«Die Medienberichterstattung fokussierte nur auf den kleinen schwarzen Fleck unten links», sagte Karin Oesch Geschäftsführerin des Berner Bauernverbands anlässlich einer Medienorientierung vom Montagvormittag. Sie bezog sich damit auf die negative Presse für das Berner Pflanzenschutzprojekt (BPP). Die «Berner Zeitung», die «SonntagsZeitung» und weitere Medien hatten über dieses negativ berichtet.
Versuch der Richtigstellung
Der montägliche Versuch, einiges richtigzustellen richtete sich nur an die Agrarpresse. Befragt nach den Gründen erklärte Oesch, in der weissen Presse sei derart falsch über das Projekt berichtet worden, dass man kaum erwarten dürfe, dass sich dies in einem zweiten Umgang ändere.
Man habe versucht, die anfragenden Journalisten vor Ort vertieft zu informieren und habe diese alle eingeladen, um einen Augenschein zu nehmen. Ein einziger sei dieser Einladung gefolgt, durfte seinen Bericht dann aber nicht veröffentlichen.
Die Berichterstattung der erwähnten Zeitungen warf der Projektleitung zunächst vor, sie verheimliche die Resultate. Als diese dann aufgrund des Drucks der Zeitungen und der Umweltschutzverbände trotzdem veröffentlicht wurden, kritisierten die Medien, dass das BPP nichts gebracht habe. Dabei pickten sie aber lediglich die negativen Punkte heraus, wie die Verantwortlichen am Montag erklärten.
Getragen von Kanton und Berner Bauernverband
Das Projekt wird getragen vom BBV und vom Amt für Landschaft und Natur (Lanat) des Kantons Bern. Der Entscheid, die Resultate früher als geplant zu veröffentlichen wurde gemäss Karin Oesch von der kantonalen Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion (WEU) unter Leitung von Regierungsrat Christoph Ammann gefällt. Das BPP wurde Anfang 2017 lanciert, also noch vor den grossen Diskussionen um die Initiativen.
Michel Gygax von der kantonalen Fachstelle für Pflanzenschutz zeigte sich frustriert über die aus seiner Sicht unfaire Behandlung des Projekts in den Medien. Es sei aus wissenschaftlicher Sicht unseriös, Daten vor Abschluss des Projekts zu veröffentlichen, so Gygax. Auslöser war eine Indiskretion unbekannter Quelle. Geplant war ein erster Bericht für kommenden Herbst. Dass nun vorzeitig kommuniziert wurde ist laut Gygax deshalb problematisch, weil noch nicht alle Daten vorliegen. Er erinnerte noch einmal an die Ziele des Projekts:
- Reduktion der Pflanzenschutzmittel (PSM)-Risiken für die Umwelt und insbesondere die Belastung der Oberflächengewässer durch PSM
- 20 % Reduktion der Anzahl Überschreitungen der numerischen Anforderung an die Wasserqualität für PSM in den Gewässern
- Gleichzeitig Erhalt des Produktionspotenzials
- Bewusstsein und Sensibilisierung der Landwirtschaft auf die Umweltwirkung von PSM
Verbesserter Zustand der Gewässer
Gygax betonte, dass die Beurteilung der Belastung der beiden untersuchten Gewässer Chrümmlisbach und Ballmoosbach rund um die Dörfer Schalunen und Limpach in der solothurnisch-bernischen Grenzregion nicht zu den Zielen gehört, vielmehr sei es darum gegangen, die Einsatzmengen von PSM zu senken und diese seien deutlich zurückgegangen. Zudem seien sowohl bei der Teilnahme am Projekt wie auch bei den durchgeführten Massnahmen erfreuliche Zahlen zu vermelden, so Gygax.
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Untersucht wurden dabei die folgenden Wirkstoffe mit hohem Risiko:
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Eine Beurteilung nach den Kriterien der Gewässerschutzverordnung (GSchV) zeige zudem eine Verbesserung des Zustandes für beide Gewässer, so Gygax.
Nur eins von 11 Projekten rausgepickt
Dominik Füglistaller von der HAFL, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, warf den berichtenden Journalisten vor, sie hätten ein einziges von 11 Teilprojekten rausgegriffen, nämlich das PSM-Monitoring. Dabei sei vergessen gegangen, wie umfassend das BPP aufgezogen sei. Dabei geht es unter anderem um angepasste Bewirtschaftung bei den teilnehmenden Landwirten und technische Fragen der Entwässerung in den untersuchten Gebieten.
Die Medienkonferenz fand in Schalunen und Limpach statt. Die am BPP teilnehmende Landwirte Thomas Iseli, Urs Bürgi und Markus Lüscher informierten an mehreren Standorten über den Stand der Dinge.
Dabei verwiesen sie unter anderem auf ungeklärte Fragen am Messstandort im Chrümmlisbach. Hier fliesst das Wasser wegen unterschiedlicher Pegelstände zum Teil mehrmals hin und her, dh. dass möglicherweise mehrmals dasselbe belastete Wasser gemessen wurde und so zu überhöhten Messwerten führte.
Das Thema Schächte
Ein anderer Schwachpunkt im System sind die zahlreichen Schächte, die sich zum Teil mitten in den Parzellen befinden. Hier hätten viele Produzenten die Verunreinigungswirkung unterschätzt, so Markus Lüscher. Deshalb werden die Schächte nun vermehrt abgedeckt oder bei den Behandlungen gemieden.
Die Bewirtschafter zeigten sich aber keineswegs ablehnend gegenüber den ergriffenen Massnahmen, vielmehr habe das Projekt breitflächig für Auseinandersetzung mit Reduktionsmassnahmen geführt, rühmten die Produzenten.
Gut etablierte Ackerrandstreifen
So sei es mittlerweile fast undenkbar, ohne Ackerrandstreifen anzubauen. Diese mindestens drei Meter breiten Pufferzonen sorgen dafür, dass die Kontamination mit PSM ausserhalb des Ackers möglichst gering ausfällt. Die Produzenten bereuten es gegenüber den Medien, dass das BPP bereits Ende Jahr abgeschlossen sei. Karin Oesch erklärte, in den Köpfen der Projektleitung werde bereits über eine Verlängerung nachgedacht.
Eckwerte des Berner Pflanzenschutzprojekts
- Ressourcenprogramm nach Art. 77a und b des Landwirtschaftsgesetzes
- Trägerschaft: BBV und Lanat
- Projektstart: 1.1.2017 / Projektende: 31.12.2022
- Projektdauer: 6 Jahre (+ 2 Jahre für Abschlussarbeiten)
- Projektkosten: 62,7 Mio Fr. (80 % Bund, 17 % Kanton, 3 % Eigenleistungen der Landwirte), dazu für wissenschaftliche Begleitung und Wirkung-Monitoring: 3.8 Mio Fr.
- Zwischenbericht zur wissenschaftlichen Begleitung: Herbst 2021