Einzelne Biodiversitätsflächen und Schutzgebiete sind gut für die Artenvielfalt. Aber sie reichen bei Weitem nicht aus, wie der WWF erklärt. Analog dem nationalen Strassennetz schläft die Umweltschutz-Organisation daher ein schweizweites Netz von Vernetzungs- und Kerngebieten vor.

Nationaler Sachplan Biodiversität

Wie beim Strassennetz sei ein nationales Grundgerüst wichtig, damit das geplante Netz für die Biodiversität auch sinnvoll geplant und umgesetzt werden kann. «Dieses nationale ‘Rückgrat’ soll auf Ebene Kanton und Gemeinde ergänzt und verbessert werden», erklärt Thomas Wirth, Projektleiter Biodiversität bei WWF Schweiz auf Anfrage. Die Schutzzonen sollen also raumplanerisch verbindlich festgelegt werden können.

 

Verpflichtungen der Schweiz

Die Vorteile der Biodiversität sind bekannt. Aber die Schweiz ist auch von Gesetzes wegen verpflichtet, die Artenvielfalt zu schützen, und zwar in verschiedener Hinsicht, wie der WWF in seinem Bericht erläutert; Seit 1962 ist der Natur- und Heimatschutz in der Verfassung verankert. Ausserdem hat sich die Schweiz mit der Verabschiedung der Biodiversitätskonvention (CBD) zum Schutz der Biodiversität verpflichtet.

 

Bisher sei bei der Umsetzung der gesetzten Ziele zu wenig gehandelt worden, kritisiert Thomas Wirth. «Der Bericht soll als Diskussionsgrundlage dienen», erklärt er. Die Kernbotschaft beim Ganzen an Politik und Verwaltung, aber auch die Bevölkerung sei, dass es zum Schutz der Biodiversität auch Vernetzung brauche.

Vernetzungs- und Kerngebiete

Um das Problem des fragmentierten Lebensraums in der Schweiz anzugehen, braucht es laut dem Bericht Kern- und Vernetzungsgebiete. Kerngebiete sollen sowohl aktuelle Verbreitungsgebiete prioritärer Arten umfassen als auch für sie geeignete Gebiete, die in Zukunft besiedelt werden könnten.

Vernetzungsgebiete sind auf Durchlässigkeit ausgelegt und sollen es den Tieren und Pflanzen ermöglichen, von einem Gebiet ins nächste zu gelangen. Der WWF hat einen Vorschlag für die Verteilung der Vernetzungsgebiet für Tieflagen (bis 900 m. ü. M.) entworfen.

Direktzahlungen anpassen

Der Landwirtschaft kommt bei der Umsetzung von Kern- und Vernetzungsgebieten eine wichtige Rolle zu. Der WWF schlägt vor, die Direktzahlungen anzupassen: in Vernetzungsgebieten sollen vermehrt Biodiversitätsförderflächen (BFF) unterstützt, auf zielgerichtet genutzten Flächen ein Zuschlag ausbezahlt werden.

Kulturen wie Zuckerrüben, die viel Pflanzenschutzmittel brauchen, sollen hingegen in Kern- und Vernetzungsgebieten nicht gefördert werden.

Finanzierung über internalisierte externe Kosten

All das kostet eine Menge Geld. Zur Finanzierung brauche es mehr Investitionen in den Schutz der Biodiversität. Der WWF schlägt die Internalisierung externer Kosten als einen Teil davon vor. Dabei geht es darum, nach dem Verursacherprinzip vorzugehen und zusätzliche Finanzmittel aus höheren Bahnbillet- und Benzinpreisen zu gewinnen. Schliesslich zerschneiden sowohl Schienen als auch Strassen die Landschaft und stellen für viele Arten eine Barriere dar.

 

Nicht nur wandernde Arten brauchen Vernetzung

Verschiedene Tiere sind für ihre Wanderungen bekannt. So fliegen Fledermäuse in der Nacht von ihrem Schlafplatz ins Jagdgebiet und brauchen dazu lineare Elemente wie Hecken in der Landschaft, an denen sie sich orientieren können. Weitere Beispiele sind Fische, Frösche, Vögel oder Schmetterlinge.

Aber auch Tiere, die nicht sozusagen von Haus aus wandern, brauchen eine ökologische Vernetzung. In insolierten Lebensräumen steigt die Gefahr von Inzucht und kleine Populationen können durch Umweltschwankungen leichter ausgelöscht werden. Hinzu kommt der Klimawandel, der viele Tiere (und Pflanzen) dazu zwingt, sich neue Lebensräume zu suchen. ​