Am meisten Freude bereiten mir die Konsumenten – sie zeigen, dass unser Produkt geschätzt wird. Natürlich gibt es immer wieder Kritik am Fleischkonsum und sogar Stimmen, die vorschreiben wollen, was auf den Tellern der Bevölkerung und Touristen landen soll. Eine absurde Idee! Das wäre, als würde man einer Landkatze das Mausen abgewöhnen wollen.
Die Realität sieht anders aus. Der Konsum tierischer Produkte nimmt wieder zu, und das sogar pro Kopf. Besonders beim Fleisch zeigen die Zahlen eine klare Sprache. Unser Beruf – von der Weide bis auf den Tisch – ist nicht nur lebensnotwendig, sondern liegt im Trend.
Alarmierende Importzahlen und verpasste Chancen
Ein Blick auf die aktuellen Importzahlen zeigt ein besorgniserregendes Bild: Der Importanteil an Fleisch nimmt laufend zu. Allein im letzten Jahr wurden fast 6000 Tonnen Nierstücke und rund 37 000 Kühe in Schlachthälften importiert – viele davon in bester Qualität und mit einem hohen Anteil Simmentalerrindern aus Deutschland und Österreich. Diese Tendenz verstärkt sich weiter, auch durch das Bevölkerungswachstum.
Statt sich auf die eigene Produktion zu verlassen und die Wertschöpfung im Land zu halten, steigt die Abhängigkeit von ausländischem Fleisch. Dies sollte der Schweizer Politik zu denken geben.
Die Simmentaler-Rasse als unterschätztes Potenzial
Es mag viele überraschen, aber die Initiative zur Förderung der Simmentaler-Rasse stammt aus Deutschland. Der Detailhandelsriese Rewe, mit einem Jahresumsatz von 90 Milliarden Euro, setzt gezielt auf Simmentalerfleisch in seiner Werbung. Auch McDonald’s Deutschland macht mit Simmentaler-Hamburgern Kampagne.
McDonald’s Schweiz wollte diese Burger ebenfalls einführen, doch das scheiterte an einem einfachen Problem: Es gab nicht genug Simmentalerfleisch in der Schweiz. Das war ein Weckruf! So wurde das Projekt zur gezielten Förderung der Zweinutzungsrasse Simmentaler ins Leben gerufen.
Zweinutzung statt Einseitigkeit: Die Zukunft liegt im Gleichgewicht
Der aktuelle Trend zur Reduktion der Kuhbestände bei gleichzeitig immer höherer Milchleistung ist nicht nachhaltig. Die Antwort darauf kann nur sein: mehr Vieh in Zweinutzungsqualität, auch wenn die Milchleistung pro Tier etwas tiefer ist.
Denn 80 % des in der Schweiz konsumierten Rindfleischs stammen aus der Milchviehhaltung. Eine gute Fleischqualität aus dieser Haltung ist daher essenziell. Eine einseitige Förderung hoher Milchleistung auf Kosten der Fleischqualität halte ich für grundfalsch – besonders, wenn man sich die Zahlen ansieht: Jährlich werden 200 000 Tonnen Käse produziert, davon rund 80 000 Tonnen exportiert.
Mit starker Marke und klarer Botschaft in die Zukunft
Zwar wird auch Käse importiert, doch wenn man sich das Exportsortiment ansieht, stellt sich die Frage, ob die gesamte Wertschöpfung vom Milchproduzenten bis zum Endkunden wirklich gegeben ist. Trotz Bundesbeiträgen sind die Preise für Milch oft schlecht. Leider gibt es auch Simmentaler-Züchter, die ihre Milch teilweise auch noch aus dem Berggebiet zu niedrigen Preisen verkaufen und damit den Wert der Rasse mindern. Unsere Aufgabe ist es, hier einen echten Mehrwert zu schaffen – und genau dafür setzen wir uns ein. Hier kann man sagen: Das Fundament ist gelegt – doch wie bei einem starken, erdbebensicheren Haus muss es gepflegt und weiterentwickelt werden. Eine starke Partnerschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist entscheidend. Die Vorteile der Simmentalerkuh sind eindeutig: doppelt wertvoll, top in Milch und Fleisch, robust, genügsam und anpassungsfähig. Obendrauf bietet die Geschichte noch eine hervorragende Ausgangslage. Die Förderung der Rasse basiert nebst Zuchtfortschritten auf der optimalen Verwertung der Produkte Milch und Fleisch.
Durch die Stärkung der Marke Simmentaler kann der Wert der Rasse weiter gesteigert werden. Ihre Geschichte ist ein starkes Verkaufsargument – und eine solide Grundlage für langfristigen Erfolg. Die Chance für die Simmentaler-Rasse ist intakt, und das weltweit. Doch es bleibt viel zu tun, wir müssen dem Konsumenten die Rasse bekannt machen, er kennt die Region, aber noch nicht die Rasse.
