Die Gruyère-Milchproduzenten reiten weiterhin auf einer Erfolgswelle: Ein Milchpreis von 94 Rp./kg, ein ermutigender Exportmarkt und: Momentan wird jedes gelieferte Kilo Milch verkäst. Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère, konnte deshalb an der Delegiertenversammlung vom Mittwoch, 19. Juni in Sonceboz-Sombeval fast nur Gutes erzählen.

Gegensteuer geben

Oder doch nicht? «Nein, nicht ganz», meinte Philippe Bardet mit einem Augenzwinkern. Dass Coop trotz harten Gesprächen mit der Sortenorganisation eigenwillig in ihren Filialen Gruyère AOP in der Billiglinie Prix Garantie anbietet, kommt bei Bardet nicht gut an. «Das ist eine Degradation unseres hochwertigen Produkts», enervierte er sich. Hier müsse man in Zukunft massiv Gegensteuer geben. Dass der Gruyère-Käse weiterhin in der Schweiz beliebt ist, zeigt sich darin, dass letztes Jahr hierzulande ein Rekordkonsum verzeichnet werden konnte. «Das freut uns natürlich umso mehr, da der Export letztes Jahr doch leicht zurückgegangen ist», so Bardet.

Mussten sich entscheiden

Damit man sich gegenüber den anderen Käsesorten abheben kann, bleibt das Melkroboterverbot weiterhin bestehen. «Vor zwei Jahren ist hier die Übergangsfrist abgelaufen, die verbleibenden zehn Gruyère-Robotermelkbetriebe mussten sich entscheiden: entweder raus mit ihrem Roboter oder sie mussten sich einen neuen Milchabnehmer suchen», erklärte der Direktor.

Als die BauernZeitung fragte, ob auch der Mischwagen auf den Gruyère-Betrieben verboten werden soll, ging ein Ruck durch die Pressekonferenz. Warum man diese Frage überhaupt stelle, so der Präsident der Sortenorganisation, Pierre-Ivan Guyot. «Wir geben zu, wir haben das im Vorstand auch schon diskutiert», räumte Philippe Bardet aber ein. Doch ein Verbot vom Mischwagen stehe nicht im Raum. «Im Pflichtenheft ist genau geregelt, dass zum Beispiel bei der Fütterung kein Wasser in einen Mischwagen gehört», so der Direktor. Ausgenommen sei hier Melasse.

«Eine Degradierung des Produkts.»

Philippe Bardet zum Prix-Garantie-Gruyère.

Gutes Marketing

Auch für den Gruyère AOP ist das Marketing das A und O: «Wir freuen uns, dass die Marke laut zwei unabhängigen Rankings in der Schweiz zu den zehn Marken gehört, denen die Verbraucher am meisten vertrauen», sagte Philippe Bardet stolz. Auch im Ausland behaupte sich der Name unter den unterschiedlichen Milchprodukten. «Dies bestärkt den Vorstand in seiner Entscheidung gegen die Aufnahme des Gruyère AOP ins Prix-Garantie-Sortiment und gegen die von der Migros geforderte Kennzeichnung mit dem Nutri-Score (freiwillige Lebensmittel-Kennzeichnung durch die Produzenten) auf der Verpackung», sagte der Direktor entschieden.

Das Ziel bestehe weiter darin, erstklassige Qualität liefern zu können, die auf klaren Regeln beruhe. Dies sei eindeutig ein Garant für die Zukunft und ermögliche der gesamten Branche eine faire Entlöhnung, einschliesslich der Milchproduzenten, die doch zwischen 94 und 95 Rappen pro Kilogramm erhalten würden.

Auf dem richtigen Weg

Mit dieser Strategie scheint die Sortenorganisation auf dem richtigen Weg zu sein: Nicht nur, dass der Milchpreis für die Produzenten in den letzten zehn Jahren um zehn Rappen zugenommen hat, sondern auch, dass sich der Gruyère-AOP-Absatz auf einem hohen Niveau weiter behaupten kann. Mit 33'434 Tonnen produziertem Gruyère-AOP-Käse war das Jahr 2021 bisher das absolute Rekordjahr. Letztes Jahr konnten immerhin 30'173 Tonnen produziert werden. «Wir sind zuversichtlich, dass wir diese Menge auch in Zukunft erreichen können», so der Direktor.

Ob die jungen Landwirte weiterhin an der Milchproduktion festhalten werden, gehöre für die Sortenorganisation zur grossen Herausforderung. Denn schon dieses Jahr wurde weniger Gruyère-Milch eingeliefert als normal. Philippe Bardet kann darauf nicht mehr gross Einfluss nehmen. Der Direktor geht nächstes Jahr in die wohlverdiente Pension.