Als der Kanton Glarus am 6. März den Zuschlag fürs Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (Esaf) 2025 erhielt, war das Medienecho gross. Dabei geht fast vergessen, dass wir bereits in einem Jahr wieder ein Esaf haben. Am Wochenende vom 26. bis 28. August 2022 findet das Esaf Pratteln im Baselbiet statt. Bis zu 400’​000 Besucherinnen und Besucher werden gemäss Organisatoren erwartet.

Schwingtraining für Ausgewählte

Ans Schwingen ist in der jetzigen Pandemie-Situation aber nicht zu denken. Zumindest bis vor einer Woche nicht. Am 15. März 2021 vermeldete die Schwingerzeitung «Schlussgang» auf seiner Website nämlich, dass der Trainingsbetrieb für 120 ausgewählte Schwinger über 20 Jahren ab dem 17. März wieder möglich ist. Der Eidgenössische Schwingerverband (ESV), das Bundesamt für Sport (Baspo) und Swiss Olympic definierten laut Medienmitteilung des ESV zusammen eine Gruppe von 120 Schwingern, welche das Training im Sägemehl wieder aufnehmen können. Bereits seit Anfang März dürfen bis 20-Jährige wieder Schwingen.

Der Entscheid des ESV kam allerdings nicht ohne Nebengeräusche zustande. Im  Februar hatte Stefan Strebel, Technischer Leiter beim ESV, beim Baspo beantragt, dass 296 Eidgenössische, Teilverbands- und Berg-Kranzschwinger sowie 300 Nachwuchs-Hoffnungen den Status von Spitzensportlern erhalten, um wieder das Training aufnehmen zu können.

Das Baspo wollte in einem ersten Öffnungsschritt aber maximal 120 Schwinger wieder ins Sägemehl schicken. Dagegen sprach sich der Zentralvorstand des ESV aus: Entweder dürfen alle Schwingen oder keiner, so dessen Begründung.  Mehrere namhafte Schwinger machten  daraufhin ihrem Ärger in der Öffentlichkeit Luft. Gut möglich, dass der Druck für den Zentralvorstand zu gross wurde.

Esaf 2022 ist auf Kurs

Aber zurück zum Esaf 2022: Dort ist man mit der Organisation und Vorbereitung im Zeitplan. Marion Tarrach, Leiterin Stabsstelle Kommunikation, sagt, man befinde sich aktuell in der Phase der Detailplanung. «Natürlich beeinflusst Corona unsere Planung. Die Anzahl der persönlichen Begegnungen ist auf ein Minimum geschrumpft.» Sitzungen zum Beispiel würden weitestgehend online stattfinden. 

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Besonders schmerze, dass die Veranstaltungen an denen man sich der Schwingerfamilie und der regionalen Bevölkerung hatte zeigen wollen, nicht stattfanden und auch weiterhin nicht stattfinden. Trotzdem überwiegt bei den Baselbietern der Optimismus. Tarrach sagt: «Wir, das OK und die Partner des Esaf 2022, hoffen, dass wir Ende August 2021, ein Jahr vor dem Esaf Pratteln, ein schönes Einstimmungsfest werden durchführen können.» Bei der Frage, ob man auch das Szenario eines Esaf ohne Publikum plane, winkt Tarrach ab: «Die Planung bleibt auf eine Umsetzung im bisherigen Rahmen ausgerichtet. Wir analysieren die Situation aber laufend und in einem engen Austausch mit dem  Eidgenössischen Schwingerverband.» 

Aktiv auf digitalen Kanälen

Dass wegen den nicht stattfindenden Veranstaltungen keine Live-Werbung für das Esaf in Pratteln gemacht werden kann, stuft Marion Tarrach aus OK-Perspektive als sehr schade, aber für den Anlass selber nicht dramatisch ein: «Es geht ja noch über ein Jahr bis zum Anlass.» Die nationale Wahrnehmung des Eidgenössischen werde ohnehin erst mit grösserer Nähe zum Festwochenende zunehmen, ist sie überzeugt. «Wir nutzen aktuell unsere eigenen, digitalen Kommunikationskanäle, um Informationen zu streuen und uns zu zeigen. Situativ, je nach Thema und Aktualität, machen wir zudem Medienarbeit», führt sie aus.

