Hierzulande sind die meisten Regionen gut erschlossen. Das Schweizer Strassen- und Schienennetz ermöglicht ein schnelles und bequemes Vorwärtskommen, was nicht zuletzt für die Logistik wichtig ist. Die Mobilität hat aber auch ihre Schattenseiten, die das Bundesamt für Raumentwicklung (Are) für das Jahr 2019 genau beziffert hat. Neben den Gesundheitskosten, die man wohl erwarten würde, sind auch einige überraschende (wenn nicht schockierende) Resultate darunter.
14 Milliarden Franken jährlich, v.a. durch den Strassenverkehr
Die gesamten externen Kosten des Verkehrs in der Schweiz beziffert das Are auf 14 Milliarden Franken pro Jahr. Darunter laufen jene Folgen der Mobilität, die entweder die Allgemeinheit oder künftige Generationen anstelle von z. B. Autofahrer(innen) selbst tragen müssen. Diese bzw. der motorisierte Privatverkehr auf der Strasse seien für den Grossteil der Schäden verantwortlich, nämlich 9,8 Milliarden Franken. Klima- und Umweltschäden belaufen sich laut Are auf 6 Milliarden Franken jährlich, jene für die Gesundheit auf 5,2 Milliarden. Hinzukommen etwa Schäden an Gebäuden.
Tausende Tonnen verlorene Ernte
Wenn es um Schäden an Kulturen geht, stehen in der Regel der Boden oder Wasser im Vordergrund, wenn es nicht um Unwetter geht. Doch auch die Folgen der verkehrsbedingten Luftverschmutzung sind nicht zu unterschätzen: 94'000 Tonnen Getreide sowie 139'000 Tonnen Gemüse und Früchte im Wert von insgesamt 56 Millionen Franken gehen als Ernteausfälle verloren, schreibt das Are. Das wären rund 11 Prozent der gesamten Getreideproduktion laut Agrarbericht 2019 (877’000 Tonnen) und ein Fünftel der Gemüse- und Früchteproduktion jenes Jahres (389 092 Tonnen Gemüse plus 307087 Tonnen Tafel- und Mostobst).
Ausserdem gilt der Abrieb von Fahrzeugrädern als schadstoffhaltig und verursache Bodenschäden (180 Millionen Franken).
Ozon schädigt die Kulturen
Die Ernteausfälle erklärt das Are mit den vom Verkehr ausgestossenen Stickoxiden. Diese würden zusammen mit flüchtigen organischen Verbindungen und unter Einfluss der Sonne bodennahes Ozon bilden. Dieses Gas wiederum greife nachweislich die Kulturen an: längerfristig würden Membranen geschädigt, die Photosynthese und Transpiration gehemmt, was im Endeffekt das Pflanzenwachstum vermindert.
Beim Wald verhält es sich etwas anders. Hier seien Stickoxide, Ammoniak und Schwefeldioxid für einen übermässigen Nährstoffeintrag verantwortlich, ausserdem komme es zu Bodenversauerung und Ozonbelastung. Als Resultat nennen die Autoren Wachstumsstörungen und eine Beeinträchtigung des Nährstoffhaushalts der Waldpflanzen. Das führe zu Kosten in der Höhe von 42 Millionen Franken.
17'000 verlorene Lebensjahre und tausende Tage Asthma
Im Bericht werden noch zahlreiche weitere negative Folgen der Schweizer Mobilität aufgeführt. Etwa:
- Schäden durch den Anteil des Verkehrs am Klimawandel: 2,9 Milliarden Franken.
- Verlorene oder zerstückelte Lebensräume für Fauna und Flora: 1,2 Milliarden Franken.
- 39'300 Asthmatage bei Kindern wegen verschmutzter Luft.
- 17'500 verlorene Lebensjahre wegen Krankheiten, verursacht durch Verkehrslärm und Luftverschmutzung.
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Der Fuss- und Veloverkehr hat einen deutlichen Nutzen
Wie oben erwähnt ist der private motorisierte Verkehr für den grössten Teil der verschiedenen Schäden verantwortlich. Im Fall der Ernteausfälle liegt dieser Anteil bei 89 Prozent. Zwar generieren auch der Velo- und Fussgängerkehr externe Kosten, im Gegensatz zum Autofahren entstehe dabei aber auch ein externer Nutzen. Die Bewegung ist der Gesundheit zuträglich, was Krankheitskosten und solche durch den Ausfall von Arbeitskräften verhindert. Unter dem Strich gibt das Are einen Nutzen von 318 Millionen Franken für die Fortbewegung zu Fuss oder per Velo an.
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Im Vergleich zum Jahr 2010 sind die externen Kosten laut dem Bundesamt um 16 Prozent gestiegen. Die aktuellen Berechnungen sollen in die Diskussion über eine nachhaltige Mobilität einfliessen. «Es liegt im Interesse einer nachhaltigeren Entwicklung der Schweiz, dass die Nutzerinnen und Nutzer aller Mobilitätsangebote die von ihnen verursachten Kosten vermehrt selber tragen», hält Are-Vizedirektor Ulrich Seewer im Bericht fest.
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