Bauernfamilien, die Hecken pflanzen und pflegen, leisten einen wichtigen Beitrag für die biologische Vielfalt und Vernetzung von Lebensräumen. Um diese Leistungen zu würdigen, initiierte der Bauernverband Appenzell Ausserrhoden (BVAR) gemeinsam mit dem Amt für Landwirtschaft, dem Amt für Raum und Wald, Pro Natura St.Gallen-Appenzell und dem WWF Appenzell eine kantonale Heckenmeisterschaft. Insgesamt wurden 32 Hecken von 17 Bewirtschaftern angemeldet. Vergangenen Samstag fand die Preisverleihung in Gais statt.
Maximalpunktzahl für die schönste Hecke
Die Auswertung der einzelnen Hecken zeigte ein durchzogenes Bild – die erreichte Punktzahl variierte zwischen 12 und 24. Maximal vergab die Jury pro Hecke 27 Punkte. Die Bewertungskriterien umfassten die Länge und Breite, die Artenvielfalt, der Anteil dornentragende Sträucher, die Breite des extensiv bewirtschafteten Krautsaums, die durchschnittliche Anzahl Gehölzarten und Kleinstrukturen pro zehn Laufmeter, die Anzahl landschaftstypischen Bäumen sowie die Vernetzungsfunktion. Mit 24 Punkten gewann die Hecke von Ernst Frischknecht aus Waldstatt, zwei weitere von ihm gemeldeten Hecken erreichten 21.5 und 20.5 Punkte.
Gut vernetztes System
Alle drei Hecken liegen auf seinem Pachtland in der Stierweid in Herisau. Auffallend bei diesen Hecken ist die Artenvielfalt mit Wildrosen, Sanddorn, Felsenbirnen, Liguster, Holunder, Haselsträucher, Hartriegel, aber auch grössere Gehölze wie Traubenkirschen, Vogelbeere oder Eschen.
Initiant des aussergewöhnlich gut vernetzten Heckensystem ist der Grundeigentümer Dieter Schiess. Auf seinem Land hat er in den vergangenen 20 Jahren einen Ort der Biodiversität erschaffen. Gefördert werden die Hecken in der Stierweid auch vom Ornithologischen Verein und dem Verein Mensch und Natur. «Mit dieser Unterstützung ist es für den Pächter Ernst Frischknecht sicher einfacher, gleich drei Hecken mit einer Länge von 150, 180 und 200 Meter in Schuss zu halten», erklärte Andres Scholl, Leiter Abteilung Natur und Wildtiere, in seiner Laudatio.
Mit gezielter Pflege entwickeln
Der 2. Platz ging an Hansjürg und Evelyn Hebeisen. Ihre Hecke erreichte 22 Punkte. Die 200 Meter lange Hecke säumt den Wiesenbach in Herisau und wird mit Neupflanzungen und gezielter Pflege dauernd weiterentwickelt.
Hansjürg Hörler vom BVAR bezeichnete die Hecke als ein Juwel. «Die Bauernfamilie versteht es bestens, Wiesen und Weiden mit ihren Kühen zu nutzen und mit Biodiversitätsförderflächen wie dieser Hecke zu vernetzen.» Hörler betonte auch, wie wichtig ständiges Beobachten sei und die Freude an der Vielfalt angesiedelter Tiere.
Die mit dem dritten Preis ausgezeichnete Hecke liegt abgelegen in einem Dreieck zwischen Wald, Trogen und Landmark. «Der Blick auf das Appenzeller Hügelland ist wunderschön. Eine prächtige Blumenwiese zieht das Auge an. Ebenso schön wie vielfältig ist die 200 Meter lange Hecke, die sichelförmig das Grundstück umfasst», beschrieb Projektleiter Alfred Brülisauer (WWF) in seiner Rede die 1994 angepflanzte Hecke. Eigentümerin ist Susi Ruth Iff, Pächter und Heckenpfleger ist Jakob Frehner aus Wald.
Grosses Lob für die Bewirtschafter
Landammann Dölf Biasotto dankte in seiner Ansprache den Bauern und Bäuerinnen sowie den Grundeigentümerinnen und Grundeigentümern für ihr Engagement zugunsten der Natur und Landschaft. «Hecken sind traditionelle Elemente der Ausserrhoder Kulturlandschaft. Und somit ein Produkt der nachhaltigen Pflege über Generationen», so Biasotto.
Landschaftsqualität und wertvolle Naturräume seien wichtige Themen im aktuellen Ausserrhoder Regierungsprogramm 2020-2023, ergänzte er. Auch Beat Brunner, Präsident BVAR, anerkannte die Arbeit der Bauernfamilien: «Ihr produziert hochwertige Lebensmittel und schützt und fördert gleichzeitig Biodiversität.»
Rangliste der Heckenmeisterschaft 2021
1. Rang: Ernst Frischknecht, Waldstadt (Grundeigentümer Dieter Schiess, Herisau)
2. Rang: Hansjürg Hebeisen, Herisau
3. Rang: Jakob Frehner, Wald (Grundeigentümerin Susi Ruth, Iff)
4. Rang: Christine Schwaller, Wienacht
5. Rang: Johannes Solenthaler, Heiden
6. Rang: Jonny Mösli, Gais