Wir sind überzeugt, dass es nichts Sinnvolleres für die Hügel- und Berggebiete gibt als die Zweinutzungsrasse. Mit den Simmentalern vereinen wir vieles, wie Prolait, Proviande, Pro Montagna, Pro Nachhaltigkeit, Pro Natura, Pro Schweiz, Pro Tourismus etc. Es ist nicht jeden Tag Heuwetter oder Grillwetter, aber es ist trotzdem jeder Tag Milchwetter oder Fleischwetter. Und wir haben für jedes Wetter etwas Gutes. Von der Weide bis auf den Tisch – unser Beruf ist im Trend. Die Simmentalerkuh hat eine grosse Zukunft. Jetzt liegt es an uns, diese aktiv zu gestalten.
Bei der Versammlung des Vereins Simmentaler Original am Dienstag, 1. April, hielt der Ostschweizer Fleischexperte Hans Reutegger ein leidenschaftliches Referat zur Bedeutung der Nutztierhaltung für die Ernährung der Menschheit. Dabei betonte er, dass der Fleischkonsum oft zu Unrecht für die Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird. Faktenbasierte Argumente seien notwendig, um den Konsumenten wieder mehr Sicherheit zu geben.
«Rinder spielen eine entscheidende Rolle bei der nachhaltigen Nutzung von Grünflächen und Rohstoffen», so der ehemalige Micarna-Manager. Das begründete er mit dem Verwerten von Gras und Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung, die für den Menschen nicht direkt nutzbar seien. «Weltweit sind 71 % der landwirtschaftlichen Nutzflächen Grünland, das ohne Wiederkäuer nicht sinnvoll genutzt werden könnte. Zudem verursacht grasbasiertes Futter eine wesentlich geringere CO2-Belastung als vielfach behauptet», so Reutegger.
Fleischkonsum als Sündenbock
Er wies in seinen Ausführungen darauf hin, dass Konsumenten täglich in den Medien mit Schuldzuweisungen gegenüber der Fleischbranche konfrontiert werden. Doch die Hauptursachen des Klimawandels liegen im globalen Bevölkerungswachstum und der wirtschaftlichen Entwicklung. «Wir können morgen das Essen abstellen und der Klimawandel geht weiter. Da muss man nicht die Rinder abschaffen», so Reutegger. Entscheidend sei eine faktenbasierte Kommunikation, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.
Er kritisierte scharf, dass einige Organisationen ältere Menschen mit fragwürdigen Methoden von einer fleischlosen Ernährung überzeugen wollten. «Erbschleicherorganisationen holen das Geld bei alten Leuten, die ein Büsi haben und keine Erben», warnte er. Auch juristische Forderungen nach einem vollständigen Tötungsverbot für Nutztiere bezeichnete er als «absoluten Blödsinn». Zudem warnte er vor den Folgen einer vegetarischen Kinderernährung: «Me sött no Gofe vegetarisch ernähre», erklärte er in seinem Appenzeller Dialekt. Und so etwas sei einfach irre.
Reutegger wies auch auf die Bedeutung natürlicher Düngung hin. «Vom Hofdünger redet niemand. Was machen wir, wenn da keiner mehr ist? Nehmen wir unsere eigene Gülle oder nur noch Kunstdünger?», fragte er kritisch und warnte gleich auch vor den Folgen einer möglichen Verbuschung der Alpen.
Im Verein Simmentaler Original dürfte Hans Reutegger, der sich auch bei Carna Libertas engagiert, keinen Gegenwind erhalten. Carna Libertas engagiert sich laut eigenen Aussagen für einen verantwortungsvollen Fleischgenuss, ist der Ansicht, dass die Schweizer Lebensmittelpyramide ausgedient hat. Ein neues, wissenschaftlich fundiertes Ernährungstableau ersetze die bisherige Lebensmittelpyramide der Schweiz. Entwickelt worden sei sie von internationalen Wissenschaftlern. Dieses helfe den Konsumenten, fundierte Ernährungsentscheidungen zu treffen, indem es Nährstoffdichte und Verarbeitungsgrad von Lebensmitteln bewerte. Das Tableau biete Flexibilität und berücksichtige kulturelle sowie wirtschaftliche Unterschiede. Es stelle herkömmliche Ernährungsempfehlungen infrage, indem es sich auf «richtige Ernährung» statt nur «gesunde Ernährung» konzentriere, so Carna Libertas.
Kein Entweder-oder
Die Botschaft von Hans Reutegger ist klar: «Genuss und Nachhaltigkeit schliessen sich nicht aus – im Gegenteil. Wer auf Qualität und Herkunft achtet, kann Fleisch und Milch mit gutem Gewissen konsumieren.» An dieser Haltung orientiert sich auch der Verein Simmentaler Original. Hier zeigen die Zahlen, dass die Produkte aus der Rasse regen Absatz finden. Simone Barth