Ein Hemmnis ist allerdings der Wechselkurs: "Wenn der Euro gegenüber dem Franken nicht immer schwächer würde, würden wir vermutlich sogar mehr als 70 Prozent des Umsatzes im Ausland erzielen", so Riedener. Emmi dürfte weiterhin deutlich vom Wachstum im Ausland profitieren, während der Markt in der Schweiz in vielen Segmenten inzwischen gesättigt sei.
Unter seiner Ägide hat das Unternehmen verstärkt auf die sogenannte Premiumisierung des Sortiments gesetzt - also mit teureren, höherwertigen Produkten die Marge verbessert. Diese Strategie ist in der aktuell inflationären Situation allerdings nicht mehr so einfach. "Wir sehen eine gewisse Kaufzurückhaltung", sagte Riedener.
Menschen gönnen sich auch mit weniger Geld noch "Caffè Latte"
Allerdings ist er überzeugt, dass die Menschen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht lange auf Genussprodukte wie Dessert oder das meistverkaufte Einzelprodukt des Unternehmens - den "Emmi Caffè Latte" - verzichten. Darum sieht er auch wieder einen Aufschwung nach dem kurzfristigen Margentaucher.
Riedener sieht Emmi - nachdem im Sommer die Gewinn-Prognosen für das Gesamtjahr gesenkt werden mussten - nun auf Kurs, die angepeilten Ziele für den EBIT von 265 bis 280 Millionen Franken und eine Reingewinnmarge zwischen 4,5 und 5 Prozent zu erreichen. "Wir haben aber auch gesagt, dass wir am unteren Rand abschneiden werden", so der CEO.
Liefersicherheit so wichtig wie der Preis
Die aktuellen Probleme, die alle Milchverarbeiter betreffen, bringen jedoch auch Vorteile. Denn als Zulieferer könne Emmi teilweise von Lieferausfällen bei Mitbewerbern profitieren, sagte Riedener. "Vor Corona haben die Kunden zu einem gewissen Preis immer alles geliefert bekommen. Inzwischen hat sich das Blatt aber gewendet und die Detailhändler haben gemerkt, dass Liefersicherheit und Zukunftsfähigkeit der Lieferanten ebenso wichtig sind wie der Preis", so der Noch-CEO.
Will Nachfolgerin Freiheiten lassen
Riedener wird Ende Jahr von seinem Posten zurücktreten, bleibt dem Konzern aber verbunden, wird er doch im Frühling das Präsidium des Verwaltungsrats übernehmen. Für seine Nachfolgerin Ricarda Demarmels will er zusammen mit dem Verwaltungsrat ein "guter Sparringpartner" sein. "Und manchmal vielleicht auch ein bisschen Coach."
Doch ins operative Geschäft will er nicht mehr eingreifen. "Ich habe nicht vergessen, welche Freiheiten ich hatte. Diese Freiheiten wünsche ich auch meiner Nachfolgerin". Sollte das nicht der Fall sein, werde seine Nachfolgerin das auf jeden Fall ansprechen, ist Riedener überzeugt. "So ist unsere Kultur bei Emmi."