Die Thurgauer Landwirtschaft sei einer der produktivsten im schweizweiten Vergleich, heisst es in einer Mitteilung des Verbands Thurgauer Landwirtschaft VTL. Für den VTL seien aber Produktivität und Biodiversität kein Widerspruch. 

Falscher Ansatz im System

Man sei jedoch der Meinung, dass das heutige Direktzahlungssystem mit seinem massnahmenorientierten Ansatz nicht optimal ist. Mit «den ganzen Vorschriften und Verboten» komme man nicht weiter. 

So würden wegen finanzieller Anreize oft Massnahmen umgesetzt, die nicht mit dem Standort, dem Betriebssystem oder der Ausrichtung des Betreibsleiters übereinstimmten. 

Reagieren auf aktuelle Situation unmöglich

Weiter sei es Bäuerinnen und Bauern wegen geltender Vorschriften ebenfalls oft unmöglich, aufgrund einer aktuellen Situation das bestmögliche Einsatzmittel zu wählen. Der VLT nennt als Beispiel die künftig für die Gülleausbringung vorgesehenen Vorschriften

Drei V statt zwei V

Im Thurgau testet man sozusagen den Ersatz von zwei V (Vorschriften und Verbote) durch deren drei, nämlich Vertrauen, Vereinfachung und Verantwortung. Dies im Rahmen des 3V-Projektes, das zusammen mit dem Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und dem Kanton vom VLT lanciert worden ist. Auch der Kanton Glarus ist beteiligt.

Mit einem ziel- statt massnahmenorientierten Ansatz sollen mehr Freiheiten in der Umsetzung von Massnahmen möglich sein. Ausserdem will man damit auch der Erreichung der Umweltziele Landwirtschaft näherkommen. 

Grundlagen für die AP 26+

Ziel des 3V-Projektes ist die Ausarbeitung möglicher Umweltzielwerte, in Zusammenarbeit mit Landwirten, Forschenden und Verwaltung. Es brauche den Einsatz aller Beteiligten, um die nötigen Grundlagen bis zur Agrarpolitik ab 2026 (AP 26+) zu erarbeiten

«Nur wenn die Betriebsleiterin oder der Betriebsleiter wieder selbst über das eigene Handeln bestimmen kann, ist die Erreichung aller drei Nachhaltigkeitsziele (ökonomische, ökologische und soziale) gewährleistet», so der VLT. 

 

Das Projekt 3V

Gemäss dem Bundesamt für Landwirtschaft läuft das Projekt 3V von 2019 bis 2023 und umfasst folgende Ziele:

  • die 3V-Anforderungen (Vertrauen, Verantwortung und Vereinfachung) basierend auf bestehenden Vorschlägen des Vorläuferprojektes praxisnah und unter Mitwirkung der beteiligten Landwirtschaftsbetriebe weiterzuentwickeln 
  • die Anwendbarkeit und Akzeptanz der 3V-Konzeptes auf Landwirtschaftsbetrieben zu testen, einschliesslich Möglichkeiten des Vollzugs und der Kontrollen
  • regionalisierte Ziele und Massnahmen zu entwickeln und auf den Betrieben im Hinblick auf die Umsetzbarkeit und die Auswirkungen zu evaluieren
  • zu zeigen, ob und inwieweit die Betriebe durch die Beteiligung an 3V in den Bereichen Markt, Betrieb und Umwelt gestärkt werden
  • die Auswirkungen des 3V-Modelles auf die Lebensqualität, vor allem in Bezug auf die Reduktion der administrativen Aufwände, zu untersuchen