweiz üblich, beginnt nach der Auseinandersetzung gleich wieder der Dialog und die Arbeit an Lösungen, die Kompromisse einschliessen», meint Urs Leugger vor Pro Natura dazu.
Der SBV ist bisher nicht mit von der Partie
Zwar hiess es von Seiten der Umweltverbände, man gehe für die Erarbeitung einer neuen Fassung des Jagdgesetzes auf Vertreterinnen und Vertreter aus allen Parteien und Verbänden zu, der Schweizer Bauernverband (SBV) ist nach eigenen Angaben aber nicht beteiligt. Man habe bisher noch keine Vorschläge erhalten, heisst es auf Anfrage.
Keine neue Revision, sondern Regulierung per Verordnung
Der SBV sei aber gegen eine rasche umfassende Revision des Jagdgesetzes, mit der man jetzt die positiven Aspekte, die von den Gegner mit ihrer Ablehnung abgeschossen worden seien, retten wolle. «Es sicher nicht an uns da zu helfen, dieses Eigengoal der Umweltorganisationen zu korrigieren», so der SBV.
Der Bauernverband will die Wolfsregulierung vielmehr anders angehen und strebt nun eine Lösung auf dem Verordnungsweg an.
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