Eine geballte Ladung an Fachvorträgen – das bot Agroscope den Teilnehmern ihrer jährlichen Pflanzenschutztagung Feldbau. Durchgeführt wurde diese am 12.01.2024 im Kongresshaus Biel.
Das Ziel der Tagung formulierte Manuel Boss, Leiter Pflanzen und pflanzliche Produkte bei Agroscope, wie folgt: «Mit unseren Vorträgen wollen wir euch heute aktuelle, praxisnahe Themen präsentieren. Unser Ziel ist, dass ihr mit einem Mehrwert nach Hause geht.»
Sämtliche Präsentationen werden von Agroscope innert Wochenfrist veröffentlicht. Die BauernZeitung wird sie zeitnah verlinken.
Anbei präsentieren wir bereits einen Auszug aus vier Themengebieten.
Unkrautbekämpfung in den Zuckerrüben mittels künstlicher Intelligenz
Unkraut ist ein Dauerthema bei den Zuckerrüben. Max Fuchs von Agroscope präsentierte einen Versuch, der mit dem «Robovator» durchgeführt wurde. Dieser ist ein Prototyp eines KI-gesteuerten mechanischen Hackgerätes und zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Zapfwellenbetrieben (400 U/min)
- Gewicht 800 kg bei 6-reihiger Maschine (50 cm Reihenabstand)
- Gänsefüsse regulieren das Unkraut zwischen den Reihen
- In den Reihen wird das Unkraut mit hydraulisch angetriebenen Metallelementen bekämpft
- Preis für eine 6-reihige Maschine: 76 000 Euro
Mit Kameras und einer Software erkennt der «Robovator» die Reihen sowie einzelne Zuckerrübenpflanzen. Er nutzt diese Information, um mit seinen hydraulisch betriebenen Metallhäckchen die Zwischenräume freizuhacken. Das klinge vielversprechend, so der Tenor.
Die Ergebnisse, welche Agroscope mit dem Gerät gesammelt hat, sind jedoch gemäss Max Fuchs bisher ernüchternd. Ernüchternd, weil die Wirksamkeit die Gleiche wie bei einer herkömmlichen mechanischen Bekämpfung sei und mit dem Gerät deutlich mehr als die vom Hersteller versprochenen 3 % ausgehackt würden.
Agroscope wird im2024 erneut Versuche durchführen, dann aber mit einer verbesserten Version des «Robovators».
«Such, Drohne, such!»
Lässt sich die Blackensuche mit Drohnen automatisieren? Thomas Anken von Agroscope präsentierte die Ergebnisse eines Projekts, das Drohnen zur Blacken-Kartierung einsetzt. Dazu trainierte die Agroscope ihre Drohnen, damit diese dann die Blacken auch finden. Damit die Fluggeräte das können, müssen gemäss Thomas Anken folgende Anforderungen erfüllen sein:
- Hohe Bildauflösung (Kamera mit 40 Megapixeln)
- Zur Erkennung auf dem Feld braucht es ideale Lichtverhältnisse
- Eine konstante Flughöhe (12 Meter)
- Eine RTK-Anbindung, um die Blacke GPS-genau zu kartieren, damit sie später vom Landwirt gefunden und bekämpft werden kann
Sind diese Anforderungen erfüllt, arbeitet die Drohne laut Thomas Anken zuverlässig. In 89 % aller Fälle erkenne sie die Blacken auf dem Feld und könne diese auch mit einer Genauigkeit von 2 bis 20 cm GPS-genau kartieren, so der Fachmann. Die Technologie sei somit fast praxistauglich und der Weg zu einem automatischen Blacken-Suchsystem nicht mehr weit. Eignen würde sich der Einsatz übrigens hauptsächlich in nicht besonders stark verblackten Feldern, denn hier spare die Drone dem Landwirt wertvolle Zeit bei der Suche.
Pflanzenschutzmittel reduzieren und Anwender schützen: Vorstellung Demobetrieb Inforama
Zum Thema Pflanzenschutzmittel stellte Benedikt Kramer von der Agridea das sogenannte «Toolkit zum Anwenderschutz» sowie weitere Beratungsinstrumente vor.
- Das «Toolkit» ist eine Website mit Merkblättern, Checklisten und Videos rund um den Pflanzenschutz. Thematisiert werden zum Beispiel der Anwenderschutz, die Lagerung oder die Einrichtung von Lager und Umkleideräumen.
- Der Demonstrationsbetrieb «Pflanzenschutzmittel und Gewässer» wird von der Agridea, dem Inforama und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL betrieben. Es ist ein Demobetrieb für Kurse und Veranstaltungen rund um den Pflanzenschutz.
- Das «Selbstchecktool» bietet Landwirten die Möglichkeit, Kenntnisse betreffend Gewässerschutz sowie der Umsetzung auf dem Betrieb zu testen.
- Auf Agripedia findet man wichtige Merkblätter der Agridea zu landwirtschaftlichen Fachthemen.
Anlocken und töten - Bekämpfung des Japankäfers
[IMG 2]
Gleich zwei Vorträge beschäftigten sich mit dem Japankäfer. Magdalena Wey von der Agroscope zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, um dem Schädling Paroli zu bieten auf. Eine Bekämpfung sei möglich mit:
- Insektiziden gegen die adulten Käfer. Im Ausland werden auch Bodeninsektizide gegen die Larven ausgebracht.
- Mit entomopathogenen Pilzen. Das sind Pilze, welche Insekten befallen. Mit solchen Pilzen hat Agroscope einen Versuch durchgeführt. Der Einsatz war effektiv gegen die adulten Käfer, auf die Larven hatte der Pilz hingegen keinen Effekt.
- Mit Fadenwürmern (Nematoden). Diese sind wiederum effektiv gegen die im Boden lebenden Larven, brauchen aber feuchte Bedingungen.
- Mit Parasitoiden aus Japan, der Heimat des Käfers. An diesem Ansatz forscht das Cabi, eine gemeinnützige Forschungsorganisation mit dem Hauptsitz in Delémont.
Fiona Eyer, Beraterin Fachstelle Pflanzenschutz vom Strickhof, präsentierte anschliessend die Resultate der Japankäferbekämpfung im zürcherischen Kloten. Hier wurde im Sommer 2023 ein erster Befallsherd nördlich der Alpen entdeckt. Die aufwändige Bekämpfung wurde von der Fachstelle Pflanzenschutz koordiniert. In der Befallszone wurde Insektizid gesprüht sowie Nematoden auf Grünflächen verteilt.
Gemäss Fiona Eyer sei nicht auszuschliessen, dass einige Käfer trotz der Massnahmen Eier gelegt hätten. Die Fachstelle Pflanzenschutz gehe darum noch nicht davon aus, dass der Befallsherd getilgt sei.