Wer vergangene Woche Garten- oder allgemeine Pflanzarbeiten ausgeführt hat, stellte fest, dass bereits auf Spaten- und Stechgabeltiefe es trotz Niederschläge noch so trocken war wie davor. Auch sind erste Umbrüche bei Wiesen erfolgt, um nach dem ersten Silierschnitt nun Mais zu säen. Hier war es auf Pflugsohlentiefe ebenfalls noch völlig trocken.
Weniger Regen an der Nordgrenze
Die Niederschläge dieser Woche haben aber für weitere Entspannung gesorgt. Insgesamt fielen seit dem 27. April verbreitet 80 bis 100 mm Niederschlag, so MeteoSchweiz. Im westlichen und südlichen Tessin waren es 120 bis 150 mm. In den Bergen des Unterwallis und im Jura erreichten die Mengen lokal sogar 160 bis 180 mm. Am wenigsten Regen gab es an der Nordgrenze der Schweiz zwischen Basel und dem Bodensee mit nur 30 bis 60 mm.
Boden ist tief durchfeuchtet
Die völlig ausgetrockneten Oberböden haben das kostbare Nass der landregenähnlichen Niederschläge voll aufnehmen können. Der Boden ist tief durchfeuchtet, sagt David Perler, Pflanzenbauberater am Inforama Zollikofen BE. Ist der Boden gar begrünt, so sorgen die Wurzelmassen der Pflanzen zusätzlich dafür, Wasser aufzunehmen. Doch nicht jeder Boden kann gleich viel Wasser speichern.
Boden ist wie ein Schwamm
Grundsätzlich kann der Boden bezüglich der Wasseraufnahme mit einem Schwamm verglichen werden. Die Wasserzuflüsse sind dabei sehr vielseitig. Die wichtigste Wassergabe sind die Niederschläge von oben, welche im Boden gespeichert werden. Darüber wird weiteres vorhandenes Regenwasser auch als Sickerwasser in die Tiefe abgegeben. Dieses dient dann zur Anreicherung von Grundwasser und Quellen. Aus dem Grundwasser verzeichnet man anderseits einen kapillaren Aufstieg des Wassers in den Oberboden. Pflanzen aller Art lösen mit ihren Wurzeln aus den Bodenporen das im Boden vorhandene und eingelagerte Wasser.
Je nach Standort, Struktur, Zusammensetzung und Beschaffenheit ist der Boden in der Lage, Wasser aufzunehmen und wieder in die Luft oder auch in die tieferen Zonen abzugeben.
Porengrösse entscheidet über die Wasserverfügbarkeit
Entscheidend für das Wasserspeicherungsvermögen und die Wasseraufnahme ist die Bodenart. «Der Boden besteht je zu rund 50 Prozent aus Festsubstanz, die aus mineralischem sowie organischem Material zusammengesetzt ist und aus Hohlräumen respektive Poren», erklärt Andreas Rüsch vom Strickhof Lindau ZH. Die Hohlräume mit den verschiedenen Porengrössen dienen zur Wasserspeicherung. «Feinporen enthalten dabei Wasser, das für Pflanzen nicht verfügbar ist. Kleine Mittelporen enthalten nur schwer verfügbares Wasser», so Rüsch. Das für die Pflanzen wichtige Wasser steckt in den groben Mittelporen. Grundsätzlich ist die Wasserspeicherfähigkeit eines Bodens von diesem Porenanteil abhängig.
Entsprechend kann eine einfache Faustregel für mittelschwere, nicht verdichtete und gewachsene Böden angewendet werden: Ein sandiger Boden kann pro 10 cm Bodentiefe rund 10 mm Wasser speichern. Schwere lehmige Böden können gar bis zu 25 mm aufnehmen. Somit kann ein Quadratmeter mittelschwerer Boden mit einer pflanzennutzbaren Gründigkeit auf einem Meter Tiefe rund 160 Liter Wasser (160 mm) speichern, wobei deren 100 Liter leicht für Pflanzen verfügbar (Feldkapazität) sind.
Schwere Böden speichern mehr Wasser
Liegt die eingelagerte Feldkapazität mit Wasser unter 30 Prozent, so leiden die Pflanzen unter Wasserstress, was zu Ertragseinbussen führt. Zwischen 30 und 50 Prozent spricht man von einer ausreichenden Wasserversorgung und optimal ist eine solche von 50 bis 80 Prozent. Mit Blick auf die Bewässerung schreibt Rüsch: «Ein leichter Boden ist schneller bewässert, kann aber weniger Wasser speichern und muss häufiger beregnet werden. Schwere Böden brauchen hingegen mehr Zeit für eine Wassergabe, können dafür aber mehr Wasser speichern.»