Für David Dumelin aus dem thurgauischen Hüttlingen ist die Situation noch nicht ganz klar. Im Nordostschweizer Teilverband (NOS) ist die Selektion der Schwinger, die wieder trainieren dürfen, noch nicht abgeschlossen. Diese Entscheidung ist auch nicht leicht: Nebst 15 Eidgenossen sollen im NOS noch elf zusätzliche Schwinger wie Teilverbandskranzer und Bergkranzer ausgewählt werden, wobei mindestens doppelt so viele zur Auswahl stehen.
Probe für den Nationalsport
«Unabhängig von der Selektion finde ich den Entscheid des Eidgenössischen Schwingerverbands (ESV) nicht nachvollziehbar», sagt David Dumelin. Der Entscheid werde klar am Nationalsport reissen. Bei der Selektion werden Schwinger aufgrund ihrer Leistungsdaten im Jahr 2019 gegeneinander abgewogen. «Der Zusammenhalt im Club und deren Freundschaften werden auf eine harte Probe gestellt», meint Dumelin. Er hoffe schwer, dass alle Schwinger aus der jetzigen Situation etwas lernen und sich zurückbesinnen auf die Urwerte des Schwingsportes.
«Ich bin nicht sicher, ob sich der ESV bei dieser Entscheidung auf die Meinung aller Schwinger stützt oder nur auf die, die meinen, mit dem Schwingen Geld verdienen zu wollen», so Dumelins Meinung. Der Schwingsport sei aber nicht durch die Spitzenschwinger gross geworden, sondern durch die ganze Breite. Der heute 28-Jährige schwingt seit seinem 9. Lebensjahr und ist seither sehr fest in die Schwingerfamilie reingewachsen durch die Werte, die dort gepflegt werden, nämlich Tradition und Bodenständigkeit. Auch hat Dumelin in seiner Schwingerkarriere bisher zehn Kränze errungen, wovon zwei Teilverbandskränze sind.
Schwingen und Bauern
Und wie verkraftet der Landwirt die lange Corona-Schwingpause? «Wenn die Massnahmen so sind, dann denke ich nicht zuerst an mich», sagt David Dumelin. Auch er vermisse das Training mit seinen Schwingkameraden sowie die Schwingfeste, sagt David Dumelin. Doch habe er nun aufgrund der Corona-Einschränkungen sein Interesse fürs Schwingen etwas zurückgestellt. Momentan konzentriert er sich, besonders seit der Betriebsübernahme Anfang Jahr, mehr auf seine Arbeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb.
Schwingen sei ein Amateursport und so soll es auch bleiben, findet Dumelin. «Es ist wichtig, dass man den Sport, nebst beruflicher Vollzeitaktivität ausüben kann», sagt er. Und sieht es kritisch, dass heute mehr und mehr Schwinger auf eine professionelle Schiene aufspringen: «Das gibt ein riesiges Gefälle.» jba
David Dumelin führt in Hüttlingen TG einen gemischten Familienbetrieb.Er hat bisher zehn Kränze errungen, wovon zwei Teil-verbandskränze sind.