Zumbrunnen habe sich entschlossen, Ende April 2023 als Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) zurückzutreten, hiess es in einer Mitteilung vom 25. Oktober 2022. Nach zehn Jahren in der Generaldirektion und fünf Jahren als deren Präsident wolle er beruflich neue Wege gehen.
Neue Tätigkeit unbekannt
Die Migros war offensichtlich nicht auf den Abgang vorbereitet. Denn der MGB leitet laut der Mitteilung die Suche nach einer Nachfolge für Zumbrunnen jetzt ein. Immerhin: Zumbrunnen stehe für eine Übergangsphase zur Verfügung und werde die Einführung seiner Nachfolgerin oder seines Nachfolgers unterstützen. «Nach über 26 Jahren bei der Migros habe ich mich entschlossen, nochmals etwas Neues anzufangen», liess sich Zumbrunnen zitieren. Es falle ihm einerseits schwer, das Unternehmen zu verlassen. Andererseits freue er sich auf seine kommenden Aufgaben.
Was der Chef des grössten privaten Arbeitgebers der Schweiz künftig machen wird, wird in der Mitteilung nicht erwähnt.
Zumbrunnen hat den Konzernumbau angestossen
Die Jahre an der Migros-Spitze seien «fordernd, aber auch spannend» gewesen, erklärte Zumbrunnen in dem Communiqué. In der Tat hat er in den letzten fünf Jahren einiges bewegt. So hat er den Onlineshop auf Vordermann gebracht, die Warenhauskette Globus verkauft, die Bücherkette Ex-Libris saniert und die Möbelkette Interio abgestossen. Verkauft wurde auch das Zürcher Glattzentrum, eines der grössten Shoppingzentren des Landes.
Die Migros zur Medizin gebracht
Aber Zumbrunnen hat nicht nur abgebaut. Er hat die Genossenschaften an anderer Stelle auch ausgebaut – insbesondere beim Thema Gesundheit. Mit Medbase etwa wurde eine gewichtige Marke im Gesundheitsmarkt aufgebaut und mit der Versandapotheke Zur Rose ist die Migros eine Kooperation eingegangen. Und seit 2020 gehört auch die Dentalklinik-Kette Zahnarztzentrum.ch zum MGB.
Die Migros Industrie hat sich derweil während der Tätigkeit von Zumbrunnen mit innovativen Neuerungen wie den pflanzenbasierten Produkten der Eigenmarke V-Love oder Coffee-B profiliert. Das neue Kaffeeportionensystem ist nach den Worten des scheidenden Chefs «die grösste Produktinnovation in der Unternehmensgeschichte».
Grosse Baustellen bleiben
Die grösste Baustelle liegt jedoch im Kerngeschäft, den Supermärkten. Dort läuft Coop laut Branchenexperten der Migros langsam, aber sicher den Rang ab.
Dass Coop die Differenz zur Konkurrentin verringern konnte, liegt laut Experten auch an der Struktur der Läden. Coop hat ein dichteres Netz mit kleineren Filialen, während die Migros eher auf grosse Standorte setzt. Das war in den Pandemiejahren ein Nachteil für die Migros. Ein Bremsklotz bleibt die schwerfällige Struktur der Migros, bei der die regionalen Genossenschaften stark die Geschicke steuern. Coop wird zentral von Basel aus geleitet. Jeder Versuch, die Führungsstrukturen der Migros zu modernisieren, ist in den letzten Jahren gescheitert. Nach Berichten der Tamedia-Zeitungen war das der Grund für Zumbrunnens Rücktritt – er habe «vor den Regionalfürsten kapituliert».
Gescheitert ist die Migros-Spitze letzten Sommer auch mit dem Versuch, das Alkoholverbot des Gründers Gottlieb Duttweiler umzustossen. Die Stimmenden haben sich in allen Migros-Genossenschaften gegen die Aufhebung des Verkaufsverbots ausgesprochen. Das Nein war teils wuchtig.