Zeitgemäss und nah am Besucher sind die Organisatoren mit ihren Kurzvideos auf der eigenen Website zu den verschiedenen Stationen auf dem Festgelände. Sie lassen für den Zuschauer wenigstens ein bisschen Schwingfest-Stimmung aufkommen. Für die Videoproduktionen war  nicht Corona der Auslöser, hält Tarrach fest. «Wir haben von Anfang an beschlossen, dass wir wo möglich auf Bilder, Videos und Bewegtbilder setzen. Das passt zu unserem Motto ‹Gemeinsam mit Schwung und Herz›.» Und damit liessen sich die eigenen Kanäle – Website, Newsletter, Facebook, Instagram und Youtube –  hervorragend bewirtschaften. Tarrach betont aber: «Am liebsten wäre uns natürlich, wenn wir nicht nur über uns erzählen, sondern uns auch zeigen und mit Interessierten persönlich ins Gespräch kommen könnten.»

 

Buchen Sie Ihre Unterkunft schon heute

Die Unterkunft fürs Esaf Pratteln kann man schon heute buchen. Folgende Angebote gibt es:

  • Hotels
  • Camping-/Zeltplatz: Plätze für Camper und Wohnwagen (bis 3,5 t), Plätze für Spezialfahrzeuge (bis 7,5 t), Plätze für Personen mit eingeschränkter Mobilität, Zeltplatz mit oder ohne Begleitfahrzeug. 
  • GruppenunterkünfteTurn-/Sporthallen (Matratzen am Boden), Zivilschutzanlagen (Betten)
  • Parkplätze können ab August 2021 gebucht werden.

Hier geht's zur interaktiven Karte des Festgeländes.

 

Siegermuni ist ein Red Holstein

Auch nicht ganz nach Plan laufen die Vorbereitungen für den Siegermuni. So konnte das Tier aus dem Stall von Züchter und Landwirt Jürg Degen im Dezember pandemiebedingt nicht an einer Veranstaltung präsentiert werden. Er ist übrigens ein Red Holstein, die im Baselbiet am meisten verbreitete Milchviehrasse. Für Degen ist es nach eigenen Aussagen «eine Riesenehre, als Pratteler Betrieb den Siegermuni aufziehen zu dürfen». Degen führt in Pratteln einen 67-ha-Betrieb mit Milchwirtschaft, Ackerbau und Lohnarbeiten.

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Tobias Schmied (links), Geschäftsführer der Marti AG Pratteln, und Landwirt Jürg Degen. (Bild Barbara Sorg, Esaf Pratteln im Baselbiet)

Es wäre vorgesehen gewesen, den Muni an Veranstaltungen in Kontakt mit Menschengruppen zu bringen. Das war bisher nicht möglich. «Wir werden schauen, wie sich das nachholen lässt – nicht zuletzt, damit er mit anderen Lärmquellen als auf unserem Hof oder mit dem Blitzlicht einer Kamera vertraut wird», sagte Degen in einem Interview Anfang Dezember. Man arbeite viel mit dem Muni, ergänzt er. Dazu nehme er ihn häufig aus der Herde, führe oder wasche ihn, pflege und schere das Fell des Tieres. «Dadurch merkt er, dass wir ihm nichts Böses wollen und er sich nicht gegen uns verteidigen muss», erläutert der Landwirt. Wichtig sei auch, dass der Stier sich am Kopf berühren lasse und die Schärpe nicht abzuschütteln versucht.  Den Namen hat der Muni-Partner, die Marti AG Pratteln, übrigens noch nicht verraten.

 

Betriebsspiegel Familie Degen

  • Betriebsleiter: Jürg Degen
  • Ort: Pratteln BL
  • LN: 67 ha
  • Kulturen: Gerste, Weizen, Dinkel, Raps, Mais, Futterbau
  • Tierhaltung: 70 Milchkühe und Rinder
  • Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten
  • Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, 1 Angestellter