Am 10. November fanden am Plantahof die Feierlichkeiten zur Diplomierung der Betriebsleiter(innen) statt. Die gewählte Form war etwas anders, als man es sich von den Abschlussfeiern gewohnt ist. Plantahof-Direktor Peter Küchler und die Gastredner Thomas Roffler und Fritz Waldvogel, Bündner resp. Glarner Bauernverbandspräsident, hielten sich in ihren Ansprachen kurz. Nach der Diplomübergabe überliessen sie das Feld vier ehemaligen Absolventen. Sie erläuterten in einer Diskussionsrunde, wie sie höhere Wertschöpfung und Wertschätzung auf ihren Betrieben generieren.
Es geht ohne den Zwischenhandel
Peter Mathis aus Stels setzt auf Direktvermarktung. Das Fleisch liefert er seinen Kunden nach Hause. «Das gibt mir und den Kunden die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen», sagte Mathis. Dafür müsse man die Zeit und die Kapazitäten haben, ist er sich bewusst. Janic Fasser aus Müstair hat aus diesem Grund mit der Direktvermarktung aufgehört. «Für die paar Kälber war der Aufwand zu gross.» Sven Seeli aus Waltensburg hat beides, ein Teil des Fleisches wird direktvermarktet, der andere Teil geht in den Handel.
Direktvermarktung ist eine Möglichkeit, den Zwischenhandel zu umgehen und höhere Preise für die Produkte zu lösen, waren sich die Bauern einig. Eine andere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit innerhalb von Genossenschaften. Fabiola Merk, Fachlehrerin Betriebswirtschaft am Plantahof, wollte wissen, welches Potenzial die vier Landwirte hier sehen. Jannic Fasser sagte, es gebe einige Beispiele in Graubünden, die zeigen würden, dass es auch ohne Zwischenhandel funktioniert. Zum Beispiel Gran Alpin, verschiedene Käsereigenossenschaften oder das Projekt Bündner Puurachalb. Fabian Sgier aus Tersnaus wies darauf hin, dass solche Projekte nur funktionieren, wenn es auch Partner gibt, die mitmachen. «Es braucht die lokalen Verarbeiter.»
Auch Label-Produktion kann eine Innovation sein
Mit der Frage, wie innovativ sie auf ihren Betrieben sind, taten sich die vier Männer etwas schwer. Sven Seeli sagte: «In einem gewissen Grad bin ich schon innovativ. Aber mir ist es auch wichtig, sich auf die alten Werte zu besinnen.» Peter Mathis räumte ein, dass er auf seinem Betrieb noch innovativer sein könnte. «Da müssen wir uns alle selber an der Nase nehmen. Es ist bequemer, mit dem Altbewährten fortzufahren, anstatt etwas Neues auszuprobieren.» Geschuldet sei das ein Stück weit auch dem Direktzahlungssystem, findet er.
Thomas Roffler sagte dazu: «Innovativ sein heisst, dass man offen für neue Themen ist.» Auch der Entscheid, für ein Label zu produzieren, sei Innovation. Er zeige, dass sich der Landwirt oder die Landwirtin der Nachhaltigkeit annimmt. «Ein Label gibt den Kundinnen und Kunden Sicherheit und Vertrauen in die Produkte. Damit steigen die Wertschätzung für die Produkte und die Wertschöpfung für die Produzenten.»
Imagepflege auf den Betrieben
Fabiola Merk warf zum Schluss die Frage auf, wie man der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung ein realistisches Bild der Landwirtschaft vermitteln könne. Für Fabian Sgier ist klar, dass das am besten gehe, wenn man die Leute auf den Betrieb hole. Tage der offenen Türe seien eine gute Möglichkeit, einen Einblick zu geben und mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Aus dem Publikum meldete sich ein neu diplomierter Betriebsleiter, der von seinen Erfahrungen mit Schulen auf dem Bauernhof berichtete. «Auf diese Weise können wir schon den Jungen aufzeigen, wie wir auf unseren Betrieben arbeiten.»
Wertschätzung sei nicht nur etwas, das der Konsument dem Produzent gegenüber zeigen soll, sagte Peter Küchler. Es brauche auch eine Wertschätzung der bäuerlichen Bevölkerung gegenüber den Konsumenten. «Redet mit den Leuten und lobt sie. Sagt ihnen, dass es schön ist, dass sie regionale Produkte kaufen.»
Die Absolventen der landwirtschaflichen Betriebsleiterschule am Plantahof
Fadri Brenn, Stierva; Christian Brunold, Schmitten; Luca Burri, Seewis-Dorf; Lukas Casty, Trin; Matthias Christen, Brienz BE; Michael Dick, Tinizong; Sabrina Dürr, Landquart; Andreas Fischbacher, Summaprada; Andrea Jürg Flütsch, St. Antönien; Emil Giger, Serneus; Urs Giger, Gais; Damian Gort, Vättis; Simon Gross, Churwalden; Nathalie Haltiner, Chur; Beat Huber, Tuggen; Sabrina Ingold, Eriswil BE; Martin Keller, Lumbrein; Andreas-Kurt Krieg, Niederurnen; Roger Kühne, Vasön; Andreas Küttel, Zignau; Franz Meuli, Nufenen; Benjamin Obrecht, Jenins; Niculina Odermatt, Mulegns; Martin Patzen, Campsut-Cröt; Silvio Raguth Tscharner, Scheid; Manuela Ritz, Balgach; Andrea Schamaun, Davos Platz; Markus Schwitter, Pfäfers; Marco Tannò, Scharans; Maurus Tuor, Rabius; Carmen Willi, Vasön; Jürg Willi, Pusserein; Christian Wolf, Untervaz.