Wenn die Menschheit so weiter macht wie bisher, wird es in der Schweiz etwa 6.5 Grad wärmer werden. Werden die Massnahmen zu den CO2-Emissionen sofort und konsequent umgesetzt, werden 3 Grad Erwärmung erwartet. Aber was heisst das? Wie fühlt sich das an?
Zwei Gewächshäuser, zwei Szenarien
Vor der HSR in Rapperswil stehen vom 1. April bis am 28. Mai zwei Gewächshäuser. Darin wachsen verschiedene Gemüse- aber auch Wiesenpflanzen. In jedem Häuschen wird eine Seite mit 30 Prozent weniger Wasser versorgt. Das entspricht dem erwarteten Rückgang der Niederschläge in dieser Region bis 2085.
Ein öffentliches Experiment
Im Aufbau sieht das Ganze aus, wie eine klassische, wissenschaftliche Arbeit zum Klimawandel und dessen Auswirkungen. Aber dieses Experiment ist öffentlich, die Besucher sind eingeladen, die Gewächshäuser mehrmals zu besuchen und die Unterschiede zu beobachten. Ins Leben gerufen hat diese Ausstellung der etwas anderen Art Juanita Schläpfer, Wissenschaftskommunikatorin und Künstlerin vom Zurich-Basel Plant Science Center.
Fühlen statt Zahlen lesen
Tatsächlich ist es eindrücklich, gerade das 6.5-Grad-Gewächshaus zu besuchen. Es ist ziemlich warm und stickig und das bereits jetzt im Frühjahr. Wie wird es im Sommer sein? Welche der sorgsam in Hochbeeten angepflanzten Arten werden gedeihen, welche überstehen die Tortur nicht? Eines ist klar: wenn es einmal soweit ist, können wir nicht die Türe öffnen aus einem Treibhaus in die frische Brise hinaustreten.
Eindringliche Worte
So fand anlässlich der Eröffnung am 1. April auch ein öffentlicher Vortrag von Andreas Fischlin, Leiter Fachgruppe Terrestrische Systemökologie ETH Zürich, einem bekannten Klimaforscher statt. Er illustrierte eindrücklich, wie Treibhausgase das Klima bestimmen können und was eine Temperaturänderung von 3 bis 4 Grad über oder unter den heutigen Werten bedeuten kann: nicht weniger als der Unterschied zwischen Eisschild und Strandlandschaft, wie fossile Daten zeigen.
Was ist Klimaschutz?
Zur Frage, was Klimaschutz denn nun sei, gab Fischlin eine einfache Antwort, die er aber mit Nachdruck fünfmal wiederholte: «Die CO2-Emissionen müssen in etwa 30 Jahren auf netto null». Jeder einzelne sei gefordert, einen ungebremsten Klimawandel könnten wir uns nicht leisten. «Dann hätten wir Kakteen in der Schweiz und die meisten Metropolen stünden meterhoch unter Wasser». Eine klare Botschaft.
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