Die dritte Proberodung der Branche zeigt ein erfreuliches Bild. Viele Rübenfelder konnten von den Niederschlägen im August profitieren und fleissig Zucker einlagern. Regional treten jedoch, gemäss der Schweizer Zucker AG, starke Unterschiede auf.
Gute Erträge aus dem Osten
Vor allem in der Ostschweiz hätten die Rüben von den Augustniederschlägen profitiert. Der bei der Probegrabung ermittelte Rübenertrag von 99 t/ha liege nur leicht unter dem letztjährigen Spitzenwert und der Zuckerertrag von 15,7 t pro Hektare stimme ebenfalls auf eine zuversichtliche Ernte ein. Anders sieht es in der Westschweiz aus.
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Tiefe Resultate im Westen
Hier konnte weder der gemittelte Probeertrag mit 82,7 t/ha noch der Zuckergehalt mit 14,8 % mit den im Osten gemessenen Werten mithalten. Neben den fehlenden Niederschlägen hätten die Rüben hier vor allem unter der Gelbverfärbung der Blätter durch SBR sowie unter der virösen Vergilbung gelitten. Unter SBR versteht man die sog. Syndrome Basses Richesses, eine von Bakterien verursachte und durch Zikaden übertragene Pflanzenkrankheit. Der Befall sei jedoch schwächer als in den Vorjahren. Bei den durch den Rübenrüssler befallenen Feldern sei die Situation etwas entspannter, die Fäulnis habe sich nur beschränkt ausgebreitet. Die Parzellen würden nun intensiv beobachtet – für von Totalausfällen betroffene Pflanzer richtet die Branche einen Entschädigungsfonds ein.
Hier finden Sie die vollständigen Resultate der dritten Proberodung 2023
Die BauernZeitung hat sich bei zwei Landwirten nach ihren Erfahrungen und ihrer Strategie im 2023 erkundigt. Auch haben wir drei beteiligte Akteure aus der Branche gefragt, wo sie die grössten Herausforderungen im Rübenanbau der Zukunft sehen.
Intensiver Anbau auf Standorten mit guten Ackerflächen
[IMG 3] Beat und Annemarie Schuppli aus Strass TG führen zusammen einen Landwirtschaftsbetrieb nach den IP-Suisse-Vorschriften. Der Betrieb ist ein reiner Ackerbaubetrieb und umfasst 55 ha LN. Neben 10 ha Zuckerrüben werden herbizidloses Getreide (Dinkel, Weizen, Gerste) sowie weitere Ackerkulturen wie zum Beispiel Raps, Sonnenblumen und Mais angebaut.
Möglichst frühe Saat
Bei den Zuckerrüben werden Conviso-Smart-Rüben der KWS angebaut. An weniger Cercospora gefährdeten Lagen kommt die Sorte BTS 4825 zum Zug, der Rest wird mit Belamia bepflanzt. Die Vorkultur ist oft Mais. Dieser wird nach der Ernte gepflügt (Maiszünsler). Sonst wird eine abfrierende Gründüngung angesät, die im Frühjahr mit dem Grubber umgebrochen wird. Die Saat der Zuckerrübe erfolgt in der Regel gegen Ende März. Heuer am 21., mit einer Saatdichte von 10,5 Pfl/m². Die Düngung erfolgt mineralisch und mit Hofdüngern. Der Phosphor wird mit zugeführten Hofdüngern abgedeckt. Beim Stickstoff wird als Startgabe zur Saat Bor-Ammonsalpeter (26 %N, 0,3 %B) eingesetzt. Im 4- bis 6-Blatt-Stadium wird zusätzlich etwa 1 kg/A Harnstoff (46 %N) gedüngt.
Herausforderung im 2023
Wegen des nassen Wetters war es schwierig, ein trockenes Zeitfenster zu finden, um das Herbizid und auch Schneckenkörner (hoher Schneckendruck) auszubringen. Einige Parzellen musste zugunsten des optimalen Einsatzzeitpunktes und vor dem vollständigen Abtrocknen befahren werden.
Tipps für den Rübenanbau
Weite Fruchtfolgen: Nicht zu eng, besser 5–6 Jahre Anbaupausen zwischen den Rüben.
Qualitative Böden: Nur auf gut versorgten (Wasser und Nährstoffe) Standorten anbauen. Alles andere sei ein Frust.
Grosszügig planen: Genügend Zeit für die Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung einberechnen.
Hohe Ertragserwartungen
Die Zuckerrüben sind ein wichtiges Standbein des Betriebs – die Ertragserwartungen entsprechend hoch. Je nach Parzelle rechnet man mit 75–120 t Rüben im Jahr. Im Durchschnitt etwa mit 16,5 t/ha Zucker.
