Was bedeutet die Schliessung des Produktionsstandorts Hochdorf für die Produzenten?
Christoph Hug: Die Werkschliessung ist auf Ende 2023 vorgesehen, d. h. in den nächsten eineinhalb Jahren werden wir in Hochdorf noch ganz normal Milch verarbeiten und bis dahin auch keine Anlagen zügeln. Bis Ende 2023 werden wir die Milchflüsse mit den Milchlieferanten neu organisiert haben.
Wird diese Milchmenge nach Sulgen verlegt oder verarbeiten Sie insgesamt weniger?
Wir werden in Sulgen mittelfristig mehr Milch brauchen, weil wir einerseits gewisse Anlagen zügeln und diese effizienter nutzen können. Ob die Menge 2024 identisch oder kleiner sein wird, ist schwierig zu sagen, aber Stand heute rechnen wir in etwa mit derselben Milchmenge. Wir haben in Sulgen derzeit noch viel freie Verarbeitungskapazität.
Werden Sie die zusätzliche Milch von Ihren Direktlieferanten dort beziehen?
In der Ostschweiz sind die Lieferanten der Thur Milch Ring AG sozusagen unsere Direktlieferanten. Für sie verändert sich wegen des Standortentscheides jedoch nichts. Aber wir haben schon dieses Jahr Inserate geschalten, um neue Produzenten anzusprechen.
Was werden Sie künftig gesamthaft benötigen an Milch?
In der Schweiz haben wir 2020 total 335,8 Mio. kg Milch und Molke verarbeitet. Daran dürfte sich in den nächsten Jahren wenig ändern.
Sie streben höhermargige Produkte an, wie wollen Sie das bewerkstelligen?
Wir haben dieses Jahr viele neue Produkte lanciert, die nicht aus Kuhmilch hergestellt sind. So etwa Babynahrungen auf Basis von Sojaproteinisolat oder aus Ziegenmilch. Zudem testen wir die Trocknung von Kakaopflanzenbestandteilen für die Herstellung veganer Schokolade. Wir haben neu auch zwei Medical Nutrition-Produkte im Sortiment, welche z.B. nach Operationen zur Anwendung kommen, weil keine feste Nahrung zu sich genommen werden kann. Hierzu laufen erste Vorbereitungen, diese in einem Exportmarkt zu lancieren.
Woher kommt das Pulver für die Ziegenmilch-Babynahrung?
Das kommt leider noch aus Holland, wir haben hier noch ein Problem mit den Volumen und den internen Prozessen. Aber wir hoffen, dass wir diese Produkt auch demnächst «Swiss made» anbieten können. Vorerst vertiefen wir aber unsere Zusammenarbeit mit dem Ziegenhof Blüemlisberg. Hochdorf sponsert da beispielsweise den neuen Themenweg «Geissä-Wäg».
Welchen Verkaufspreis erwarten Sie für das Areal in Hochdorf?
Wir haben Vorstellungen aber kommentieren das nicht. Es sind immerhin 23'000 Quadratmeter an zentraler Lage, direkt am Bahnhof Hochdorf.
Hochdorf wird jetzt auf schlank getrimmt, ist der Verkauf des Unternehmens ein Thema?
Nein, das ist kein Thema.