Ralph Gilg, Präsident des Thurgauer Obstverbands, geht von einem guten Obstjahr 2019 aus. Im Thurgau habe es zwar lokal Hagel und Trockenheit gegeben, im Grossen und Ganzen habe das Wetter aber mitgespielt. Das momentan sehr wüchsige Wetter stimmt Gilg zuversichtlich für eine gute Apfel- und Birnenernte.
Sehr viele Birnen erwartet
Zuversichtlich stimmen auch die Zahlen zur Ernteschätzung des Schweizer Obstverbandes (SOV). Dieser rechnet mit 124'900 t Tafelobst und 78'700 t Mostobst. Bei den Tafeläpfeln geht er von einer Erntemenge von 111'600 Tonnen aus. Das sind rund 5 Prozent weniger Äpfel als im Vierjahresdurchschnitt und 23 Prozent weniger als im Erntejahr 2018. Bei den Birnen wird eine Ernte von 23'280 t prognostiziert. Die Vorernteschätzung liegt damit 16 Prozent über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre und 11 Prozent tiefer als 2018.
Für die Ostschweiz rechnet der SOV mit 48'100 t Tafeläpfeln und 10'500 t Birnen. Benno Neff, Geschäftsführer der Tobi Seeobst AG, geht davon aus, dass diese Mengen übertroffen werden: "Wir werden auch dieses Jahr eine gute Apfelernte haben. Dank genügend Niederschlägen war das Fruchtwachstum in den vergangenen Tagen überdurchschnittlich hoch." Wegen dem Frost im Frühjahr werde die Gesamterntemenge in der Schweiz trotzdem tiefer sein als im Vorjahr, glaubt Neff.
Möhl rechnet mit 32'000 Tonnen Mostobst
Beim Mostobst erwartet der SOV 78'700 t Mostäpfel. Das sind 43 Prozent weniger als 2018, jedoch 3 Prozent mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre. Die Schätzung der Mostbirnen liegt bei 7200 Tonnen und damit 65 Prozent tiefer als 2018 und 32 Prozent tiefer als im Durchschnitt der vier Vorjahresernten. "Falls diese Schätzung eintrifft, würde dies bedeuten, dass bei der Mosterei Möhl 32'000 Tonnen Mostobst angeliefert werden", sagt Betriebsleiter Georges Möhl.
Wegen der Rekordernte letzten Herbst hat das Unternehmen aus Arbon TG die Lagerkapazität um 20 Prozent erweitert. 30 neue Chromstahltanks mit einem Fassungsvermögen von je 120'000 Liter stehen im Moment dort, wo in wenigen Wochen Äpfel und Birnen abgeladen werden. Ohne diese Kapazitätserweiterung hätte die Mosterei wie im letzten Herbst Konzentrat in externen Tanklagern einlagern müssen.
Rückbehalte auf Mostobst
Wegen den vollen Lagern und der erwarteten Erntemenge kündigt der SOV für die Produzenten einen mengenmässig abgestuften Rückbehalt bei Mostobst an. Mit dieser Massnahme soll die Übernahme der gesamten Ernte sichergestellt werden. Bis zu einer Ernte von 65'000 t Mostäpfeln wird ein Grundrückbehalt von 5 Franken je 100 kg eingezogen. Bei den Birnen sind es 4 Franken je 100 kg bis zu einer Menge von 5500 t. Für Bio-Mostobst sind keine Rückbehalte vorgesehen.