Nerven behalten im Biozuckerrübenanbau
[IMG 4]Hans Dübendorfer bewirtschaftet zusammen mit seinem Sohn Jan und seiner Familie eine Generationengemeinschaft bei Frauenfeld. Der 40,5 ha LN umfassende Betrieb wird nach den Knospe-Richtlinien geführt. Neben 2,5 ha Zuckerrüben werden unter anderem Mais, Weizen, Gerste, Eiweisserbsen und Kabis angebaut. Daneben bildet die Milchwirtschaft mit 50 Milchkühen der Rasse Schweizer Fleckvieh ein wichtiges Standbein. Der Betrieb verfügt darum über 4 ha Naturwiese Weidefläche sowie über zahlreiche Kunstwiesen.
Nasses Frühjahr – späte Saat
Die Zuckerrübensaat erfolgte spät, am 8. April. Es wurde die Sorte Escadia eingesetzt. Die Vorkultur vor der Zuckerrübe ist Kabis (Kohl), je nach Erntezeitpunkt des Kohls wird allenfalls noch Grünroggen eingesät. Nach den Zuckerrüben wird Brotweizen gesät. Dieser ergibt regelmässig zirka 50 kg/a.
Vor den Rüben erfolgte die Bodenbearbeitung mit dem Pflug, Anfang März wurde mit einer Kreiselegge das Saatbett bereitet. Die nasse Witterung verunmöglichte eine frühe Saat. Dies hatte den Vorteil, dass genug Zeit für eine Unkrautkur zur Verfügung stand. Hierzu wurde mit einem Treffler-Striegel (maximal angezogen) etwa 2 Wochen nach der Saatbettbereitung das Feld gestriegelt.
Betriebsstrategie Biorüben
Saat auf Endabstand: Auf 18 cm Pflanzenabstand (11 Pfl/m²) gesät; wenn es in einem Jahr nichts wird, werden sie umgebrochen und eine andere Kultur (Mais/Soja) angebaut.
Frühe Unkrautbekämpfung: Sobald die Rüben auflaufen, muss mit Hackdurchfahrten in der Reihe und mit Handarbeit das Unkraut angegangen werden. Zur Arbeitserleichterung haben sich sog. «Jät-Ferraris» bewährt. Auf diesen kann liegend kopfüber gejätet werden. Das Ziel ist, die Rüben bis ins 4-Blatt-Stadium sauber zu halten und dafür nicht mehr als 150 h aufzuwenden. Ansonsten wird konsequent umgebrochen.
Nerven behalten: Gerade im Bio gibt es Situationen, in denen man nichts machen kann (Blattläuse). «Es gibt dann Tage, an denen gehe ich gar nicht mehr auf das Feld nachschauen», ergänzt Dübendorfer lachend. Meistens dauere es eine Woche, bis die Nützlinge kämen, und anschliessend wachsen die Rüben wieder weiter.
Frühe Saat: Auch im Bio. Durch die späte Saat war eine Parzelle von Wurzelbrand befallen.
Randflächen nutzen: Intensive Kulturen gehören auf gute Parzellen. «Entlang von EF-Häuschen haben wir die 3,5 %-BFF angelegt. So sind die Nachbarn und auch wir zufrieden.»
Frage an die Fachexperten: «Welches sind die Herausforderungen des Zuckerrübenanbaus der Zukunft?»
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenanbau, SFZ
[IMG 5] «Wir brauchen auch zukünftig an den Markt und an den Standort angepasste, leistungsstarke Sorten. Diese müssen Wetterextremen wie Trockenheit und Starkniederschlägen trotzen, aber auch widerstandsfähig sein gegen neue eingewanderte Schädlinge und Krankheiten. Anbautechnisch beschäftigt uns die gesellschaftliche Forderung nach weniger Pflanzenschutzmitteln. Diesem Anspruch gilt es gerecht zu werden, um eine nachhaltige und zeitgemässe Zuckerproduktion der Zukunft zu gewährleisten.»
Stephanie Biderbost, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL
[IMG 6]«Die grösste Herausforderung im biologischen Zuckerrübenanbau liegt in der Wirtschaftlichkeit. Die Unkrautregulierung erfordert bislang viel teure Handarbeit. Um diese zu reduzieren, können Zuckerrüben alternativ gepflanzt werden, wobei auch hier hohe Kosten für Setzlinge und das Pflanzen entstehen. Wir arbeiten daran, die Effizienz zu steigern. Die Hauptstossrichtungen sehen wir im Pflanzen, dem Einsatz von Hackrobotern, dem klassischen Säen, kombiniert mit den besten Kniffen zur effizienten Unkrautregulierung.»
Maik Gertz, KWS Saat SE & Co. KGaA, KWS
[IMG 7]«Das Ziel der KWS-Züchtung ist es, die Wettbewerbsfähigkeit des Zuckerrübenanbaus zu erhalten und auszubauen. In der Schweiz und auch in anderen Ländern nehmen die zugelassenen Pflanzenschutzmittel ab, was für den Anbau eine Herausforderung und für die Züchtung eine Chance ist. Die KWS arbeitet mit Hochdruck an robusten Sorten, welche Eigenschaften bestehender Sorten (u. a. Cercospora-Resistenz), aber auch neue Merkmale und Resistenzen vereinen. Ein zukunftsgerichteter und marktorientierter Prozess.»